Schrobenhausen
Der "bayerische Herrgott" und Schutzpatron des Viehs

Der Gedenktag des Heiligen Leonhard wird am 6. November gefeiert

05.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:52 Uhr
Hans Hammer
In dem beachtenswerten Glasfensterzyclus in der Stadtpfarrkirche St. Jakob in Schrobenhausen, der in zwei Perioden von Josef Dering 1947 bis 1951 und 1977 bis 1984 geschaffen wurde, befindet sich rechts hinten über der Reliquiennische des Hl. Alexander das "Märtyrer-Fenster". Hierin ist auch der Hl. Leonhard mit den gesprengten Gefangenenketten dargestellt. −Foto: Hammer

Schrobenhausen (SZ) "Bauernherrgott" wird der Heilige Leonhard in Bayern auch genannt.

Dabei war seine Herkunft weder bäuerlich noch bayerisch. Er wurde um 500 vermutlich in Orléans in Frankreich geboren und ist um 559 im heutigen St. Léonhard-de-Noblac in der Nähe von Limoges gestorben.

Er wurde von Erzbischof Remigius von Reims getauft und unterrichtet. Ihm wurde später sogar ein Bistum angeboten, doch Leonhard schlug es aus. Er wollte lieber in der Einsamkeit des Waldes leben und nur Gott dienen.

Der Name Leonhard ist althochdeutsch und heißt "der Löwenstarke". Von seiner kleinen Zelle in Noblac bei Limoges aus heilte er Kranke und unterstützte die Armen. Besonders am Herzen lagen ihm die Gefangenen, die er regelmäßig im Kerker besuchte. Oft soll allein sein Gebet ihre Ketten gesprengt haben. Vielleicht erreichte der Einsiedler aber auch deswegen so viel für seine Schützlinge, weil er beim König "einen Stein im Brett hatte". Als der König auf der Jagd einmal von seiner schwangeren Frau begleitet wurde, setzten plötzlich die Wehen ein. Leonhard eilte herbei, betete für Mutter und Kind - und die Königin gebar einen gesunden Buben. Der König versprach zum Dank dem Retter Gold und Silber. Doch Leonhard bat, diese Belohnung den Armen zukommen zu lassen. Für sich selbst erbat er sich nur ein so großes Stück des Waldes, wie er es in einer Nacht mit seinem Esel umreiten konnte. Dies wurde ihm so auch gewährt. Dort errichtete er ein Kloster in dem er bis zu seinem Tod in großer Enthaltsamkeit lebte. Es entwickelte sich das Kloster Saint-Léonard-de-Noblac, dem er auch einige Zeit als Abt vorstand. Die Klosterkirche, die bis heute das Grab des Heiligen beherbergt, ist immer noch ein beliebter Wallfahrtsort.

Schon bald nach seinem Tod begann seine Verehrung als Schutzpatron der Gefangenen, weshalb er oft mit Ketten oder Fesseln abgebildet wird. Im Lauf der Zeit deuteten die Gläubigen diese Ketten aber auch als Viehketten, und Leonhard wurde somit zum Vieh- und Pferdepatron, zum Beschützer von Haus und Hof. Das machte ihn unweigerlich zu einem der wichtigsten und beliebtesten Heiligen in Bayern.

Seine Verehrung in Altbayern ist ungebrochen und zeigt sich alljährlich in den großen Leonhardifahrten landauf und landab. Eine davon findet auch in Inchenhofen, oder "z'Leahard", wie es im Volksmund genannt wird, statt. Die Wallfahrt zum heiligen Leonhard in Inchenhofen war über Jahrhunderte hinweg die größte Wallfahrt Deutschlands und stand auch weltweit nach den Wallfahrten nach Jerusalem, Rom und Santiago an der vierten Stelle der Beliebtheit.

Der Heilige Leonhard ist Schutzpatron der Bauern, Ställe, Stallknechte, Fuhrleute, Schmiede, Schlosser, Lastenträger, Kohlenschlepper, Schäffler, Butter- und Obsthändler, Bergleute, der Gefangenen, der Pferde, des Viehs, für eine gute Entbindung, gegen Geistes- und Geschlechtskrankheiten sowie Kopfweh, armen Seelen und der Sterbenden, der Soldaten, Apotheker, Sanitäter und Kaufleute, der Bäcker, Drechsler, Schneider, Glaser, Maler, Zinngießer und der Bankangestellten. Er wird angerufen gegen Blitz und Unwetter und für einen guten Tod. Im Volksmund wird der Gedenktag des Heiligen Leonhard auch "Leonhardi" genannt. Um Leonhard bildeten sich auch wichtige Bauernregeln heraus. Beispielsweise war das Wetter um den Leonharditag wichtig für das Getreide im nächsten Jahr: "Wenn auf Leonhardi Regen fällt, ist's mit dem Weizen schlecht bestellt" oder "Wie's Wetter zu Leonhardi ist, bleibt's meist bis Weihnachten hin" und "Hängt das Laub bis Leonhardi hinein, wird der Winter ein langer sein". Sein Gedächtnistag, der 6. November war früher der Hauptfesttag nach Ostern, Pfingsten und Weihnachten.

Hans Hammer