Schrobenhausen
Eine Win-win-Situation

Regionale Erzeuger liefern bei den Marktschwärmern aus dem digitalen Hofladen

03.12.2020 | Stand 23.09.2023, 15:49 Uhr
Ein besonderes Bier, wie es Til Huesmann braut, handgemachte Seifen, frisches Gemüse und andere regionale Produkte gibt es bei den Marktschwärmern. −Foto: Fuhrmann

Schrobenhausen - Ökologische Lebensmittel, kurze Transportwege und ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis: In Schrobenhausen und Pfaffenhofen haben regionale Erzeuger lange nach einer geeigneten Form der Online-Vermarktung gesucht und sind letztendlich bei der führenden Plattform in Deutschland gelandet, den Marktschwärmern.

Das Konzept der in Berlin ansässigen Firma wurde aus Frankreich übernommen und so findet man in Deutschland nun schon mehr als 150 regionale Marktschwärmereien. Hauptsächlich in den Großstädten wie Berlin, Köln oder Frankfurt. Aber was in den Metropolen funktioniert, geht natürlich auch dort, wo es sehr viele kleine Erzeuger gibt, die ihre saisonalen und fair produzierten Lebensmittel und Produkte nicht nur in Hofläden, sondern auch einer breiteren Klientel anbieten möchten. Und genau darauf haben Verbraucher in Schrobenhausen und Pfaffenhofen lange Jahre warten müssen.

"Seitdem wir seit Sommer jeden Samstag direkt am Pfaffenhofener Markt abliefern, steigt die Anzahl der Bestellungen nahezu wöchentlich in Rekordhöhen. Trotz Corona", berichtet Vorstandsmitglied Markus Käser vom Verein Pfaffenhofener Land und Hallertau und Mitinitiator der Pfaffenhofener Marktschwärmerei. Die kürzlich veröffentlichte Halbjahresbilanz kann sich sehen lassen. 35 regionale Erzeuger bieten mehr als 650 Produkte an. Auf der anderen Seite stehen zirka 850 angemeldete Kunden, von denen wöchentlich mehr als 100 ihre bestellte Ware am Markt abholen. In Schrobenhausen fällt der Kundenstamm etwas kleiner aus. "Noch", meint Till Huesmann. "Zirka 40 von etwa 380 angemeldeten Kunden holen jeden Freitagnachmittag ihre Ware am Leinfelderhof oder in Waidhofen ab. Das Ganze ist aber noch schwer ausbaufähig, denn die Kunden kommen gerade so richtig auf den Geschmack", erzählt er. Wo sonst findet man auch ein solch interessantes Portfolio an regional produzierten Lebensmitteln und das auch noch größtenteils von Bio-Betrieben? Backwaren, Käse, Milch, Fleisch vom Schwein, Kalb, Rind, Huhn, Pute oder auch Wild, Obst und Gemüse, Eier, Kaffee und mittlerweile sogar Kuchen, Macarons oder Schokolade aus Kamelmilch. Und das alles aus einem Umkreis von maximal 40 Kilometern.

Das Konzept ist für beide Seiten so einfach. Die Erzeuger stellen die Ware, die gerade frisch geerntet wurde, Fleischwaren oder andere Produkte genau in der Anzahl ein, wie sie am Hof oder der Produktionsstätte verfügbar sind. So können sie die genaue Absatzmenge festlegen und müssen nach Belieferung nichts mehr mit nach Hause nehmen. Interessierte Verbraucher melden sich einfach kostenfrei bei einer oder mehreren Schwärmereien an. Auf den Erzeugerseiten kann man die jeweiligen Angebote einsehen und per Mausklick ordern. Die Bestellungen bei allen Anbietern werden dann gesammelt und man erhält eine Abholnummer. Die Kosten werden direkt vom Konto abgebucht, so dass am Abholtag kein Geld fließt.

Freitags treffen sich dann zwischen 16 und 17.30 Uhr die Schwärmer aus dem Schrobenhausener Land am Leinfelderhof, um ihre Waren entgegenzunehmen. Die meisten Erzeuger sind dann mit den bestellten Waren direkt vor Ort. Mit dem Bestellzettel in der Hand geht man dann von Stand zu Stand und sucht sich seine Sachen zusammen. Gleiches gilt für Pfaffenhofen, wo man sich am Samstag zwischen 9 und 12 am Marktplatz trifft. Sowohl in Pfaffenhofen als auch in Schrobenhausen sind Helfer vor Ort, die Neulingen das ganze System erklären.

"Spätestens nach dem dritten Einkauf findet jeder seine Waren im Handumdrehen", beruhigt Huesmann. Er ist übrigens selbst Erzeuger bei seiner Schwärmerei. Neben Apfelsaft von über 30 Jahre alten Obstbäumen und natürlich auch ganzen Früchten schlägt seine Leidenschaft fürs Bierbrauen. "Aber nur im ganz kleinen Rahmen. Und etwas exotisch, denn das bayrische Reinheitsgebot halte ich nicht ganz ein", erklärt er mit einem Lächeln. Sein erfrischendes, einer Berliner Weiße ähnelndes Bier, schmeckt besonders an heißen Sommertagen. Seine Anregungen fußen auf der Verkostung einiger Biere aus Belgien oder auch Frankreich und so finden sich auch mal Koriander oder Bitterorangenschalen in seinen Kunstwerken. Für seine Schwärmerei hat der Micro-Brauer noch ein paar Wünsche. "Wir suchen dringend einen Milchproduzenten aus der Region. Gerne auch Käse. Auch Enten und Gänse werden oft nachgefragt", zählt er auf. Er möchte das Angebot noch stark ausbauen und es vielleicht schaffen, dass es irgendwann zu 100 Prozent eng regional und komplett biologisch ist.

SZ

Detlef Fuhrmann