Pfaffenhofen
Ein Schneemann für den Sommer

Im Freibad zeigt eine Uhr nicht die Zeit an - und Teile des Bads sind heute in Unterpindhart im Einsatz

14.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:04 Uhr
Im Pfaffenhofener Freibad nutzen die Besucher gerne die Gelegenheit zur Abkühlung, vor allem während so heißer Sommertage, wie es sie heuer gab. Einige merkwürdige Details fallen ihnen dabei womöglich gar nicht auf - wie die Temperaturuhr über dem Eingang (linkes Bild) oder die Schneemann-Struktur (rechts unten). −Foto: Lodermeyer, PK-Archiv, Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung

Pfaffenhofen (PK) Den ganzen Sommer über sind Tausende Besucher in das Pfaffenhofener Freibad geströmt - dabei sind sie stets an einigen besonderen Details vorbei gekommen. Wie viele von ihnen aber beispielsweise die Temperaturuhr schon einmal bemerkt haben, ist fraglich.

Direkt am Eingang informiert ein Laufband die Besucher sofort, worauf sie sich einlassen: Wie warm ist das Schwimmerbecken, welche Temperatur hat das Wasser unter den Sprungtürmen und ist es für die kleinen Gäste im Baby- oder im Nichtschwimmerbecken angenehm? Diese Angaben werden morgens und mittags aktualisiert, wie Bademeister Richard Kühn erzählt. Das alles läuft recht unkompliziert, die moderne Technik macht es möglich. Allerdings war das Anfang der 1970er Jahre zur Eröffnung des Freibads an der Ingolstädter Straße noch anders. Denn der Planer der Anlage, Heinrich Ponn aus München, konnte zu der Zeit natürlich noch nicht auf eine Digitalanzeige bauen - daher ließ er sich ein besonderes Detail einfallen, das noch heute zu sehen ist. "Über der Zeituhr zeigt ein rot-blaues Zifferblatt Temperatur von Luft und Wasser an", steht in der Festschrift zur Einweihung 1971 geschrieben. Ein goldener Zeiger weist somit auf der rechten Hälfte die Lufttemperatur aus, ein weiterer Zeiger gibt auf der linken Hälfte die Wassertemperatur an. "Manchen fällt das auf", sagt Kühn. Ob die Anzeige aber tatsächlich über längere Zeit in Betrieb war, bezweifelt er. Denn man müsste über eine Deckenluke unter das Dach des Kassenhäuschens klettern. "Da kann man die Zeiger mechanisch einstellen mit einem Hebel", sagt der Bademeister. "Aber das ist sehr anstrengend." Daher herrscht - zumindest laut dieser alten Anzeige - im Pfaffenhofener Freibad "Sommer wie Winter 28 Grad Lufttemperatur", freut sich Kühn.

Baurat Ponn hatte sich vor knapp 50 Jahren außerdem noch mehr kleine Besonderheiten zum Freibad einfallen lassen. Denn das Areal ist so gestaltet, dass die einzelnen Bereiche jeweils einen Kreis bilden - der kleinste ist rund um das Springerbecken gestaltet, daran schließt sich ein etwas größerer Kreis um das Schwimmerbecken an und ein großer, sehr auslandender Kreis mit den restlichen Becken sowie der ausgedehnten Liegewiese. Von oben sieht das Ganze damit aus, wie ein Schneemann.

Ein besonderes Detail, an das sich aber wohl nur noch alteingesessene Pfaffenhofener erinnern, gibt es inzwischen gar nicht mehr - heute ist das letzte Überbleibsel davon nur noch der Hügel auf der Liegewiese daran. "Als Glanzpunkt aber, inmitten von Wasser- und Grünflächen, fällt ein wunderschöner Springbrunnen ins Auge", stand in der Festschrift. Es ist erst der Anfang einer langen Entwicklung, doch schon damals war klar, dass "dessen Geschichte es wert ist, erzählt zu werden". Denn Planer Ponn hatte von Anfang an einen solchen Springbrunnen vorgesehen - doch erst stimmte der Stadtrat dagegen. Spontan verpflichteten sich aber im Juli 1970 mehrere Geschäftsleute, Stadträte und städtische Beamte für eine Spendenaktion - und drei Wochen nach der ursprünglichen Ablehnung votierte der Stadtrat schließlich doch für einen Springbrunnen. Die Anlage hatte bei der Einweihung im Mai 1971 schließlich einen Durchmesser von knapp zwölf Metern und einem Meter Tiefe, es gab verschiedene Schaltmöglichkeiten: ein Hochstrahl bis 30 Meter Höhe, eine Glocke oder auch beides kombiniert. Allerdings bereitete der Brunnen in der Praxis schließlich weit mehr Probleme als Freude, denn der Wind trieb das Wasser über die Gäste auf der Liegewiese, die ja eigentlich gerade im Trockenen sitzen wollten. Kurzerhand wurde der Springbrunnen daher erst ausgeschaltet und schließlich umgestaltet, denn für das vorhandene Becken gab es einen neuen Nutzungsvorschlag: Eine knallorangefarbene Rutsche wurde aufgebaut und der ehemalige Brunnen zum Auslauf- und Landebecken umfunktioniert. Auch das währte jedoch nicht ewig: Wie der heutige Bademeister Kühn erklärt, bedeutete diese Rutsche für das Personal nämlich entsprechend Probleme. Schließlich musste dann stets auch eine Aufsicht an diesem Becken stehen - weshalb die Rutsche samt Becken schließlich abgebaut und der Bereich zur Liegefläche umgestaltet wurde. Allerdings hat jeder, der die knallige Rutsche vermisst, noch heute die Gelegenheit, auf ihr in die Tiefe zu gleiten: Sie steht inzwischen beim Landgasthof Rockermeier in Unterpindhart - und ist bis heute in Betrieb.

Claudia Lodermeyer