Allerseelen

<DK-XY_trifft>WORT ZUM SONNTAG</DK-XY_trifft> mit Pfarrer Kulathinkal

30.10.2020 | Stand 02.12.2020, 10:14 Uhr
Roy Augustine Kulathinkal: Pfarrer in Waidhofen. −Foto: SZ-Archiv

Liebe Leserinnen und Leser,die Lebenden und Verstorbenen bilden eine bleibende Gemeinschaft: das ist die Überzeugung der Kirche, die im Glaubensbekenntnis ausgedrückt wird "ich glaube an die Gemeinschaft der Heiligen".

 

Dies ist eine Gemeinschaft der Heiligen im Himmel und allen Menschen, die zur Heiligkeit berufen sind. Das feiern wir an Allerheiligen.

Es ist das Fest des gläubigen Optimismus, dass unsere verstorbenen Eltern, Verwandten und Freunde, Hausarzt, Seelsorger, Schulkamerad und der zuletzt verstorbene Nachbar in Gottes Geborgenheit leben. Es ist die Freude darüber, dass viele unserer lieben Verstorbenen bereits bei Gott vollendet sind. Sie sind ganz heil geworden, eben "heilig", und deshalb können sie für uns Lebenden vor Gott eintreten.

"Heilige sind Menschen, durch die es den anderen leichter wird, an Gott zu glauben. " Das sagt Nathan Söderblum. Heilige wirken heilend, bringen Licht, tun uns gut. Wir entdecken an ihnen, dass Gott durch Menschen vielfältig wirken kann zum Guten der anderen. Wir machen uns bewusst, dass viele Menschen Heilige waren, weil sie solidarisch gelebt haben, in guter Verbundenheit mit den Menschen und mit Gott. Wollen auch wir einmal dazu gehören? Ja, natürlich wollen wir. Wir sind alle berufen Heilige zu werden. Der heilige Apostel Paulus sagt es uns in seinem Brief an die Tessalonicher "Das ist es, was Gott will: eure Heiligung"(1.Tess. 4:3). Das bedeutet, dass wir uns schon auf dieser Welt bemühen müssen, den Weg der Gebote zu gehen.

An Allerseelen machen wir uns bewusst, dass wir einander brauchen. Dass die Lebenden und die Verstorbenen aufeinander angewiesen sind, dass wir solidarisch vor Gott stehen und füreinander eintreten. Wir beten für die Verstorbenen und zeigen unsere Verbundenheit mit ihnen. Wir gedenken der Toten, weil sie leben, nicht damit sie leben. Wir zünden Kerzen an, um für sie das ewige Licht zu erbitten. Wir bringen Blumen auf das Grab als Zeichen dafür, dass wir sie ehren und darum bitten wollen, dass sie die Freude, die Schönheit der Schöpfung vollendet im Himmel erfahren. An Allerseelen bekennen wir, dass wir Menschen Fehler machen, einander vergeben müssen, was schief und falsch gelaufen ist. An diesem Tag machen wir uns bewusst, wie sehr wir einander verletzen können und wie sehr wir einander brauchen.

Bitten wir heute die vielen Heiligen, auch die vielen unbekannten Heiligen, um ihren Beistand. Sie werden uns helfen, wenn wir uns an sie mit unseren Gebeten an diesen Tagen wenden. Auch wenn die gemeinsame Feier der Gräbersegnung wegen der Gefährdung durch Corona entfällt, tut es uns gut bei einem individuellen Friedhofsbesuch für die Verstorbenen zu beten.

Roy Augustine Kulathinkal ist Pfarrer in Waidhofen