Aichach
Glückliche Wasserratten

Viele Erwachsene lernen bei der Wasserwacht schwimmen Auch eine Gruppe Flüchtlinge übt im Aichacher Hallenbad

28.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:35 Uhr

Foto: DK

Aichach (SZ) Mit eleganten Zügen gleitet Maria Schörwerth durch das Wasser. Mittlerweile kann die 46-Jährige richtig gut schwimmen. Sie ist eine von 22 Teilnehmern, die beim Erwachsenenschwimmen im Aichacher Hallenbad Schwimmen lernen. Auch eine Gruppe Flüchtlinge trainiert dort seit Kurzem mit.

"Das war ein schönes Gefühl, als ich gemerkt habe, dass ich es jetzt doch kann. Mein Mann, der mich immer vom Hallenbad abholt, wollte es mir erst gar nicht glauben", erzählt Maria Schörwerth.

Von ihren Eltern hat die gebürtige Rumänin nie schwimmen gelernt, und auch später wegen Beruf und Familie keine Zeit gefunden. Ihre zwei Kinder haben sie motiviert, weiterzumachen. "Sie haben gesagt: Mama, du musst schwimmen lernen." Bereits drei Schwimmkurse hat die 46-Jährige, die als Erzieherin arbeitet, deshalb in Augsburg besucht - bis dahin immer ohne Erfolg. Auch weil sie als hoffnungsloser Fall abgestempelt wurde: "Die Schwimmlehrer dort haben gesagt, ich schaffe das nie."

Vom Ehrgeiz angetrieben, stieß sie im Internet auf das Angebot der Wasserwacht Aichach. "Dort hat man mir bereits am Telefon gesagt, wenn ich wirklich schwimmen lernen will, dann werde ich das auch schaffen." Überhaupt seien die Trainer alle sehr hilfsbereit. "Hier herrscht eine freundschaftliche Atmosphäre, die Trainer motivieren." Im vergangenen Jahr hat es dann geklappt. "Bereits nach der Hälfte der Stunden konnte ich schon ein bisschen schwimmen", erinnert sich Maria Schönwerth stolz. Nun will sie dran bleiben und besucht bereits den zweiten Kurs, um ihre Technik verbessern - schließlich soll es im Juni im Urlaub nach Griechenland ans Meer gehen.

Zu verdanken hat Schörwerth ihren Erfolg auch dem Trainerteam um Thomas Güttinger. Zusammen mit Edmund Deißer, Sophie Festl und Jürgen Schenk leitet er bereits seit rund 25 Jahren das Schwimmen für Erwachsene. Auch Kinderschwimmkurse werden angeboten. "Seit rund 50 Jahren sind die Schwimmkurse ein wichtiges Element der Wasserwacht des Roten Kreuzes Aichach-Friedberg", verdeutlicht Güttinger.

Im Frühjahr und Herbst gibt es Schwimmkurse für Erwachsene und Kinder. Jeweils von September bis Dezember und von Februar bis April können die Teilnehmer an insgesamt zehn Terminen ungestört mit ihrem Trainerteam üben. "Für jeweils eine Stunde ist das Hallenbad dann für das Erwachsenenschwimmen reserviert", erklärt der Schwimmlehrer.

50 Euro kostet ein kompletter Kurs. Das Geld kommt der Wasserwacht Aichach zugute. "Die ausgebildeten Schwimmlehrer machen ihre Arbeit aber ehrenamtlich", betont Güttinger. Alle Trainer haben eine Sanitäterausbildung und ein Rettungsschwimmabzeichen. "Eigentlich richtet sich der Kurs an Anfänger, wir haben aber auch Leute, die schon lange dabei sind und sich einfach etwas Sicherheit holen wollen", weiß Güttinger. Zu ihnen gehört auch Ursula Schlecht aus Osterzhausen. Sie ist seit 2004 dabei und hat hier ebenfalls das Schwimmen gelernt. "Ich komme regelmäßig und gerne her. So halte ich mich fit", erklärt die 69-Jährige. Derzeit nehmen 22 Teilnehmer am Erwachsenenschwimmen teil. "Das Durchschnittsalter liegt zwischen 40 und 50 Jahren", berichtet Güttinger. Neben der Sicherheit, dass man auch mal in tiefes Wasser kann, sei Schwimmen auch für die Gesundheit gut. "Deshalb ist es auch für Erwachsene wichtig, es zu können." Grundsätzlich könne man in jedem Alter schwimmen lernen, das Problem sei ab einem gewissen Alter aber die Motorik, sagt Güttinger. Deshalb sind die Trainer jederzeit mit im Wasser, geben Tipps und gehen auf die individuellen Bedürfnisse ein. "Ziel ist es, das Seepferdchen-Niveau zu erreichen. Das heißt, die Teilnehmer sollen 50 Meter am Stück Brustschwimmen können", erklärt Güttinger. Begonnen wird mit der Gewöhnung an das nasse Element. "Dabei legen die Teilnehmer sich beispielsweise mit dem Rücken auf das Wasser oder versuchen kurze Strecken im flachen Wasser zu gleiten", erklärt Güttinger. Generell darf aber jeder machen, wozu er Lust hat, einen Leistungsnachweis gibt es nicht. Der Spaß steht im Vordergrund.

"Gerade Anfänger müssen erst die Angst vor dem Wasser verlieren", weiß Trainer Edmund Deißer. "Für die Meisten ist das einfach Kopfsache, weil sie vielleicht einmal schlechte Erfahrungen gemacht haben."

In einem weiteren Block wird dann der Beinschlag am Beckenrand geübt. Die letzten beiden Stunden geht es um den Armzug und die Arm-Bein-Koordination. "Wir versuchen dabei auf Hilfsmittel zu verzichten, damit die Leute es möglichst schnell lernen", sagen die Schwimmlehrer. Bei Problemen mit dem Beinschlag kommen manchmal aber auch Schwimmbretter zum Einsatz. "Ich freue mich jedes Mal, wenn wieder jemand aus dem Wasser kommt und sagt: Jetzt kann ich es, das ist meine Motivation", meint Deißer.

Motiviert ist auch eine Gruppe Flüchtlinge aus dem Landkreis Dachau, die derzeit den Erwachsenenschwimmkurs besucht. Die Fünf stammen aus Somalia. Abdinasir Abdullahi Hassan, Naasir Said und ihre Freunde waren zum ersten Mal in einem Schwimmkurs. "Unsere Betreuer haben uns gesagt, wir können hier schwimmen üben. Von den Eltern haben wir es nicht gelernt, wir müssen es uns selbst beibringen", erklären die beiden.

Wasserscheu sind die fünf Jugendlichen auf jeden Fall nicht, gleich zu Beginn bilden sie einen Kreis, fassen sich an den Händen und springen und tauchen mit dem Kopf im flachen Wasser. "Wir hatten Spaß und kommen gerne wieder" - mit dieser Einstellung wird das mit dem Schwimmen bestimmt auch bald klappen.

Die Kinder- und Erwachsenenkurse der Aichacher Wasserwacht sind derzeit ausgebucht. Schulkinder, die teilnehmen wollen, müssen mindestens 1,25 Meter groß sein. Anmeldungen für den nächsten Termin im September bei Thomas Güttinger unter Telefon (08251) 5 06 78 oder unter wasserwachtaichach.de.