Karlskron
In Sachen Scherm droht ein neues Bürgerbegehren

Kritik an Erweiterungsplänen auch im Gemeinderat Unternehmen betont Dialogbereitschaft

15.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:12 Uhr

Großes Interesse: Rund 40 Zuhörer aus Karlskron und Lichtenau kamen in die Gemeinderatssitzung nach Karlskron. - Foto: Schittenhelm

Karlskron (SZ) Mammutsitzung vor großem Publikum: Rund 40 Zuhörer waren am Montagabend zur Gemeinderatssitzung ins Karlskroner Rathaus gekommen, um sich über die geplante Standortentwicklung der Firma Scherm in Probfeld zu informieren.

Wie berichtet, beabsichtigt Scherm, seine bislang genutzte Fläche etwas anders zu gestalten und weitere angrenzende Bereiche als Pkw-Abstellflächen hinzuzunehmen. Die Rede ist konkret von 25 Hektar, die in Flächennutzungs- und Bebauungsplan aufgenommen werden sollen. Ein Teil der bereits bestehenden Abstellflächen soll so umgewidmet werden, dass dort auch das Verladen von Autos und nicht mehr nur das reine Abstellen möglich ist.

Ganz aktuell formiert sich in der Gemeinde Widerstand, der auf ein "Bürgerbegehren Donaumoos" hinauslaufen könnte, mit dem die weitere Entwicklung der Firma eingeschränkt oder gar ganz verhindert werden könnte. Ansprechpartner sind Theo und Inge Jakob. Sie und ihre Mitstreiter wollen, dass der aus ihrer Sicht immense Flächenverbrauch eingedämmt wird. Mit ihrem Schreiben an die Gemeinde wollen sie die Gemeinderäte auch an deren Aussagen zur Flächenerweiterung aus dem Jahr 2012 erinnern, als es einen Bürgerentscheid gab, in dem sich die Karlskroner mehrheitlich gegen eine Flächenerweiterung von Scherm aussprachen.

Ergänzend zu den Informationen in der Gemeinderatssitzung stellte Maximilian Roos von der Firma Scherm auf Nachfrage unserer Zeitung klar: "Uns liegt an einem offenen Dialog mit den Bürgern. Daher haben wir unsere Standortentwicklung auch offen kommuniziert." Die ist auf die nächsten 10 bis 20 Jahre ausgerichtet. Allerdings müsse man als Unternehmen eben auch auf die Anforderungen und Erfordernisse des Marktes reagieren. Und die Planung und Abstimmung sollte bewusst mit den Bürgern gemeinsam erfolgen. Bislang, so Roos, sei jedoch keinerlei direkte Rückmeldung der Bürger ans Unternehmen erfolgt. "Wir würden die Bedenken der Bürger gerne im Direktgespräch besprechen. Nur so lassen sich unsere Vorstellungen mit den Ängsten der Bürger in Einklang bringen", signalisiert Roos noch einmal Dialogbereitschaft. Als lange in der Region verwurzeltes Unternehmen sei dem Logistikbetrieb sehr daran gelegen, keinen Nachbarschaftskrieg zu führen, sondern fair und ehrlich miteinander umzugehen. Und das könne selbstverständlich auch direkt auf dem Unternehmensgelände erfolgen. "Wer sich unsere Ziele und Standortpläne vor Ort anschauen möchte, kann dies gerne nach vorheriger Terminvereinbarung tun", so der Unternehmenssprecher. Roos: "Wir wollen nichts hinter dem Rücken der Bürger machen." Die in der Sitzung angesprochene Mängelliste alter Versäumnisse sei ein Teil der Standortentwicklung und würde im Rahmen dieser auch entsprechend aufgearbeitet. Man arbeite hier sehr eng mit dem Landratsamt zusammen, so Roos. Die meisten der bemängelten Punkte sind demnach von den Planern der Firma bereits in Angriff genommen worden oder befinden sich kurz vor dem Abschluss.

Die Gemeinderäte Martin Wendl, Tobias Appel, Thomas Krammer, Kurt Bachhuber, Hedwig Brüderle und Silvia Dirsch monierten insbesondere den Flächenverbrauch, die dauerhafte Zerstörung bester Ackerflächen (Wendl) und die durch (Teil-)Umsiedlungen des Unternehmens wegfallenden Einkommens- und Gewerbesteuereinnahmen. Werner Widuckel sieht die Pläne des Unternehmens etwas differenzierter: "Nur im Zusammenhang mit der Firma Scherm von immensem Flächenverbrauch zu sprechen, ist für mich falsch." Man müsse hier generell im Bausektor umdenken, weg von großflächig angelegten Einfamilienhäusern hin zu beispielsweise mehrstöckiger Bauweise, so der SPD-Politiker. Hier müsse wohl in der gesamten Gesellschaft ein Umdenken stattfinden.