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München-Nürnberg: Bahnsperrung in den Osterferien

Wegen Bauarbeiten in Pfaffenhofen müssen Züge umgeleitet oder durch Busse ersetzt werden

17.03.2021 | Stand 23.09.2023, 17:26 Uhr
Als das letzte Nadelöhr der Hochgeschwindigkeitsstrecke Nürnberg-Ingolstadt gilt der Bahnhof Pfaffenhofen. Deshalb wird bis zum Frühjahr 2022 aufwendig umgebaut. Die Arbeiten am neuen Bahnsteig sind in vollem Gange und auch die Lärmschutzwände nehmen Gestalt an. −Foto: Kraus

Pfaffenhofen - Auf der mehrjährigen Großbaustelle am Pfaffenhofener Bahnhof beginnen mit den Osterferien die eigentlichen Gleisarbeiten. Daher müssen auf der Strecke München-Nürnberg die Fernverkehrszüge von 27. März bis 12. April umgeleitet und Regionalverkehrszüge durch Busse ersetzt werden.

Auf der Baustelle herrscht schon jetzt emsiges Treiben: Der Unterbau für den neuen Bahnsteig wird aufgefüllt, neue Oberleitungsmasten liegen bereit, Arbeiter montieren Weichen vor und verlegen Kabel. Ab 27. März wird dann das Gleisfeld aufgegraben, um einerseits auf einen Streich sämtliche querenden Kabel, Kanäle und Leitungen zu erneuern und andererseits die Bauweichen einzubauen. Zudem werden in den beiden Ferienwochen auch die brachliegenden Mittelbahnsteige und der alte Bahnsteig Richtung München abgerissen, um Platz zu schaffen für den viergleisigen Ausbau des Bahnhofs (siehe unten).

"Das ist eine der am stärksten befahrenen Bahnstrecken Deutschlands", betont Projektleiter Thomas Thürer. Deshalb werde die Sperrung so kurz wie möglich gehalten. Aus Pendlersicht sind 14 Tage trotzdem eine lange Zeit: "Das ist eine Sperrung, wie sie so schnell nicht mehr vorkommen wird", versichert der Projektleiter der DB Netz. "Wir versuchen, alle notwendigen Baumaßnahmen in diesem Zeitraum zu bündeln." Das gelte nicht nur für den Bahnhof selbst, sondern auch an anderen Stellen des Streckenabschnitts - beispielsweise für Gleisarbeiten in der sogenannten Fahlenbacher Kurve bei Rohrbach.

Daher müssen sich Pendler und andere Fahrgäste ab der Karwoche auf Einschränkung, Umleitungen und Schienenersatzverkehr (SEV) einstellen. Die Komplettsperrung betrifft die Linien RE1 (München-Ingolstadt-Nürnberg) sowie RB16 (München-Treuchtlingen-Nürnberg) und dauert von Samstag, 27. März (22 Uhr), bis Montag, 12. April (3.15 Uhr). Im Streckenabschnitt durch den Landkreis Pfaffenhofen werden dann zwischen den Bahnhöfen Baar-Ebenhausen und Reichertshausen keine Züge mehr verkehren. Stattdessen setzt die Bahn Busse ein. Der Zustieg ist für regionale Fahrgäste auch schon ab Ingolstadt Nord beziehungsweise Petershausen möglich. "Wir werden jeden Zug durch SEV ersetzen", versichert Dana Hartlieb von der Bahntochter DB Regio Bayern. Die geänderten Fahrzeiten seien alle bereits im Fahrplan 2021 und der Online-Auskunft unter www.bahn.de enthalten.

Das gilt im Zusammenhang mit der Baustelle auch für Änderungen und ausfallende Züge im Fernverkehr: Der überregionalen Bahnverkehr zwischen München und Nürnberg weicht in beiden Richtungen über Augsburg aus. "Teilweise enden oder beginnen die Züge aber auch in Nürnberg", sagt Bahn-Sprecher Anton Knapp. Ersatzweise fahren die planmäßig verkehrenden Regionalzüge zwischen Nürnberg und Augsburg via Treuchtlingen alle zwei Stunden bis München weiter. Fahrgäste müssen dabei zwar nicht umsteigen, die Fahrzeit verlängert sich laut Bahn aber um 33 Minuten. "Für den Fernverkehr ab Ingolstadt bedeutet das immer noch einen Stundentakt in beide Richtungen", so Knapp - statt des bisherigen Halbstundentakts.

Über den April hinaus wird es in den kommenden acht Monaten zu drei weiteren, wenngleich deutlich kürzeren Komplettsperrungen der Bahnstrecke kommen: von Samstag, 3. Juli (1 Uhr), bis Montag, 5. Juli (4 Uhr), wegen Arbeiten am Relaisstellwerk und der Leit- und Sicherungstechnik; von Mittwoch, 28. Juli (4 Uhr), bis Montag, 2. August (4 Uhr), wegen der Inbetriebnahme des neuen Stellwerks und des Bahnsteigs in Richtung München; sowie von Mittwoch, 17. November (1.30 Uhr), bis Montag, 22. November (3.30 Uhr), wegen Rückbauarbeiten im Gleis sowie der Inbetriebnahme der restlichen Bahnanlagen im Bereich des Pfaffenhofener Bahnhofs. Alle anderen Bauabschnitte bis zur Fertigstellung im Laufe des Jahres 2022 sollen dann aber bei laufendem Betrieb möglich sein - oder "unter dem rollenden Rad", wie der Bahner sagt.

Trotzdem auf Einschränkungen einstellen müssen sich Fahrgäste, die in Pfaffenhofen zu- oder aussteigen. Nicht nur, weil zur Karwoche für den Bau einer weiteren Lärmschutzwand auch die letzten Radlstellplätze auf dem Bahnhofsvorplatz vorübergehend weichen müssen. Es wird zwischen den Sperrpausen auch sogenannten "Gleiswechselbetrieb" geben, das heißt der Bahnhof wird bei zwei folgenden Bauabschnitten jeweils halbseitig gesperrt. Das gilt zunächst von 12. April bis 28. Juli für die westliche Seite in Fahrtrichtung München und anschließend von 2. August bis 17. November für die Ostseite. Der Zu- und Ausstieg in beide Richtungen soll aber auf dem jeweils freien Bahnsteig möglich bleiben.

Das Projekt und seine Vorgeschichte

Seit 2006 baut die Deutsche Bahn die Hochgeschwindigkeitsstrecke Nürnberg-Ingolstadt-München aus. Mit der grundlegenden Modernisierung des Pfaffenhofener Bahnhofs bis 2022 läuft derzeit der letzte große Bauabschnitt dieses Gesamtprojekts. Dabei werden nicht nur die Bahnsteige, Gleise, Oberleitungen und Stellwerkstechnik erneuert: Vor allem soll ein zusätzliches Durchfahrtsgleis für den Fernverkehr entstehen. Dadurch wird es je Fahrtrichtung ein Bahnsteiggleis und ein Hauptgleis geben. So kann die Geschwindigkeit im Bereich Pfaffenhofen zunächst von 150 auf 160 Kilometer pro Stunde erhöht werden. Nach Inbetriebnahme des Europäischen Zugsicherungssystems ETCS ist sogar Tempo 190 möglich.

Ein neues elektronisches Stellwerk am Bahnhofsvorplatz soll die Zugsteuerung auf dem Streckenabschnitt digitalisieren. Hinzu kommt eine Abstellmöglichkeit für Züge im Einfahrtsbereich des Bahnhofs, um eine zusätzliche Überholmöglichkeit für schnellfahrende Züge auf den Hauptgleisen zu schaffen. Auch Lärmschutzwände sowie zusätzliche Zugänge von den Pendlerparkplätzen zu den Bahnsteigen werden errichtet. Die Ortsgüteranlage wird ebenfalls mit neuen Gleisen und Weichen ausgestattet. Insgesamt investiert die Bahn nach eigenen Angaben rund 60 Millionen Euro.

Der Bahnhof Pfaffenhofen galt bislang als Nadelöhr auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke München-Berlin. Entsprechend lang reichen die Pläne für den viergleisigen Ausbau schon zurück. Die Realisierung musste aber immer wieder verschoben werden. Eigentlich hätte sie ab 2007 auf den damaligen Bau der Bahnhofsunterführung folgen sollen. Weil der Bahn als vordringlicheres Projekt der Streckenausbau München-Augsburg dazwischenkam, wurde Pfaffenhofen auf 2012 vertröstet. Wegen der bevorstehenden ETCS-Einführung musste der Umbau erneut verschoben werden - diesmal auf 2017. Dieser Termin scheiterte aber an der Terminüberschneidung mit der Gartenschau in Pfaffenhofen. Und so war Baubeginn nun erst 2020.

mck

Michael Kraus