Schrobenhausen
Die Kinderstuben der Natur

In Bayern beginnt wieder die Brut- und Setzzeit - Beim Waldspaziergang gibt es einiges zu beachten

31.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:37 Uhr
Dass kleine Wildschweine, sie werden Frischlinge genannt, häufig alleine im Wald unterwegs sind, zählt zu einer Strategie. So wollen sie sich vor den natürlichen Fressfeinden schützen. −Foto: BJV

Schrobenhausen - Vor dem Hintergrund der aktuellen gesetzlichen Bestimmungen hat der Spaziergang in der heimischen Natur eine ganz besondere Bedeutung bekommen.

Zu Beginn des Frühlings zeigt sich die Natur im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen von seiner schönsten Seite. Die Natur erwacht, frisches Grün bietet Nahrung für viele Tiere. Gleichzeitig verwandeln sich Wiese, Feld und Wald in eine große Kinderstube, übrigens auch in der unmittelbaren Nähe von Siedlungen, denn die Brut- und Setzzeit beginnt in Bayern. Viele Wildarten wechseln von ihren Winterlebensräumen in die Gebiete, wo es reichlich Nahrung gibt und die besten Voraussetzungen für die kommende Generation geboten sind. Daher ist gerade jetzt rücksichtsvolles Verhalten besonders wichtig.

Um dem Tier- und Artenschutz zu genügen, empfiehlt die Vorsitzende der BJV-Kreisgruppe Schrobenhausen und Umgebung, Maria Grepmaier, deshalb allen Naturfreunden, im Frühjahr auf den Wegen zu bleiben: "Damit stören sie die Wildtiere am wenigsten. Menschen und auch Hunde, die auf den Wegen bleiben, werden von Wildtieren oft nicht als Bedrohung wahrgenommen und man hat als Spaziergänger eine gute Möglichkeit, unsere heimischen Wildtiere in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten. "

Dabei ist es nicht einfach, die Wildtiere ohne weiteres zu entdecken. Die meisten Tiere sind sehr gut getarnt. Junghasen, Rehkitze und Entenküken sind durch ihre Fellzeichnung, beziehungsweise das Federkleid fast unsichtbar, wenn sie sich bei Gefahr nahezu reglos ins Gras oder die Feldmulde drücken. "Dieses Verhalten und die gute Tarnung ist eine natürliche Feindvermeidung", weiß Grepmaier. "Damit wollen sich die Tiere vor ihren Fressfeinden verstecken. " Dass die Jungtiere oft alleine anzufinden sind, hat nichts damit zu tun, dass die Elterntiere nicht mehr da sind, sondern ist auch Teil der Strategie, nicht gefressen zu werden. Meist sind die Elterntiere nicht weit und wachen über ihren Nachwuchs. Rehkitze und kleine Hasen kommen nahezu ohne eigenen Körpergeruch auf die Welt. Tiermütter, die das Leben ihres Nachwuchses schützen wollen, legen die Kleinen in Wiesen oder im Wald alleine ab und suchen es nur zum Füttern auf, um das Versteck durch ihre eigene Witterung nicht an Fressfeinde wie Fuchs und Marder, Dachs oder Greifvogel zu verraten.

Feldhasenmütter zum Beispiel suchen ihre Jungen nur zweimal am Tag auf, um sie mit zwei kräftigen Portionen fettreicher Milch zu füttern. Für den Menschen heißt das, gebührenden Abstand zu halten, um dieses natürliche Verhalten nicht zu stören. Man sollte die Wildtiere auch auf keinen Fall berühren, auch wenn sie augenscheinlich allein und hilflos scheinen. Haben die Jungtiere den Geruch des Menschen erst angenommen, besteht die Möglichkeit, dass die Muttertiere ihre Jungen nicht mehr versorgen. Im Zweifelsfall sollten Naturliebhaber den ortsansässigen Jäger informieren.

Er kann den Zustand des Tieres einschätzen und gegebenenfalls handeln. In der Regel hilft sich die Natur aber selbst. Sehr früh im Jahr bringen die Wildschweine ihren Nachwuchs, die Frischlinge, zur Welt. Da heißt es, vorsichtig zu sein. Die Wildschweinmutter, die Bache, verteidigt ihren Nachwuchs vehement, wenn sie Gefahr wittert. Das Kinderzimmer, den so genannten Wurfkessel, richtet die Bache gerne im dichten Brombeergebüsch, im Jungaufwuchs von Buchen und Kiefern oder im Schilf ein. Besonders gefährdet sind Hunde, wenn sie dem Nachwuchs zu nahe kommen. Sie können schwer verletzt werden.

Es empfiehlt sich daher, einer Bache mit Frischlingen immer aus dem Weg zu gehen. Vom Dackel bis zum Dobermann - Hunde haben einen natürlichen Jagdinstinkt. Deshalb appelliert Maria Grepmaier an das Verantwortungsbewusstsein der Haustierbesitzer: "Bleiben Sie grundsätzlich auf den ausgewiesenen Wegen und führen sie Ihre Vierbeiner an einer zwei bis drei Meter langen Leine. " Denn die Jungtiere sind trotz guter Tarnung freilaufenden Hunden schutzlos ausgeliefert. Gerade im Frühling ist die Natur und die umgebende Kulturlandschaft besonders interessant.

"Genießen Sie vor dem Hintergrund der aktuellen gesetzlichen Bestimmungen die Zeit draußen und bitte bedenken Sie dabei, dass wir uns alle in den Kinderstuben und Wohnzimmern unserer Wildtiere aufhalten", heißt es in dem Text der BJV-Kreisgruppe.

SZ