Schrobenhausen
Wird der Weg zum Führerschein weiter?

TÜV-Süd stellt theoretische Prüfungen in Schrobenhausen wegen Schutzmaßnahmen vor Corona vorerst ein - Stadt bemüht sich um eine Lösung

15.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:21 Uhr
Theoretische Führerscheinprüfungen beim TÜV-Süd sind in Schrobenhausen wegen des Coronavirus vorerst eingestellt. −Foto: Bernd Wüstneck/dpa

Vorerst sollen keine theoretischen Führerscheinprüfungen mehr in Schrobenhausen stattfinden. Das hat der TÜV-Süd unserer Zeitung auf Anfrage bestätigt. Begründet wird der Schritt mit dem nicht corona-konformen Prüfungsraum. Die Betreiber von sieben Fahrschulen aus Stadt und Umland wehren sich mit einer Petition gegen diese Entscheidung, von der mehrere Hundert Fahrschüler betroffen wären. Auch Bürgermeister Harald Reisner (FW) ist eingeschaltet, die Stadt bemüht sich derzeit um eine Lösung des Problems. Und Hauptamtsleiter Christoph Gläßel ist zuversichtlich, dass man Ende nächster Woche einen alternativen Prüfungsraum anbieten kann.

 

Für Fahrschüler aus Gerolsbach ist der Weg nach Pfaffenhofen ähnlich weit wie nach Schrobenhausen. Doch für viele andere bedeutet die Einstellung der theoretischen Prüfungen in Schrobenhausen eine deutlich weitere Fahrt. Sie müssen dann von ihren Eltern nach Aichach oder Neuburg gebracht werden, um hier die Prüfung abzulegen, denn selbst fahren dürfen sie ja bekanntlich noch nicht.

Telefonisch seien sie vom TÜV-Süd über den Schritt informiert worden, erzählt der Betreiber einer Schrobenhausener Fahrschule, Jan Gellermann, der auch die Petition angeregt hat. Die bislang angekündigte Aussetzung der Theorieprüfungen würde aus seiner Sicht über 240 Fahrschüler in den nächsten 16 Wochen betreffen. Zusammen mit sechs weiteren Fahrschulbetreibern hat er die Petition unterzeichnet: Darin steht, dass sie von den Entscheidungsträgern beim TÜV-Süd "eine Anpassung an die geänderten Bedingungen erwarten, um den Prüfbetrieb Theorie in Schrobenhausen aufrecht zu erhalten". Es sei nicht lebensnah, von den Führerscheinbewerbern lange Fahrtstrecken und hohe zeitliche Aufwendungen für die Teilnahme an Theorieprüfungen zu erwarten. Außerdem, so betonen die Fahrschulbetreiber, mussten sie sich ebenfalls umstellen im Zuge der Corona-Maßnahmen: So würden beispielsweise die Seminarräume in den Fahrschulen nur noch zu höchstens einem Viertel belegt. Das sei zwar "betriebswirtschaftlich weniger erfolgreich", doch in Zeiten wie diesen unumgänglich. Ähnliche Anpassungen wollen sie auch vom TÜV-Süd: "Wir erwarten die Weiterführung des Prüfungsbetriebes Theorie am Standort Schrobenhausen durchgehend, ohne Unterbrechung."

Etwas das aus Sicht des TÜV-Süd nur mit einem Ausweichraum, in dem die geforderten Abstands- und Hygienemaßnahmen eingehalten werden können und in dem der Betrieb zusätzlich betriebswirtschaftlich machbar sei, möglich ist. "Unseren aktuellen Prüfungsraum in Schrobenhausen konnten wir aufgrund der gesetzlichen Auflagen im Zusammenhang mit COVID-19 leider nicht wieder in Betrieb nehmen", erklärt Vincenzo Lucà vom TÜV-Süd auf Anfrage unserer Zeitung. "Der Prüfstandort Schrobenhausen wird nicht geschlossen, nur temporär ausgesetzt, bis eine geeignete Alternative gefunden ist oder die Auflagen weiter gelockert werden, sodass im derzeitigen Raum wieder geprüft werden kann."

Aktuell läuft bei der Stadt Schrobenhausen ein Baugenehmigungsverfahren zur Erweiterung des TÜV-Süd-Servicecenters in Schrobenhausen. Dabei sei auch der Bau eines eigenen Theorieprüfraumes mit 20 Plätzen geplant, so Vincenzo Lucà. "Die Erweiterung soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein." Fände sich in der Zwischenzeit keine geeignete Alternative, würden die Prüfungen in Schrobenhausen erst zu diesem Zeitpunkt wieder aufgenommen. "Auch uns würde dies nur unzureichend zufrieden stellen", betont der Sprecher des TÜV-Süd.

Im Antwortschreiben auf ihre Petition haben die Fahrschulbetreiber übrigens den Ball wieder zurückgespielt bekommen: "Als ansässige Schrobenhausener sind Sie bestimmt schneller fündig als wir." Auf der Suche nach einem corona-konformen Raum für die Prüfungen hatten die Fahrlehrer bereits mit Bürgermeister Reisner und seinen Amtskollegen der betroffenen Gemeinden Kontakt aufgenommen. Und inzwischen hat sich die Stadt des Problems angenommen.

"Es zeichnet sich Licht ab", sagt Hauptamtsleiter Gläßel. Zwar sei noch die eine oder andere Hürde zu nehmen und noch ist zu klären, wo genau die Prüfungen abgehalten werden können, doch er ist zuversichtlich, dass die Stadt in den nächsten Tagen eine Lösung präsentieren kann. Allerdings betont Gläßel auch, dass man sich schon früher Gedanken über einen Ausweichraum hätte machen können, wenn der TÜV die Stadt rechtzeitig über das Problem unterrichtet hätte. Bis vor wenigen Tagen "wussten wir nichts von dem Sachverhalt". Dennoch , so Gläßel, werde man "spätestens Ende nächster Woche" eine Ausweichmöglichkeit anbieten.