Schrobenhausen
Ein steinerner Spargel für die Altstadt

Der Bauausschuss sucht den geeigneten Platz für eine Skulptur des Bildhauers Karl-Heinz Torge

05.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:38 Uhr
Diese Spargelskulptur des Schrobenhausener Bildhauers Karl-Heinz Torge soll nun einen Platz in der Lenbachstraße finden. −Foto: Stadt

Schrobenhausen (SZ) Die gute Stube der Schrobenhausener wird gerade hergerichtet. Nun soll noch ein prächtiges Kunstwerk her. Das hat der Bauausschuss in seiner jüngsten Sitzung ausgesucht. Bei der Gelegenheit kam auch heraus, dass beim Altstadtumbau kein Budget für Kunst am Bau vorgesehen ist.

Weißer Marmor aus dem italienischen Carrara reckt sich auf eine Höhe von 1,60 Meter empor. Die Säule mit der aufgerauten Oberfläche ziert ein Kopf, der an das Haupt eines Spargels erinnert. Das phallische Kunstwerk wird gekrönt mit der Darstellung mehrerer mollig runder Damen. Genau diese Skulptur des Schrobenhausener Bildhauers Karl-Heinz Torge hat sich der städtische Kulturreferent Klaus Englert (CSU) ausgeschaut.

Nicht nur das: Er hat auch schon einen Standort im Auge, an dem sich die Säule, wenn sie erst im städtischen Besitz ist, gut machen würde. Vor dem Eiscafé Milano soll die Stele im bereits fertig umgebauten Teil der Altstadt im Süden stehen. Nach Worten von Schrobenhausens Stadtbaumeister Axel Westermair stellt das kein Problem dar. Auch die mit dem Altstadtumbau beauftragten Städteplaner aus Weiden sind mit dem Platz für das Kunstwerk einverstanden.

Aber nicht alle Mitglieder des Bauausschusses sehen das uneingeschränkt so. Er sei einerseits froh, dass in der runderneuerten Altstadt auch mal etwas anderes als Papierkörbe und Bänken aufgestellt werden, sagt Günther Schalk (FW). Anderseits hält er den Standort der Skulptur vor dem Eiscafé nicht für geeignet als Platz für Kunst. Schalk selber hätte die Stele lieber vor dem Rathaus am Lenbachplatz installiert.

Sein Fraktionskollege Werner Lemal möchte dagegen mit dem Verteilen von Kunstwerken in der Altstadt noch ein wenig warten, bis der Umbau auch wirklich vollendet ist. Nach einem Konzept sollten Werke von verschiedenen Künstlern angeschafft und in der Innenstadt aufgestellt werden, fordert der Edelshausener.

In der Frage des Standortes ist Stefan Eikam (SPD) eigentlich auch gegen die Eisdiele. Aber, der Lenbachplatz sei auch nicht gerade ideal. Schließlich habe die Stadt mit Pollern in der Stadt bereits schlechte Erfahrungen gemacht. Und Eikam würde gerne vermeiden, dass diese negativen Erfahrungen mit einer Stele Torges wiederholen. Es müsse nicht sein, dass ein Kunstwerk einfach drohe, umgefahren zu werden, so Eikam weiter.

Aber, der Sozialdemokrat hat noch ein anderes Problem mit der vorgeschlagenen Stele. "Ich hätte mir eher etwas moderneres vorgestellt", sagt Eikam. Die Torge-Skulptur wirke auf ihn mehr wie Kunsthandwerk. Gut, so Eikam weiter, über Geschmack lasse sich vortrefflich streiten. Aber nicht darüber, dass bei dem Acht-Millionen-Euro-Projekt Altstadtumbau überhaupt kein Cent im Budget für Kunst am Bau vorgesehen sei.

Westermair kann das nicht leugnen. Vermeidet aber jeden weiteren Kommentar zu Eikams Einlassung. Aber, weil es eben kein Budget gibt, gehe die relativ geringe Summe für das von Englert favorisierte Kunstwerk auch bei den Baukosten unter. Die Skulptur soll nach Westermairs Worten 10000 Euro kosten. Weitere 5000 Euro würde es wohl kosten, die Stele fest im neuen Straßenpflaster der Altstadt zu verankern und mit einer Bronzetafel zu versehen.

Bürgermeister Karlheinz Stephan (CSU) schaltet sich ein und übersetzt die Grundidee Englerts für die Mitglieder des Bauausschusses. Wenn die Schwetzinger am 15. September zum Gegenbesuch in ihrer neuen oberbayerischen Partnerstadt ankämen, solle ihnen etwas Besonderes präsentiert werden. Was, so Stephan, läge da näher als eine Spargelskulptur. Die lasse sich bis September auch schnell in der Innenstadt aufstellen. "Ich bin nicht angetan davon, etwas aufgestellt zu haben, nur weil die Schwetzinger kommen", hält Schalk dagegen. Inge Eberle (CSU) stützt ihren Bürgermeister sowie den Kulturreferenten und blickt dabei auch in die Pöttmeser Straße mit dem künftigen Schwetzinger Platz: "Ich finde es gut, wenn wir das bis zum Gegenbesuch haben, der Kreisverkehr wird wohl bis dahin nicht fertig sein." Da widerspricht der städtische Tiefbauer Helmut Rischer: "Das schaffen wir schon."

Die Entscheidung fällt. Neun Stadträte folgen Englerts Vorschlag, die Torge-Skulptur soll aufgestellt werden und damit das Umbaubudget der Altstadt um 15000 Euro erhöht werden. Werner Lemal und Günther Schalk (beide FW) sagen Nein dazu.

Jürgen Spindler