Schrobenhausen
Endlich wieder mehr Platz

Nach Unstimmigkeit zwischen Landratsamt und Stadt Unterkunft für Flüchtlingsfamilie gefunden

13.09.2018 | Stand 12.10.2023, 10:00 Uhr

Schrobenhausen (SZ) Aufatmen bei den Wafas: Für die sechsköpfige Flüchtlingsfamilie aus Afghanistan ist eine neue Wohnung gefunden. Bis zuletzt hatte Ro hullah Wafa mit seiner Frau und den vier kleinen Kindern im Schrobenhausener Kolpinghaus in einem Einzimmerapartment auf rund 20 Quadratmetern Fläche gelebt.

So weit war es gekommen, weil Rohullah Wafa, der vorher alleine in der Kolping-Wohnung lebte, nach seiner Anerkennung als Flüchtling seine Familie nachgezogen hatte und auf eigene Faust keine andere Wohnung finden konnte (wir berichteten). Kolping allerdings musste dem Arbeitslosen den Mietvertrag fristlos kündigen, weil laut Hausordnung die Apartments nur von Einzelpersonen bewohnt werden dürfen. Dennoch mussten die Wafas die Wohnung vorerst nicht räumen - sie wären sonst obdachlos gewesen.

Daraufhin war ein Streit zwischen der Stadt Schrobenhausen und dem Landratsamt in Neuburg entbrannt: In wessen Zuständigkeit fällt dieser Fall? Am Landratsamt war man sich einig, dass das nur die Stadt Schrobenhausen sein kann. Denn Obdachlosigkeit würde in deren Aufgabenbereich fallen.

Dagegen hielt Schrobenhausens Bürgermeister Karlheinz Stephan: die Familie wäre nicht obdachlos geworden, hätte Wafa nicht ohne Nachweis einer ordentlichen Unterkunft seine Familie nachziehen dürfen. Versagt habe laut Stephan der Staat und nicht die Kommune - er weigerte sich deshalb, die Familie auf Kosten der Stadt unterzubringen. Nun, gute eineinhalb Monate nach der offiziellen Beendigung des Mietverhältnisses von Seiten Kolpings und nach vier Monaten des äußerst beengten Zusammenlebens, kann die Familie umziehen. Umziehen in eine Wohnung im südlicheren Landkreis, gefunden vom Landratsamt - wo genau die ist und wie groß, darüber möchte man beim Landratsamt allerdings keine Auskunft geben.

Was nun endlich nach einem Happy-End für die Familie aussieht, heißt längst nicht, dass die Unstimmigkeiten zwischen Stadt und Landratsamt beseitigt sind, wie Bürgermeister Karlheinz Stephan sagt.

"Für die Familie ist das natürlich toll, da freue ich mich", so der Bürgermeister. Ein Aber gebe es allerdings doch: "Der Konflikt um die Zustimmigkeit bleibt", sagt Stephan. "Dass das nicht geklärt ist, betrübt mich ein wenig", gibt er zu. Er sei sich nämlich "fast sicher", dass weitere ähnliche Fälle folgen würden und dann gehe wieder alles von vorne los. Für die Wafas allerdings ist alles noch einmal gut gegangen, für sie geht ein neues Leben los - wenn auch nicht in Schrobenhausen.

Alexandra Burgstaller