Klingsmoos
Der Altar kehrt zurück

Besondere Vorabendmesse in St. Josef Klingsmoos - Anschließend Empfang

25.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:20 Uhr
Der frisch restaurierte Hochaltar aus dem Jahr 1929 wurde wieder in die Pfarrkirche St. Josef eingebaut. Am Samstag wird er wieder in Betrieb genommen. −Foto: Andrea Hammerl

Klingsmoos (SZ) Rund elf Wochen lang mussten Pfarrer und Kirchenbesucher auf den kunsthistorisch wertvollen Altar in Sankt Josef Klingsmoos verzichten. Frisch renoviert wird er am Samstag, 26. Mai, während der Vorabendmesse von Pfarrer Thomas Pendanam wieder in Dienst genommen.

Nachdem Pater Thomas die lateinische Inschrift für die Kirchenbesucher übersetzt hat, werden die Handwerker ihre Arbeiten erläutern. Schreinermeister Hans Schmid wird zudem die verwendeten Hölzer erklären, Kirchenmaler Peter Engelhardt war für die Optik zuständig und wird von seiner Arbeit berichten.
 
Rund 90 Jahre alt - und somit gute 50 Jahre älter als die heutige Pfarrkirche - ist der überwiegend aus Lindenholz geschnitzte und vergoldete Altar, der noch aus dem ersten Kirchenbau der katholischen Filiale Kirchenstiftung Klingsmoos stammt, der 1922 unter dem Ludwigsmooser Pfarrer Franz-Xaver Wonhas errichtet worden war. Trotz großer Opferbereitschaft der Gläubigen konnte die neue Kirche aufgrund des allgemeinen wirtschaftlichen Niedergangs der 20er-Jahre und einiger schlechter Erntejahre zunächst nur notdürftig eingerichtet werden. Erst 1928 wurde der Auftrag für den Altar erteilt, der 1929 eingebaut wurde. Die Klingsmooser Chronik drückt sich etwas vage zu den Künstlern aus, doch eine Nachfrage bei Diözesankonservator Michael A. Schmid der Diözese Augsburg schafft Klarheit.
 
"Der Altar ist stilistisch eindeutig ein Werk des Münchner Bildhauers Karl Baur", so Schmid. Der architektonische Entwurf zu dem expressionistischen Altar stamme von Michael Kurz (1876 bis 1957), dem berühmten Kirchenarchitekten aus Göggingen. Kurz und Baur seien jahrzehntelang befreundet gewesen und hätten viel gemeinsam gearbeitet. Das ist beispielsweise auch in Lichtenau der Fall, worauf Kreisheimatpfleger Manfred Veit verweist. Kurz fungierte hier als Kirchenbaumeister von St. Johannes Baptist, Karl Baur (1881 bis 1968) schuf den Altar. Auch in Klingsmoos war Kurz an der Ausstattung der Kirche beteiligt. So verweist Schmid auch auf ein Apsisfresko. Es stammte von Theodor Baierl, einem bekannten Jugendstil-Maler, der ebenfalls mehrfach für Kirchen von Michael Kurz gearbeitet hat. Auch Hans Döllgast soll an dem Hochaltar-Entwurf beteiligt gewesen sein.
 
Die Klingsmooser wussten ihren wertvollen Altar sehr wohl zu schätzen. Als die alte, baufällige Kirche abgerissen wurde, bewahrten sie ihn auf und bauten ihn 1979 in die heutige Kirche wieder ein. Mit der Zeit aber nagte auch der Holzwurm an dem guten Stück, so dass es "entwurmt werden musste", wie Kirchenpfleger Ludwig Rieß augenzwinkernd sagt. Noch problematischer waren die Leimfugen, die sich lösten. "Wir hätten nicht mehr länger warten können", meint Pfarrgemeinderatsvorsitzender Hans Kiefer. Schreinermeister Hans Schmid aus Klingsmoos erhielt den Auftrag, den Altar zu restaurieren.
 
"Handwerklich war die ursprüngliche Arbeit sehr gut", sagt Schmid, aber eine vermutlich bei einer späteren Restaurierung eingefügte Querstrebe habe Spannung hineingebracht. Schmid hat den Altar in 70 Arbeitsstunden zerlegt und wieder neu zusammengefügt. Mehrere Arbeitsschritte benötigte Kirchenmaler Engelhardt, der den Altar mehrfach grundieren musste, ehe er ihn neu vergoldete. Auf- und Abbau erfolgten in circa 50 Arbeitsstunden mit ehrenamtlichen Helfern, neben Kiefer und Rieß waren das die Kirchenverwaltungsmitglieder Franz Habersetzer und Otmar Huber, Hausmeister Martin Lehmeier und Max Felbermeir sowie Martin Dreher.
 
Die Vorabendmesse beginnt um 18 Uhr in der Pfarrkirche St. Josef Klingsmoos. Anschließend findet ein kleiner Empfang im Pfarrsaal statt, wo Engelhardt einige Exponate ausstellt.
 

Andrea Hammerl