Schrobenhausen
Aiwanger, Weigert und viele alte Böcke

Bevor sie in München zusammenarbeiten, haben die FW-Politiker die Schrobenhausener Jäger besucht

11.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:55 Uhr
Die neuen Jäger gelobten, im waidmännischen Leben Heger und Pfleger zu sein, bevor sie beim Jungjägerschlag durch Jagdberater Karl-Heinz Neuner in die Vereinigung aufgenommen wurden. −Foto: Preckel

Winkelhausen (SZ) Seinen Einfluss in der Bayerischen Staatsregierung will FW-Landeschef Hubert Aiwanger nutzen, um sich für die Belange der Jägerschaft einzusetzen. Das sagte er am Samstagabend bei der Hubertusfeier der Jägervereinigung Schrobenhausen und Umgebung, an der der künftige stellvertretende Ministerpräsident allerdings nicht als politischer Gast, sondern als Vorsitzender der BJV-Kreisgruppe Rottenburg in Niederbayern teilnahm.

"Es kann ja nur gut gehen, wenn hier gleich zwei Jäger unterwegs sind", sagte, Zuversicht ausstrahlend, der von Maria Grepmair als "designierter Bayerischer Ministerpräsident" vorgestellte Gast vor der Jägerschar im dicht besetzten Lokal in Winkelhausen. Mit dem zweiten Jäger meinte Aiwanger seinen Partei-, frisch gewählten Landtags- und wohl bald auch Ministeriumskollegen Roland Weigert, der es sich nicht nehmen ließ, ebenfalls bei der Hegeschau mit Hubertusfeier vorbeizuschauen. Diesmal allerdings kam Weigert nicht als Chef der Unteren Jagdbehörde im Landratsamt, um den Bericht der Behördenstelle abzugeben - dafür ist zurzeit ja der amtierende Landrat Alois Rauscher zuständig, nachdem Weigert berufsmäßig von Neuburg nach München gewechselt ist.

"Wir haben den Termin ja eigentlich schon im Januar ausgemacht", erzählte die Vorsitzende der Jägervereinigung, Maria Grepmair, und freute sich darüber, dass Hubert Aiwanger trotz der vielen vor ihm liegenden Aufgaben sein Wort gehalten hatte und gekommen war. Den Versprecher der Vorsitzenden, die den Mann aus Niederbayern als Alois Aiwanger vorstellte, nahm der FW-Landeschef amüsiert und gelassen zur Kenntnis - im Saal jedoch sorgte der Fauxpas für kräftige Lacher.

Aiwangers Rede zum Thema "Jagdrecht erhalten und Jagdrecht stärken" stand danach im Mittelpunkt des Abends. Er sei trotz vieler Kritiken ein Befürworter von Pflichttrophäenschauen, sagte Aiwanger und stellte klar: "Jäger schießen nicht irgendwo hin, sondern achten auf die biologischen Merkmale." Der Staat, so Aiwanger weiter, solle dankbar sein, dass es Jäger gebe, anstatt ihnen das Leben schwer zu machen, denn: "Jäger setzen sich für den Naturschutz und Artenschutz ein." Das kam bei den Besuchern natürlich an, sie geizten nicht mit Beifall.

Er wolle in seinem Amt auch waldbäuerliche Gesichtspunkte berücksichtigen und nach vorn bringen, sagte Aiwanger. Er begrüße zudem den Einsatz von Drohnen, etwa bei der Wiesenmaat oder um Revierteile zu überfliegen. "Ein vernünftiger Umgang mit der Natur gehört dazu", sagte Hubert Aiwanger und pochte noch einmal aufs Rednerpult, um seine Worte zu betonen: "Jäger sind auch die eigentlichen Naturschützer."

Dass die jagdliche Begeisterung eine Passion sei, die zur Jagd gehöre, sagte der amtierende Landrat Alois Rauscher. Dazu gehöre aber auch Verantwortung und Pflichtgefühl. "Die Jäger waren fleißig", sagte Rauscher bei der Betrachtung vor allem der Schwarzwildstrecke. Diese habe sich nämlich im Vergleich zum vorangegangenen Jagdjahr um fast 50 Prozent erhöht. 2017/18 seien insgesamt 890 Stück Schwarzwild erlegt worden. Davon, so der derzeitige Chef des Landratsamts, seien 65 Keiler, 38 Bachen, 459 so genannte Überläufer und 328 Frischlinge gewesen. Rauscher setzte sich dafür ein, die Schwarzwilddichte auf ein vertretbares Maß zu reduzieren. Allerdings - und hier hob er den Zeigefinger - sei bei 49 Sauen der Becquerelgrenzwert überschritten gewesen, die radioaktive Belastung sei also auch mehr als 30 Jahre nach dem Unglück von Tschernobyl noch messbar. "Es gibt keine Entwarnung, das Pendel schlägt immer wieder aus", warnte Rauscher mit dem Hinweis, dass es dafür Ausgleichszahlungen vom Bundesverwaltungsamt gebe. Weitere Zahlen präsentierte Rauscher zum Beispiel mit der Strecke von 1285 Füchsen oder 386 Graugänsen.

Weitere Aussagen, zum Beispiel über das Waffenrecht, folgten. "Es hat kaum Beanstandungen gegeben", sagte Rauscher über die Überprüfungen. Insgesamt gebe es im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen 1600 Waffenbesitzer. 735 Personen mit einem gültigen Jagdschein gebe es derzeit im Landkreis, darunter 26 Jungjäger, die die Lücken füllen", sagte Rauscher.

Jagdberater Karl-Heinz Neuner vervollständigte die Berichtszahlen und hatte zur Trophäenschau nur lobende Worte parat. An einer Trophäenschau könne abgelesen werden, "wie die Verhältnisse draußen sind", sagte Neuner. Jagd basiere auf gesundem Menschenverstand, urteilte der Jagdberater und freute sich darüber, dass "wieder sehr viele alte Böcke" unter den Gehörnen zu finden wären. Karl-Heinz Neuner übte danach den Jungjägerschlag aus, um fünf neue Jäger der Jägervereinigung Schrobenhausen und Umgebung in die Jägerschar aufzunehmen.

Günter Preckel