Aresing
Wo ist der Landarzt?

Die Gemeinde Aresing sucht weiter nach einem Allgemeinmediziner - und versucht es jetzt mit Werbeflyern

22.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:07 Uhr

Aresing (SZ) Eigentlich ist das doch der Traum schlechthin für einen jeden Allgemeinmediziner: eine nette, kleine Gemeinde mit vielen sympathischen Patienten, eine fix und fertig eingerichtete Praxis, ein Dorf, in dem das Leben lebenswert ist, in dem man die Menschen mit ihren kleinen und großen Problemen noch kennt, in dem man als "Herr Doktor" gleich nach dem Pfarrer und dem Bürgermeister kommt.

Was klingt wie eine ZDF-Vorabendserie, ist in Wirklichkeit Aresing. Nur: Es fehlt der Hauptdarsteller.

Seit Wolfgang Rostek Mitte dieses Jahres in Ruhestand gegangen ist, hat Aresing keinen Hausarzt mehr. Frühzeitig hatte Bürgermeister Klaus Angermeier (CSU) mit Rosteks Unterstützung alle Hebel in Bewegung gesetzt, um einen Nachfolger zu bekommen - bisher ohne Erfolg. Anfang des Jahres habe es mal so ausgesehen, als könne die Praxis übergeben werden, doch diese Hoffnung habe sich dann leider zerschlagen, sagte Angermeier. Und nun drängt die Zeit: Wenn bis Jahresende kein neuer Doktor für Aresing gefunden werden kann, falle die Arztstelle weg, erklärte Angermeier am Montagabend in der öffentlichen Gemeinderatssitzung. Denn das Schrobenhausener Land sei mit Hausärzten überversorgt. Ab nächstem Jahr könne man in Aresing dann nur noch drauf hoffen, dass ein bereits in der Umgebung praktizierender Arzt hier eine Dependance eröffnet.

Doch zwei Monate bleiben noch. Angermeier will auf seine Gemeinde aufmerksam machen, will interessierte Ärzte mit der Lebensqualität, die es hier gibt, überzeugen. Deswegen hat er zusammen mit Wolfgang Rostek einen Werbeflyer entwickelt, den die Gemeinde Aresing nicht nur an die Hausarztpraxen der Umgebung geschickt hat (vielleicht will ja jemand eine Zweigstelle eröffnen? ), sondern auch an Weiterbildungsverbünde für Allgemeinmedizin, wo sie eine große Zahl an potenziellen Hausärzten erreichen könnten. Angermeier und seine Gemeinderäte hoffen, dass sich zumindest einer findet, der nach Aresing gehen möchte.

Natürlich wäre auch eine Gemeinschaftspraxis eine Möglichkeit für Aresing. Angermeier berichtete am Montag von einer Ärztin, die sich die Übernahme der Hausarztstelle im Ort vorstellen könne - allerdings nicht alleine, sondern nur mit einem Partner. Der fehle aber bisher. Er könne hier gerne vermittelt, wenn sich ein weiterer Interessent finde, so Angermeier.

Man sucht also weiter in Aresing - und das auf allen Wegen. So wurde, wie Angermeier berichtete, die Stelle im Bayerischen Staatsanzeiger ausgeschrieben, ein Inserat auf hausaerzte-bayern. de geschaltet, Kontakt mit einem Kommunalbüro für ärztliche Versorgung aufgenommen und bei Krankenhäusern nachgefragt, ob Interesse an einer Außen- oder Zweigstelle in Aresing besteht. Sogar als er selbst wegen einer Operation im Schrobenhausener Krankenhaus war, habe er bei jedem Mediziner, dem er begegnete, "die Werbetrommel gerührt", erzählte der Bürgermeister - leider ohne Erfolg.

"Die Praxis liegt seit Jahrzehnten in der Ortsmitte und verfügt über ausreichend Parkmöglichkeiten", sie biete "ein breites Spektrum der anspruchsvollen medizinischen Grundversorgung", heißt es im Flyer, mit dem die Gemeinde ihren neuen Dok sucht. Die Gemeinde Aresing lege Wert auf gute Kinderbetreuung und Familienfreundlichkeit, es gebe zahlreiche Vereine, gute Freizeitangebote und im Ort sowie im nahen Schrobenhausen eigentlich alles, was man im täglichen Leben brauche. Ein Arbeitsplatz wie in einer ZDF-Vorabendserie - in Aresing könnte es den noch geben. Kaum vorstellbar, dass hier niemand die Hauptrolle übernehmen möchte.

Bernd Hofmann