Schrobenhausen
Hommage an die Legenden Röhrl und Geistdörfer

Der frühere Stadtrat Markus Kauderer hat elf nagelneue Audi TT mit einigen Spezialbauteilen getunt

05.09.2021 | Stand 23.09.2023, 20:39 Uhr
Sie haben nagelneue Autos erst einmal komplett zerlegt - mit Folgen: So sehen die Autofans am heutigen Samstag erstmals die umgestalteten Fahrzeuge mit Tobias Ziegler und Markus Kauderer (r.). −Foto: Floerecke

Schrobenhausen - Markus Kauderer hat sie alle in der Garage stehen. Elf Stück an der Zahl. Allesamt identisch. Von eins bis elf hat er sie nummeriert. Nagelneue, rote Audi TT RS in der Coupé-Variante mit dem traditionellen, aber seltenen Fünfzylinder-Turbo-Motor sind es. Sie alle hat der Mühlrieder in den vergangenen Monaten nach und nach neu gekauft und im besonderen Maße unter seiner Regie in Teilen umbauen und umgestalten lassen.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Markus Kauderer wollte ein ungewöhnliches Projekt starten. Mit Autos sollte es was zu tun haben, seinem Hobby, seine große Leidenschaft. Früher war der 48-Jährige auch schon mal bei der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft, der Rennsportserie für die mit von Serienfahrzeugen abgeleiteten Wettbewerbsfahrzeugen, in Mechanikerteams an den Rennstrecken dabei. Beim Nürnberger Norisring oder beim Hockenheimring etwa. Bei derartigen Gelegenheiten kam er auch mit Walter Röhrl ins Gespräch. Mit ihm pflegt er seit vielen Jahren guten Kontakt. Beide treffen sich regelmäßig.

Rallyefahrer des Jahrhunderts, Megastar

Walter Röhrl. Deutsche Rennsportlegende, Rallyefahrer des Jahrhunderts, Megastar, Automobilfachmann. In Branchenkreisen gilt er als der beste Autofahrer der Welt. Ausgesprochen bodenständig und sympathisch erzählen diejenigen über ihn, die ihn schon länger kennen. Zweifacher und bislang einziger deutscher Weltmeister im Rallye-Sport wurde er Anfang der 80er-Jahre. Ihm gelang mitunter das Kunststück, die Rallye Monte Carlo viermal mit vier unterschiedlichen Fabrikaten zu gewinnen.

Viele bringen Röhrl zweifellos mit dem berühmten, weißen Audi Sport Quattro in Verbindung. Mit diesem Geschoss gewann der gebürtige Regensburger 1987 das berühmte Bergrennen "Pikes Peak": 20 Kilometer Länge auf sandigen, nicht asphaltierten Straßen in den Rocky Mountains seinerzeit erstmals unter elf Minuten, neben der Strecke teils bis zu 1800 Meter Abgrund, keine Leitplanken. Wie auch hier und wie so oft war Christian Geistdörfer an seiner Seite. Elf Jahre lang war er Röhrls ständiger Beifahrer und Copilot. Und genau dieses außergewöhnliche Auto aus den 80er-Jahren ist es auch, das Markus Kauderer so fesselt.

Alles begann im Januar dieses Jahres. Die Idee war vorher schon geboren. Und Walter Röhrl war gleich richtig begeistert, erzählt der Mühlrieder heute. So wollte Markus Kauderer, der passionierte Autofan, ein individuelles Fahrzeug gestalten, das an die beiden Rennsportlegenden erinnert. "Legend Edition" hat er sein Projekt getauft. Und dafür elf (in Anlehnung an die gemeinsame Fahrerzeit) aktuelle Audi TT RS im Sommer nach und nach erworben. Die Modelle haben wie damals den Fünfzylinder-Turbo-Motor verbaut und sind als Coupé auf dem Markt.

Jede Menge besonderer Elemente

Dann wurden die Neuwagen zerlegt, umgestaltet und wieder zusammengebaut. Von Anfang Mai bis Ende August hat Markus Kauderer viele Feierabende und Wochenenden damit verbracht. Sein Hauptziel: Eine Menge der Elemente aus den 80er-Jahren der Röhrl-Geistdörfer-Ära sollten integriert werden. Insgesamt 50 Umbauten und Verfeinerungen wurden teils von ihm, teils von externen Firmen vorgenommen. Zum Beispiel wurde das Fahrwerk umgebaut, den roten Sportwagen, analog dem Ur-Quattro, wurden weiße Felgen verpasst.

Die Liebe steckt im Detail. Beispielsweise auf dem Dach oberhalb der beiden Türen und an den beiden seitlichen Spoiler-Enden finden die Unterschriften der beiden Rennsportlegenden Platz. Die Lüftungsattrappen wurden anstatt aus grauem Kunststoff auf Metall schwarzglänzend lackiert. Was gar nicht so einfach war: Die Firmen mussten erst mal gefunden werden, die die besonderen Einzelteile in begrenzter Stückzahl nach seinen Vorstellungen herstellen. Im Innenraum wurde beispielsweise das damalige Keramikmuster in den Türverkleidungen und Sitzen integriert, das Lenkrad etwa ist aus Hirschleder. Und, und, und.

Mit ins Boot hat Kauderer Tobias Ziegler geholt. Der Fachmann für Kfz-Folierung hat alle elf Fahrzeuge mit einer transparenten Lackschutzfolie aus Poreomethan passgenau überzogen. Dieses durchsichtige, werterhaltende Material, erzählt der 32-Jährige, sei bis zu einem gewissen Grad selbst heilend. Entstandene Kratzer könnten durch Wärme wieder entfernt werden, außerdem schütze es den Lack vor Steinschlägen oder Umwelteinflüssen wie Sonneneinstrahlung und Hagel. Nachdem die Lackfolie aufgetragen war, kam als letzter Schritt die zweistufige Keramikversiegelung für Karosserie und Felgen.

Auch das nähere Umfeld, sagt Markus Kauderer, war recht schnell von seiner Idee angetan. Deshalb fand er bereits vor dem eigentlichen Start Kaufinteressenten, ohne Werbung machen zu müssen. Ein Exemplar behält der Mühlrieder natürlich für sich selbst. Am Samstag war es dann so weit. Ehrengast Walter Röhrl übergab die besonderen Fahrzeuge persönlich in einem Neuburger Autohaus an die neuen Eigentümer.

SZ

Thomas Floerecke