Schrobenhausen
Ein Vermisster im Kirchendachstuhl

Die Schrobenhausener Stützpunktfeuerwehr probte den Löscheinsatz in St. Jakob

14.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:28 Uhr
Manfred Schalk
Dunkel und eng ist es auf dem Dachboden der Stadtpfarrkirche St. Jakob. Schon der Weg dorthin ist für die Atemschutzträger der Feuerwehr mit ihrer schweren Schutzausrüstung kein Spaziergang. −Foto: Schalk, Manfred, Schrobenhausen

Schrobenhausen (SZ) Alarm für die Schrobenhausener Feuerwehr. Ein Schwelbrand im Dachstuhl der Stadtpfarrkirche St. Jakob wurde gemeldet. So stellte sich das Szenario einer Übung für die Stützpunktfeuerwehr dar.

Es ist kurz vor halb acht. Die Geschäfte in der Innenstadt sind bereits überwiegend geschlossen. Alle Parkplätze rund um den Pfarrsaal sind belegt. Die Schrobenhausener Feuerwehr rückt mit drei Fahrzeugen, darunter auch die Drehleiter, an. Es ist eng in den Gassen der Altstadt. Der Fahrern der Einsatzwagen bleiben nur wenige Zentimeter, um die großen Wagen unbeschadet an vorschriftsmäßig parkenden Autos sowie Falschparkern unfallfrei vorbeizubugsieren. Einige Vorhänge und Fenster gehen auf, Passanten zücken ihre Handys. Einige der Passanten und die rüstigen Damen, die sich zum Kegeln im Pfarrsaal treffen, fragen die Feuerwehrleute besorgt: „Was ist Schlimmes passiert?“

Die Aufklärung folgt auf den Fuß: Es handelt sich lediglich um eine anspruchsvolle Übung von rund 20 Atemschutzträgern der Schrobenhausener Feuerwehr. Der Auftrag an die Ausbilder Andreas Koch, Fabian Kress und Sebastian Landshammer ist klar formuliert: „Zwei Handwerker haben bei Renovierungsarbeiten einen Schwellbrand ausgelöst und werden aufgrund der Rauchgase ohnmächtig und irgendwo im Dachstuhl des Kirchenschiffes oder im Glockenturm vermisst. Zusätzlich Kontrolle von Glutnestern innerhalb und außerhalb der Stadtpfarrkirche.“ Zu allem Unglück ist auch noch der Strom komplett ausgefallen. Aufgeteilt in zwei Gruppen gehen die Einsatzkräfte die schmale Wendeltreppe zum Chor hoch, bevor sich die Wege die Wege der Feuerwehrleute im Gotteshaus trennen. Völlige Dunkelheit herrscht überall. Zusätzlich vernebelt weißer Rauch die Sicht der Einsatzkräfte. Sie sehen nicht mal mehr die Hand vor ihren Augen. Die Atemschutzmasken beschlagen bereits nach wenigen Augenblicken. Die Sicherheitskleidung mit den schweren Stiefeln an den Füßen, die Atemluftflaschen auf dem Rücken – das ist Schwerstarbeit für die Feuerwehrleute. Davon zeugen auch die Schweißperlen auf der Stirn der Atemschutzträger sowie die weißen Kristallflocken auf den Atemluftflaschen.

Leichter wird es für Feuerwehrleute auch durch die schmalen, steilen Holztreppen mit ausgetretenen Stufen nicht. Verwinkelte Mauervorsprünge und kleine Durchstiege fordern ihren Tribut. Helm und Atemluftflasche stoßen immer wieder gegen Steine und Holzbalken. An einem roten Sicherungsseil tasten sich die Einsatzkräfte vor, um die vermisste Person in der Nähe des Glockenstuhls zu finden. Plötzlich ertönt ein höllischer Lärm – zwei ohrenbetäubende Glockenschläge. „Halb neun!“, schreit einer der Feuerwehrleute. Dumpfes Gelächter dringt unter den Atemschutzmasken hervor. Die zweite Gruppe befindet sich mittlerweile im unteren Teil des Dachstuhls. Eine Schlauchleitung dient den Einsatzkräften als Orientierung und das schwache Licht der Wärmebildkamera erhellt die Umgebung lediglich ein wenig. Balken, Geländer und Stahlträger erschweren diesen Leuten das Vorankommen. Die Kommandos der Einsatzleitung hallen aus den Funkgeräten durch den riesigen Dachstuhl.

Das Geräusch aus den Atemmasken wirkt gespenstisch. Plötzlich wird es hell: Das Licht geht an. Erst jetzt erkennen die Feuerwehrleute die wahre Größe des Kirchendachstuhls. Jetzt müssen sie nur noch die verletzte Person – dargestellt durch eine menschengroße Puppe – durch den schmalen Abstieg sicher hinab bringen. Während einer kurzen Lagebesprechung gibt es ein dickes Lob von den Ausbildern zum Abschluss der Übung. Dann geht es zurück ins Gerätehaus an der Hörzhausener Straße. Eine erfrischende Dusche und eine stärkende Brotzeit beenden die anstrengende Übung in der Stadtpfarrkirche Schrobenhausen.

Manfred Schalk