Zell
Wunsch nach Stolperschwellen

Bürger in Zell sorgen sich um die Verkehrssicherheit und den Zustand der Entwässerungsgräben

11.04.2019 | Stand 02.12.2020, 14:13 Uhr

Zell (zur) Beschwerden über Raser, wild parkende Autos, einen "Schandfleck" im Gewerbegebiet und die mangelhafte Pflege der Gräben haben die Bürgerversammlung am Dienstag in Zell geprägt.



"Es wird zu schnell gefahren", stellte Günter Reith wohl ganz im Sinne aller Anwesenden im Gasthof Birnthaler für den Bereich der Waldsiedlung fest. Durch den Kiefernweg, die Waldstraße und auch im Bereich des Kinderspielplatzes "brettert" offenbar so mancher durch. Anwohner nicht ausgenommen. Man könne doch "versuchsweise" schauen, ob etwa Stolperschwellen eine Wirkung zeigen, befand Reith, der wenig Verständnis für die bisher ablehnende Haltung des Bauausschusses gegen diesen Vorschlag aufbrachte. Auch die Ausweisung einer Spielstraße sah Reith als Option. Generell wünschte sich der ehemalige Stadtrat bei der Planung von Neubaugebieten einen verstärkten Blick auf die verkehrstechnische Infrastruktur um Probleme schon im Vorfeld zu vermeiden. Bürgermeister Christian Staudter (USB) versprach, sich mit seinem Amtskollegen in Mainburg über dessen Erfahrungen mit Stolperschwellen auszutauschen.

Ebenfalls Anlass für Beschwerden waren in der Versammlung unsichere Querungen für Fußgänger Richtung Birketweg sowie zugeparkte Straßen - allen voran im Bereich eines Mehrfamilienhauses in der Gadener Straße und des Rewe-Marktes. Einfache Lösungen konnte Staudter nicht versprechen, gebe es doch immer Vor- und Nachteile. So wirkten durch parkende Fahrzeuge verengte Straßen dem vielfach kritisierten zu schnellen Fahren entgegen, Schilder blieben indes meist wirkungslos.

Unbestritten "pädagogisch wertvoll" sind hingegen die Smileys am Ortseingang, so die positive Rückmeldung der Anlieger. "Da bremst jeder ab", hieß es aus der Runde. Die erzieherische Wirkung ist auch nötig, wie die Auswertung der Geschwindigkeitsmessungen ergab. Von Rohrbach kommend sind bei der Einfahrt in die 50er-Zone noch 71 Prozent der 66000 Fahrzeuge pro Monat zu schnell unterwegs. Von Rottenegg her sogar 75 Prozent - bei 30000 Fahrzeugen. Das Gros der Temposünder liegt etwa zehn bis 20 Stundenkilometer über der Höchstgeschwindigkeit.

Weitere Beschwerden bezogen sich auf die Räumung der Gräben im Verantwortungsbereich des Wasserverbandes Ilm III. Seit nahezu zehn Jahren sei da in Zell "überhaupt nix geräumt worden" und auch sonst nicht viel passiert, so der Vorwurf. "Da muss was geschehen" mahnte eine sichtlich besorgte Anwohnerin mit Blick auf "massive Probleme" - allen voran wild angewachsene Bäume, die mittlerweile 25 Meter hoch und instabil geworden seien. Hinzu kommen Bisamratten, die nicht nur das Grabensystem unterhöhlen und den Abfluss des Wassers behindern, sondern sich zur regelrechten Plage entwickeln. Die Situation in Zell ist offenbar symptomatisch für die seit Jahren anhaltende Überlastung der Wasserverbände. Wie verlautbarte, war deshalb der komplette Vorstand des Wasserverbandes Ilm III am Vorabend zurückgetreten, um die Auflösung des Vereines zu erwirken (gesonderter Bericht folgt).

Ein Dorn im Auge ist vielen Ortsteilbewohnern die Situation im Gewerbegebiet. Während einige Unternehmen hier für ein "nobles Ambiente" sorgen, fühle man sich in der Umgebung der Firma Schnittpunkt "wie im Slum". Ein regelrechter "Saustall" sei das, wetterte ein Versammlungsteilnehmer. Staudter zeigte sich froh über den Erfolg des wachsenden Unternehmens, räumte aber ein, dass es angesichts seiner Entwicklung am jetzigen Standort "nicht mehr hinpasst". Ziel sei es, alternative Flächen (die eine Expansion zulassen) und dann eine verträglichere Nachfolgenutzung zu finden. Da sei man bereits "in Verhandlungen", erklärte Staudter. Abschließend dankte der Bürgermeister der örtlichen Wehr für ihren "unermüdlichen Einsatz" anlässlich des jüngsten Starkregen-Ereignisses.