Aresing
"Es ist ein gutes Gefühl"

Klaus Angermeier ist einziger Bürgermeisterkandidat für Aresing und wird auch von FW und SPD mitgetragen

26.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:55 Uhr
Klaus Angermeier vor dem Rathaus neben dem Gedenkstein, der 2013 zur 950-Jahr-Feier aufgestellt wurde. Zu dem Zeitpunkt war er noch nicht Bürgermeister von Aresing. −Foto: Budke

Aresing - Ehrenamtlich in Vollzeit ist Klaus Angermeier (CSU) in Aresing als Bürgermeister unterwegs, und das soll so bleiben.

 

Deshalb stellt er sich heuer zur Wiederwahl - ohne Gegenkandidat. Seine Kandidatur wird von den übrigen Gruppierungen, deren Vertreter sich für den Gemeinderat bewerben, mitgetragen. Bei einem Spaziergang durch den Hauptort erzählt er, was in den vergangenen Jahren in Aresing auf den Weg gebracht wurde, wie es weitergehen soll und warum er gerne Bürgermeister ist.

Vor dem Rathaus hängt ein großes Plakat, auf dem alle Kandidaten abgebildet sind, die heuer in den Gemeinderat gewählt werden möchten. Hier hat nicht jede Gruppierung - CSU-Ortsverband Aresing, Freie Wähler "Einigkeit" Aresing und SPD Schrobenhausen-Aresing - ein eigenes Werbeschild aufgestellt, sondern alle Gesichter wurden auf eine Folie gedruckt. Das ist aus Sicht von Angermeier ein gutes Symbol dafür, wie gut in "seiner" Gemeinde zusammengearbeitet wird. Als er 2014 Bürgermeister wurde, war er "Quereinsteiger" wie er sagt, ein politischer Neuling ohne Gemeinderatserfahrung. Gegen zwei weitere Kandidaten setzte er sich mit deutlichen 60 Prozent durch und ist schon ein bisschen stolz darauf: "Die CSU stellte damit nach über 36 Jahren wieder den Bürgermeister. " Trotzdem gehe es in der täglichen Arbeit nicht um Parteien, sondern um das Miteinander. So baten ihn im vergangenen Herbst die Vertreter der anderen zwei Parteien, erneut zu kandidieren. "Es ist ein gutes Gefühl", freut sich Angermeier, der auch bei den Bürgern beliebt ist.

Bei einem Abstecher in die Mittagsbetreuung wird das offensichtlich: Nicht nur die Mitarbeiterinnen begrüßen ihn herzlich, auch die Kinder freuen sich und sprechen ihn ohne jede Berührungsangst an: "Ich hab noch dein Lineal", sagt ein Kind, das gerade Hausaufgaben macht. "Ja wirklich", antwortet Angermeier, "weißt was, das darfst du behalten. " 40 Kinder gehen in die Betreuung, die im ehemaligen Pfarrheim untergebracht ist, in der einzügigen Mittelschule sind mit Inklusionsklasse zirka 230 Mädchen und Jungen. Der Kindergarten, an dem der Spaziergang vorbeiführt, wurde für 2,2 Millionen Euro ausgebaut und aufgestockt. So sind insgesamt fünf Kindergarten- und drei Kinderkrippengruppen entstanden. "Und heute ist er voll bis oben hin", sagt Angermeier. Diese Entscheidung fiel gleich im ersten Jahr seiner Amtszeit, wie auch der Beschluss eines Neubaugebietes mit 45 Wohneinheiten. "Im September haben wir den letzten Platz verkauft", weiß der gebürtige Autenzeller, "jetzt machen wir eines mit elf Plätzen. Man muss schauen, dass die einheimischen jungen Leute dableiben. "

Als nächstes müsse für Senioren etwas getan werden, blickt Angermeier in die Zukunft. "Ein Mehrgenerationenhaus würde uns allen schon vorschweben. Aber da gibt es viel zu überlegen: Wer baut das? Wer zahlt das? Wer unterhält das? " Bis auf einen Bäcker gibt es keine Einkaufsmöglichkeiten im Ort: "Das ist schon ein bisschen ein Nachteil. " Ob man vielleicht eine Art Bürgerbus einrichten kann, darüber könne nachgedacht werden: "Öffentlicher Nahverkehr ist ein großes Problem, aber es muss auch bezahlbar sein. " Ein Thema, das die meisten Gemeinden aktuell beschäftigt - ebenso wie die Abwasserklärung: die drei Teichkläranlagen im Aresinger Gemeindegebiet werden aufgelöst, Druckleitungen gelegt und das Wasser nach Schrobenhausen gepumpt. Beteiligt werden die Bürger an den Kosten mittels Zahlung von Verbesserungsbeiträgen - eine teure Angelegenheit, die Gemeindehaushalt und Bürger belastet.

"Finanziell geht es uns nicht schlecht. Wir haben gute Gewerbesteuereinnahmen, vor allen durch die Firma Bauer", so Angermeier. Im Gewerbegebiet wurde ganz frisch Ende 2019 eine Flächennutzungsplanänderung auf den Weg gebracht: "Wir haben zwölf Hektar neue Gewerbefläche ausgewiesen. Die Firma Bauer möchte massiv erweitern. " Damit ist die Einnahme gesichert, aber "wir haben auch riesige Aufgaben vor uns", gibt der Bürgermeister zu bedenken: "Die Kanalsanierung und unsere Schule stehen an. " Diese müsse saniert beziehungsweise neu gebaut werden, indem man sukzessive abreiße und neu baue. "Wir tun da schon ein paar Jahre rum, das ist nicht einfach, weil wir immerhin von 18 bis 20 Millionen Euro sprechen - das ist schon eine Hausnummer für eine Gemeinde wie Aresing. " Den gesetzlich festgeschriebenen Anspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder müsse man dabei berücksichtigen. "Das wird die große Herausforderung für die nächsten Jahre", ist sich Angermeier sicher, der sich auch, wenn's mal nicht so gut läuft, seine gute Laune nicht verderben lässt. "Ich bin ein sehr positiver Mensch", sagt er, in sechs Jahren Amtszeit habe ihn im Rathaus noch niemand "ekelhaft" erleben müssen.

Ein wichtiger Anker im Leben ist für Angermeier die Familie. Er und seine Frau Waltraud haben drei mittlerweile erwachsene Kinder im Alter zwischen 37 und 25 Jahren und fünf Enkelkinder. "Das ist wunderbar", strahlt der 57-Jährige. Auf die Frage, wie viel Freizeit er habe, reagiert Angermeier amüsiert: "Freizeit? ", fragt er zurück, als ob dies ein Wort aus einer unbekannten Sprache wäre, "das habe ich schon mal wo gehört. " Wenn etwas Zeit übrig ist, geht er mit seiner Frau Radl fahren, und ein paar Stunden in der Woche hilft er dem Sohn in der Autowerkstatt, die er selbst vor 25 Jahren aufgebaut hat. Aber letztlich sei er als Bürgermeister immer im Amt.

SZ

Heidrun Budke