Pfaffenhofen
ÖDP-Kandidatin Emilia Kirner serviert vegane Weißwürste

Schmeckt's? Neben der kulinarischen Frage stellte die Bewerberin auch ihre politischen Thesen dar

24.08.2021 | Stand 23.09.2023, 20:29 Uhr
Wolfgang Kollmeyer
Emilia Kirner fordert Offenheit gegenüber veganem Essen. −Foto: Kollmeyer

Pfaffenhofen - Zu einem veganen Weißwurstessen hat die ÖDP-Direktkandidatin Emilia Kirner aus Freising in den Pfaffenhofener Gasthof Müllerbräu geladen. Die Mitglieder und Freunde der Ökodemokraten waren ganz gespannt, was da kulinarisch auf sie zukommen würde. Kirner ist Studentin der Lebensmittelchemie und selbst dem veganen Essen nicht abgeneigt. Sie hatte über 50 Würstchen bei der Bahnfahrt von Freising nach Pfaffenhofen im Gepäck - und zudem diverse Themen auf dem Herzen: den hohen Fleischkonsum vor dem Hintergrund der Bevölkerungszahl auf der Erde - und das Tierwohl im Allgemeinen.

"Auf der Welt leben 7,7 Milliarden Menschen, die viel Nahrung brauchen. Und wer fragt die Tiere, ob sie geschlachtet werden wollen?" So lautete Kirners Eingangsfrage. Vegane Nahrung würde den Hunger auch stillen. Und nebenbei die hohe Tierproduktion mit allen ihren negativen Begleiterscheinungen reduzieren. "Man kann alles vegan essen, auch eine Weißwurst", meinte Kirner. Die Menschen müssten schlichtweg Neues ausprobieren. Und Fleischreduktion würde auch zu besseren Haltungsbedingungen bei Tieren führen.

Deutschland habe längst ein ausgesprochen hohes Wohlstandsniveau erreicht und brauche keinen grünen Kapitalismus, fuhr sie fort. Die ÖDP strebe Klimaneutralität bis 2030 an. Und statt einer Fördersumme von zwölf Milliarden Euro will die ÖDP lieber gleich 25 Milliarden Euro investieren, um die Klimaneutralität zügig zu erreichen.

Auch wenn die kleine Partei bei der vergangenen Bundestagswahl ein mäßiges Ergebnis eingefahren habe, so sei sie inzwischen im Europaparlament vertreten, ergänzte die Kandidatin. Dort gebe es nämlich keine Fünf-Prozent-Hürde. Außerdem habe sich die ÖDP mittlerweile in allen 16 Bundesländern personell gut aufgestellt - und sie sei in vielen Gemeinden und Städten vertreten. Zudem zeigte sich Kirner optimistisch, dass sich viele Deutsche bei der Wahl nicht auf die großen, sondern auf die kleineren Parteien konzentrieren werden. "Damit die Menschen mehr in den Mittelpunkt der Politik rücken", wie sie es formulierte, "was während der Pandemie bei Familien und pflegenden Angehörigen leider nicht der Fall war."

Angesichts ihrer langen Bahnfahrt von Freising über München nach Pfaffenhofen beklagte Kirner die schlechte Nahverkehrsverbindung - sowohl zwischen großen Städten in Oberbayern als auch auf dem Land. Gerade Bewohner in ländlichen Gegenden hätten nicht überall eine Busverbindung. "Da müssten intelligentere Lösungen gefunden werden wie eine öffentliche App oder Car Sharing", meinte sie. Kirner sprach sich zudem für korruptionsfreie Politik aus und verwies darauf, dass die ÖDP als einzige "grüne" Partei vollständig auf Industriespenden verzichte - und deshalb bei ihrer Politik nicht in Abhängigkeit geraten könne.

Die bange Frage, ob vegane Weißwurst eigentlich auch schmeckt, konnte danach jeder Besucher selbst entscheiden. Die etwas grau aussehende Wust in ihrer dünnen Plastikhaut bestand überwiegend aus Weizen und Gewürzen - und ist vom Geschmack her nicht mit einer "echten" Weißwurst zu vergleichen. Sie sei aber zumindest essbar, meinten einige Testesser. Und dazu gab es - zum Glück - natürlich auch süßen Hausmachersenf und resche Brezen.

PK

Wolfgang Kollmeyer