Schrobenhausen
Im WM-Fieber: Mexikokenner aus dem Herzen Bayerns

Die WM läuft, und das ist auch im Schrobenhausener Raum ein riesiges Ereignis. Jürgen Broncel kennt das Land des ersten DFB-Gegners besonders gut.

15.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:48 Uhr
Den Daumen hoch: Jürgen Broncel mit Zabivaka. −Foto: Foto: Kaufmann

Schrobenhausen (SZ) Gemeinsam mit Ehefrau Susanne sowie den zwei Söhnen Luca und Eliah einfach mal für zwei Jahre in eine fremdes Land umzusiedeln, in eine fremde Stadt rund 9800 Kilometer von Schrobenhausen entfernt - Jürgen Broncel hatte einst, im Juli 2014, diesen Mut. Ab nach Puebla, ab nach Mexiko hieß es damals für ihn- aus beruflichen Gründen, als Anlagenplaner für seinen Arbeitgeber Audi.

Zugegeben, inzwischen ist der einstige Bayernligafußballer des MTV Ingolstadt schon längst wieder zu Hause im Herzen Bayerns - aber alle Eindrücke, alle Erlebnisse aus Nordamerika sind noch tief drin in seinem Kopf. "Und es sind vorrangig positive", betont der 45-Jährige gerne. Er hat Mexiko regelrecht lieben gelernt, dessen Einwohner werden von ihm als "supernett sowie extrem lebensfroh" bezeichnet - und, ach ja, Fußball spiele in dem rund 125 Millionen Einwohner beheimatenden Land eine riesige Rolle.

"Aber eine Chance gegen uns hat es an diesem Sonntag trotzdem nicht", glaubt Broncel. Beziehungsweise er hofft es: "Denn bei allen Sympathien für Mexiko bin ich in erster Linie schon noch Deutscher." Einer, der aktuell etwas zweifelnd auf Jogi Löws Jungs blickt: "Ich weiß nicht so recht, was ich von ihnen bei diesen Weltmeisterschaften halten soll. Aber ein gutes Gefühl habe ich nicht, mir fehlt bei uns etwas die Beherztheit und die Explosivität von früheren Großereignissen."

Was auf der anderen Seite die mexikanischen Kicker auszeichnet? "Ganz klar ihre technischen Qualitäten", antwortet der 45-Jährige wie aus der Pistole geschossen: "Allerdings haben sie diesmal nicht so die Stars in ihren Reihen wie vielleicht noch vor vier Jahren, außerdem gibt es bei ihnen unübersehbare Defizite in Sachen Taktik."

Ein Länderspiel von "El Tri" - so wird die Nationalmannschaft des nordamerikanischen Landes auch genannt - hat der Schrobenhausener übrigens nicht live während seiner Zeit über dem "Großen Teich" gesehen. "Dafür hatte ich jedoch das Glück, einmal bei einem Stadtderby in Mexiko City zwischen Club América und CD Cruz Azul sein zu dürfen. Wow, das riesige Aztekenstadion war damals mit rund 110.000 Zuschauern fast ausverkauft - und die Stimmung, die hierbei herrschte: einfach nur phänomenal, schlichtweg bombastisch."

Ebenfalls unvergesslich für ihn geblieben ist der Besuch eines Erstligamatches in Puebla. "Alle Zuschauer mussten hierbei, warum auch immer, ihre Gürtel vor dem Stadion abgeben. Und hinterher waren die Teuersten plötzlich verschwunden."

Broncels Augen glänzen bei diesen Sätzen, er gerät regelrecht ins Schwärmen:. "Ich geb's zu, hin und wieder habe ich schon ein bisschen Zeitlang nach Mexiko." Einem Land, in dem ja auch sein Töchterchen Emma auf die Welt gekommen ist. "Aber nicht nur deshalb werden wir immer eine große emotionale Bindung dorthin haben", betont der 45-Jährige. Lediglich am morgigen Sonntag muss die Liebe für rund 90 Minuten plus Nachspielzeit ruhen.

Roland Kaufmann