Da bahnt sich etwas an

07.01.2020 | Stand 23.09.2023, 9:15 Uhr
Anlass zur Freude bereitete dem Bürgermeister zumindest die neue Kinderkrippe, in der er mit Leiterin Claudia Klas das Spielzeug testete (unten). Ärger machte dagegen immer wieder der Eichenprozessionsspinner (oben links), der auch heuer wieder von sich reden machen dürfte. Und der neue Dorfplatz (oben rechts) will mit Leben erfüllt werden. −Foto: Hofmann

BLICK IN DIE GEMEINDEN: In Brunnen ist nicht immer alles offensichtlich - aber nicht immer ist die Bahn daran schuld. Manchmal wird einfach im Untergrund gearbeitet.

Den schönsten aller Bürgermeisterjobs hat Thomas Wagner derzeit sicherlich nicht - wobei Wagner selbst das natürlich vehement bestreiten wird, wie das eigentlich jeder Bürgermeister, der was auf sich hält, tut. In Brunnen jedenfalls, dieser wunderbaren Gemeinde, in der Thomas Wagner einen sicherlich sehr schönen, aber eben auch nicht gerade vergnügungssteuerpflichtigen Job als Bürgermeister hat, ist es derzeit nicht ganz einfach, den Bürgern zu erklären, warum dieses passiert und jenes eben nicht. Zum Beispiel: Warum muss ich so viel Geld für die Kläranlage zahlen? Wir haben doch schon eine! Oder auch: Warum kann ich nicht einfach bei der Agropa über den Bahnübergang fahren? Da ist doch eine Straße!

Das besonders perfide an der Sache mit dem Bahnübergang ist das: Da ist die Deutsche Bahn mit im Spiel. Und wenn dieses Unternehmen - beziehungsweise eine seiner Untergesellschaften - mit im Spiel ist, funktioniert nicht immer alles so, wie es sollte. Zumindest nicht sofort oder im angepeilten Jahrzehnt. Bekanntes Beispiel: der Bahnhalt Brunnen. Der war ein Projekt der Zehnerjahre und sollte eigentlich schon in Betrieb sein. Nun heißt es, dass er im September 2020 eröffnet wird, und das ist, je nach Auslegung, ja schon tief in den Zwanzigern oder zumindest kurz davor.

Thomas Wagner ist zwar erst seit gut sieben Jahren Bürgermeister (in Maßstäben der Bahn gerechnet wohl ein recht kurzer Zeitraum), aber er weiß schon ganz genau, wie er mit solchen Ankündigungen umgeht. Erst mal zurückhaltend freuen und dann schauen, wie sich das entwickelt. Denn auch Gründe zum Ärgern liefert die Bahn immer wieder. Beispiel Agropa-Bahnübergang: Jahrzehntelang gab es hier eine Rufschranke (fast ein Wunder, dass der Denkmalschutz nicht darauf aufmerksam wurde und das Ensemble unter Schutz stellen wollte) - und auf einmal fing die Bahn im Oktober damit an, die alten Schranken abzureißen und durch neue zu ersetzen. Bis Weihnachten sollte alles fertig sein. Dann stellte man fest, dass irgendwelches Material nicht verfügbar war. Neuer Fertigstellungstermin: Mai. Weil der Übergang ohne Schranken und Signalanlage nicht benutzt werden darf, muss er gesperrt bleiben. Erklären soll das der Bürgermeister seinen Bürgern - vor allem die Landwirte freuen sich ja ungemein über die langen Umwege.

Aber zurück zum Bahnhalt. Hier könnte die Gemeinde einfach abwarten, bis die Bahn mit dem Bau beginnt. Dummerweise nur muss die Gemeinde auch selbst bauen, und zwar ihren Park-and-ride-Platz. Das kann sie aber erst, wenn die Bahn die Bauzeiten abstimmt. Was sie nicht gemacht hat. Erfahren hat Wagner von der im September geplanten Bahnsteigeröffnung nicht von der Bahn, sondern von unserer Zeitung, die eine Presseinfo von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft erhalten hatte. Ganz am Rande: Die Züge, die dann (eventuell) in Brunnen halten werden, gehören der Bayerischen Regiobahn. Die hat mit dem Bahnsteigbau aber überhaupt nichts zu tun.

Ziemlich kompliziert das Ganze. Wie viel einfacher ist da die Sache mit der Kläranlage: Leitung nach Schrobenhausen verlegen, ans Brunnener Abwassernetz anstöpseln, alte, kaputte Kläranlage abreißen - fertig. Dummerweise ist das Ganze mit immensen Kosten verbunden. Und die Gemeinde muss einen Großteil des Geldes bei den Bürgern eintreiben. Die werden dieses Jahr zwar ein paar Bauarbeiten sehen können, aber so spektakulär sind die auch wieder nicht. Und am Ende? Gibt's eine unterirdische Leitung. Also nicht mal etwas, an das man ein Schild hängen könnte, um den Bürgern zu sagen: "Schaut her, das haben wir mit eurem Geld gemacht."

Da ist so ein Dorfplatz vor der Kirche schon etwas anderes. Schön ist er geworden, die Aufgabe der Brunnener im neuen Jahr ist es nun, ihn mit Leben zu erfüllen. Was man da alles machen könnte: Sommerfeste, Wochenmärkte, Rockkonzerte, eine Wiesn (mit dem Riesenrad aus dem Münchner Werksviertel vielleicht?). Nun ja, den Brunnenern wird schon etwas Vernünftiges einfallen. Für den Anfang vielleicht eine Wahlparty?

Apropos Wahl: Eine Hausaufgabe müssen die Hohenrieder noch erledigen. Im vergangenen Jahr haben sie es nicht geschafft, eine Kandidatenliste für den Gemeinderat aufzustellen. Am Freitag nun unternehmen sie einen neuen Versuch. Und dann muss das klappen. Schließlich braucht Thomas Wagner Unterstützung aus Hohenried im Gemeinderat - auch da gibt es ja eine Kläranlage, deren letztes Stündlein demnächst schlägt.

SZ

Bernd Hofmann