Aichach
Einzelhändler drängen auf Innenstadtentwicklung

Robert Burkhard: "Könnten auf 15 Parkplätze verzichten" - Bürgermeister möchte Web-Befragung

23.02.2022 | Stand 25.10.2023, 11:16 Uhr
Den Bereich zwischen Koppold-straße und Rathaus am Oberen Stadtplatz könnten sich Teile der Einzelhändler verkehrsberuhigt vorstellen. −Foto: Winter

Aichach - Es war eine äußerst emotionale und kontroverse Debatte, die der Aichacher Stadtrat im Oktober 2021 führte. Im Mittelpunkt: eine Verkehrsberuhigung in Teilen der Altstadt. Nach längerer Diskussion verständigten sich die Räte und Rätinnen schließlich mit 20:8 Stimmen darauf, die großen Busse des Augsburger Verkehrsverbundes (AVV) vom Stadtplatz dauerhaft fernzuhalten und einen Arbeitskreis zu bilden. Der soll ein Konzept entwickeln, wie und wo am Stadtplatz eine Verkehrsberuhigung erreicht werden kann.

Bei der Vorstandssitzung der Aktionsgemeinschaft Aichach (Aga) wollten die Einzelhändler nun wissen, wie der aktuelle Stand in puncto Innenstadtentwicklung ist. Eingeladen waren Vertreter des Stadtrats, allerdings kam nur einer, nämlich Lothar Bahn von der Freien Wählergemeinschaft stellvertretend für FWG-Sprecher Georg Robert Jung. Auf die Frage, ob es schon irgendwelche Fortschritte gebe, antwortete Bahn, er habe noch nichts Neues gehört. "Meines Wissens hat sich noch kein Arbeitskreis formiert", ließ er sich vernehmen.
Das bestätigt auch SPD-Fraktionsvorsitzende Kristina Kolb-Djoka auf Nachfrage unserer Zeitung. Es habe sich bislang noch kein Gremium zusammengefunden. Wann dies geschehen soll, könne sie nicht sagen, sagte die Referentin für Gewerbliche Wirtschaft und Mitglied im Bau-, Verkehrs-, Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss.

Robert Burkhard, einer der Aga-Vorsitzenden, zeigte sich enttäuscht, dass bisher noch nichts vorwärtsgegangen sei. Im November, Dezember des vergangenen Jahres habe er den Eindruck gehabt, es bewege sich etwas. Nun herrsche aber wieder Stillstand. Ob es dafür politische Gründe gebe? Vermutlich habe die Verwaltung einfach nur viel zu tun, meinte Bahn.

Zur Erinnerung: In der Bauausschusssitzung Mitte November hatte man sich darauf geeinigt, dass der Aichacher Bauausschuss als Gremium für die Erstellung eines Verkehrskonzepts zuständig ist. Beratend mit ins Boot geholt werden sollte jeweils ein Vertreter des Einzelhandels, der Gastronomie und der Anwohner. Der Aga-Vorstand bekräftigte noch einmal, an einem Konzept mitarbeiten zu wollen. Burkhard sagte, er könne zwar nicht für alle Aga-Mitglieder sprechen, aber der Grundtenor sei, dass man auf jeden Fall mehr Aufenthaltsqualität in der Innenstadt wolle. "Und wenn dafür 15 Parkplätze in der Stadtmitte weichen müssen, können wir das aus unserer Sicht durchaus verkraften." Die Aktionsgemeinschaft sei zwar weit davon entfernt, die Stadt absperren zu wollen; aber es gebe genügend andere Möglichkeiten zu parken, etwa in der Tiefgarage.

Burkhard betonte, jetzt seien die Weichen für die nächsten 15, 20 Jahre zu stellen. Wenn bei der Entwicklung eines Gesamtkonzepts für die Innenstadt herauskomme, man brauche die Parkplätze, sei das für ihn auch okay. "Aber jetzt muss endlich etwas gemacht werden", fordert der Geschäftsmann. Er habe beim Busunternehmen Schwaiger nachgefragt, was es davon halte, Fahrgäste vom Aichacher Bahnhof mit kleinen Shuttlebussen weiterzutransportieren. Diese Variante wurde unter anderem im November 2021 im Bauausschuss aufs Tapet gebracht. Dabei ging es darum, alle AVV-Linien am Bahnhof enden zu lassen, um die großen Busse aus der Innenstadt herauszuhalten. Burkhard berichtete, Schwaiger sehe keinerlei Problem darin, für die Strecke Bahnhof-Innenstadt Shuttlebusse einzusetzen. "Aus meiner Sicht wäre das eine sinnvolle Lösung", erklärte Burkhard.

Bürgermeister Klaus Habermann (SPD) stellt auf Nachfrage klar, es sei in der Zwischenzeit durchaus einiges passiert. Die Stadt habe sich mit dem AVV über kleinere Busse unterhalten und mit dem Staatlichen Bauamt über mögliche Haltestellen außerhalb der Innenstadt. "In Kürze werden wir außerdem mit dem Taxiunternehmen Schmaus über die Möglichkeit von Shuttlebussen vom Bahnhof zur Altstadt sprechen", machte das Stadtoberhaupt deutlich. Angedacht sei zudem, eine Web-Befragung zu dem Thema Innenstadtentwicklung durchzuführen, um unter anderem die Ansicht der Anwohner in der Altstadt zu hören. Im März würden die Zwischenergebnisse zu dem Thema im Bauausschuss vorgestellt, kündigte Habermann an.

Quasi als Anwalt der Anwohner-Interessen in der Altstadt sieht sich eine Gruppe aus rund 20 Personen, die sich im November 2021 erstmals zusammengefunden hat. Ihr Name: Interessengemeinschaft Altstadt-Anwohner Aichach. Als ihr Vertreter war Franz X. Müller bei der Aga-Sitzung mit dabei. Ziel der Gruppe sei eine Zusammenarbeit mit der Aga und die Verbesserung verschiedener Verkehrsthemen, sagte Müller. In einem Schreiben vom November 2021 an den Bau- und Verkehrsausschuss fordert die Interessengemeinschaft zum Beispiel eine bessere Beschilderung der Tempo-20-Zone in der Altstadt sowie eine erneute zeitweise Sperrung der Koppoldstraße zwischen Schloss- und Stadtplatz.

SZ


Thomas Winter