Schrobenhausen
Gemeinsam für Menschen in Not

Die Caritas versucht, Bedürftigen mit verschiedenen Angeboten unter die Arme zu greifen

27.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:24 Uhr
Fritz Endres
Not macht erfinderisch: Aus Lebensmittelrestbeständen vor der Schließung der Caritasbegegnungsstätte in Schrobenhausen und Spenden von örtlichen Supermärkten kochen die beiden Mitarbeiterinnen der Caritas Kamil Singh (l) und Carolin Hainzinger Tomatensuppe, Pesto, Ratatouille und vieles mehr für ihre Klienten. Die warme Mahlzeit wird den Bedürftigen vor die Haustür geliefert. −Foto: Caritas

Schrobenhausen - Durch das derzeitige Kontaktverbot ist es für die Mitarbeiter der Caritas schwierig, einen Spagat zwischen Hilfeleistung, dem Schutz der Mitarbeiter und den Bedürftigen zu finden.

Auf Anfrage unserer Zeitung gaben der Geschäftsführer der Caritas Neuburg-Schrobenhausen, Hans Peter Wilk, und Caroline Hainzinger von der Caritas in Schrobenhausen einen Einblick in die derzeitige schwierige Situation. Kreativität und Improvisation sind von Nöten, um Menschen in sozialer Notlage zu unterstützen.

"In allen Diensten wird momentan auf einen direkten Kontakt mit Besuchern verzichtet. Sowohl in Neuburg als auch in Schrobenhausen seien die Caritashäuser und die Außenstellen und Läden für Besucherinnen und Besucher geschlossen. Die Beratungsdienste fänden weiterhin statt und würden vorwiegend am Telefon abgewickelt, berichten Hans-Peter Wilk und Caroline Hainzinger. Zwischen den Mitarbeitern und den Klienten gibt es sehr häufig sehr enge persönliche Kontakte. "Viele der Betroffenen leiden zum Teil sehr, da der Kontakt zu den Betreuungspersonen der Caritas oft der einzig persönliche Kontakt ist. Sie fühlen sich alleine gelassen und haben auch Ängste. Telefongespräche finden deshalb öfter täglich statt", erzählt der Geschäftsführer aus den Erfahrungsberichten seiner Mitarbeiter. Für viele Klienten sei durch die Kontaktsperre alles weggebrochen. Psychisch kranke Menschen leiden besonders darunter, da es derzeit den gewohnten Alltag nicht mehr gibt. Immer mehr Ratsuchende bitten um eine Beratung, da viele Firmen bereits Kurzarbeit angemeldet haben oder es noch tun werden. "Die Zukunftssorgen der betroffenen Menschen sind groß, da viele nicht wissen, wie es nach der Corona-Krise weiter gehen soll. Bei uns melden sich auch Menschen, die bereits entlassen worden sind und die nicht wissen, wie sie mit der Arbeitslosigkeit umgehen sollen. Sie wollen einfach nur beraten werden. Es gibt Existenzängste", beschreibt Hans-Peter Wilk die Situation.

"In Schrobenhausen betreut die Caritas rund 80 Klienten. Das sind psychisch- und suchtkranke Menschen, die in der Belegungsstätte im neuen Haus der Caritas in der Bartengasse in Schrobenhausen betreut werden, die aber im Augenblick geschlossen ist", erzählt Carolin Hainzinger. Jeder wird so oft angerufen wie er es möchte und es für ihn notwendig erscheint. "Auch wird auf Wunsch ein gekochtes Mittagessen, das nur noch erwärmt werden muss, und Lebensmittel, die wir durch Supermarkt- und Bäckerspenden erhalten, vor die Tür gestellt", erzählt Caroline Hainzinger. Durch die festen Telefontermine und auch Liefertermine wird eine gewisse Tagesstruktur aufrechterhalten; neben der physischen und psychischen Versorgung. "Die Essenslieferung bedeutet für unsere Klienten nicht nur materielle Versorgung, sondern die Aufrechterhaltung des Gefühls in der Begegnungsstätte, das mit dem Aufgehoben sein in einer Familie vergleichbar ist", beschreibt Caroline Hainzinger die Aktivitäten. Die Bedürftigen fühlen sich mitversorgt und bedacht, was wesentlich zur psychischen Gesunderhaltung beiträgt, ebenso wie durch die Telefonate.

Rund 20 Klienten werden täglich von der Caritas in Schrobenhausen versorgt. Bei der Lieferung der Mahlzeiten wird eine kleine Grußkarte mitgeliefert. Für Ostern planen die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen in Schrobenhausen eine besondere Aktion für ihre Klienten. "Wir telefonieren zweimal pro Woche bis täglich mit allen unseren Klienten, die alle sind sehr dankbar sind, dass sie angerufen werden. Bis jetzt gibt es noch niemand mit einer psychischen Krise", sagt Caroline Hainzinger weiter. Besonders schwer trifft es den Personenkreis der sozialen Beschäftigung, die ihre Motivationszuwendung fest eingeplant haben. Aber auch die psychische Stabilität leidet, da sich viele durch ihre Leistung in den Beschäftigungsangeboten definiert haben im Sinne von "ich werde noch gebraucht - ich kann noch was". Zusätzliche Unterstützung in Form von Einkäufen, Lieferdiensten sowie telefonischen Kontakten bietet die Caritas kostenlos an. "Kein Mensch soll sich in solch einer Notsituation allein gelassen fühlen und bekommt von uns Hilfe", bringt es Carolin Hainzinger auf den Punkt.

Wilk hält mit seinem Teams Kontakt über Telefonkonferenzen, da Besprechungen nicht mehr möglich sind. Er wird ständig auf dem Laufenden gehalten, um rechtzeitig in dieser Krisensituation auf Veränderungen reagieren zu können. Besonders wichtig ist ihm die Gesundheit der eigenen Mitarbeiter. Wöchentlich werden die Teams gewechselt. Allen, die sich nicht hundertprozentig gesund fühlen, wird geraten, zu Hause zu bleiben. Telefonisch ist die Caritas in Neuburg unter (08431) 64880 und in Schrobenhausen (08252) 96730 zu erreichen.

SZ


Fritz Endres