Rohrbach
Wohnhaus fliegt in die Luft

Nach einer Explosion im Rohrbacher Hopfenweg werden zwei Personen vermisst

02.09.2021 | Stand 23.09.2023, 20:38 Uhr
In Rohrbach ist am Donnerstag ein Haus explodiert. −Foto: Limmer

Eine Katastrophe hat sich am Donnerstag im Rohrbacher Hopfenweg ereignet. Am Ortsende ist gegen 12.30 Uhr eine Doppelhaushälfte in die Luft geflogen, das ganze Wohngebiet wurde von der gewaltigen Explosion erschüttert.

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Und in den rauchenden Trümmern sucht die Polizei bislang vergeblich nach zwei vermissten Personen.


Ursache und Hintergründe des Dramas ließen sich bis Redaktionsschluss nicht abschließend ermitteln. Kripo-Sprecher Andreas Aichele blieb angesichts einer unsicheren Spurenlage vorsichtig und äußerte nur einen Anfangsverdacht, wonach die Explosion in direktem Zusammenhang mit dem tödlichen Unfall stehen könnte, der sich kurze Zeit später bei Schrobenhausen ereignete (siehe Bericht unten).

Wie Kripo-Sprecher Andreas Aichele am Nachmittag erklärte, sei es möglich, dass sich bei der Explosion Personen im Keller befunden hätten. Das THW räumte daher die Überreste zur Seite in ein Maisfeld, um den Hilfskräften Zutritt zu verschaffen. "Wir stellen uns auf eine lange Nacht ein", meinte Aichele, dass sich der Einsatz noch lange hinziehen könne.
In der zerstörten Haushälfte sind fünf Personen gemeldet. Drei davon, so Aichele, seien in Sicherheit. Die beiden anderen würden vermisst. Der Grund für die Explosion stehe bisher noch völlig in den Sternen, fuhr der Kripo-Sprecher fort. Absicht könne genauso dahinterstehen wie Fahrlässigkeit oder ein technischer Defekt. "Die Spezialisten bei den Brandermittlern sind dran. Aber es ist nicht ganz einfach, in den Trümmern nach Spuren zu suchen", so Aichele. Daher sei zum jetzigen Zeitpunkt noch so gut wie alles offen, fuhr er fort. Der Schaden liegt derweil im hohen sechsstelligen Bereich. "Nur in einem bin ich mir sicher", so Aichele. "Auch die stehende Haushälfte ist nicht mehr zu retten."

Der gesamte Hopfenweg war den Nachmittag hindurch eine einzige Sperrzone - vollgestellt mit Einsatzfahrzeugen, Helfern und Rettern aller Art. Weit über 200 Einsatzkräfte zählte Aichele. Alle umliegenden Feuerwehren schickten ihre Ehrenamtlichen aus, gelöscht wurde die verbliebene, brennende Doppelhaushälfte unter anderem von zwei Drehleitern aus. Aber auch das THW hatte mit schwerem Gerät und seinen Baufachberatern alle Hände voll zu tun. Ebenso wie der Katastrophenschutz, die Rettungsdienste samt Kriseninterventionsteam und ein Dutzend Rettungshunde, die in den Trümmern ebenso nach den Vermissten fahndeten wie Spezialkräfte mit Suchsonden. Psychologen kümmerten sich um Betroffene und Anwohner, die von der Schwere des Unglücks zum Teil völlig übermannt wurden. Manche weinten auf offener Straße, andere blickten ungläubig von den Nachbargärten aus auf die qualmenden Häuserreste.Wieder andere mähten einfach den Rasen, um sich von den schlimmen Bildern lösen zu können.

"Wir können froh sein, dass die Einsatzkette in unserem Landkreis gut funktioniert", meinte Bürgermeister Christian Keck angesichts der raschen Hilfe, die sich innerhalb weniger Minuten aus allen Himmelsrichtungen nach Rohrbach auf den Weg machte. Christian Degen, Sprecher am Landratsamt, setzte sich zusammen mit Landrat Albert Gürtner und dessen Stellvertreter Karl Huber sofort in den Dienstwagen, um sich ein Bild zu machen. "Bei solchen Katastrophen wird ein Riesenaufgebot alarmiert", so Degen. "Es ist toll zu sehen, wie alles Hand in Hand greift." Trotzdem schwinge angesichts eines Hauses, das sich quasi in Luft aufgelöst habe, große Angst mit. "Die Retter können kaum ins Trümmerfeld, solange nicht alles komplett abgelöscht ist", so Degen. "Leider werden zwei Personen vermisst. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie sich irgendwo in den Überresten des Hauses befinden." PK

Gewaltiger Knall zur Mittagsstunde


Den Moment des Unglücks hat ein direkter Nachbar im Garten erlebt. "Ich hab gedacht, mich hebt's davon", meinte er. Von einem Moment auf den anderen sei am Ende des Hopfenwegs in Richtung Barfußparcours nur noch Staub und Rauch zu sehen gewesen. Und als er wieder zu sich kam und sich umblickte, "da war die Haushälfte einfach weg".

Zwei Bewohner der unmittelbar an die explodierte Wohnung angrenzenden Doppelhaushälfte wurden von dem gewaltigen Knall aus der Mittagsruhe gerissen. "Wir sind sofort raus auf den Balkon, um zu sehen, was los ist. Und als wir erstmal gar nichts sehen konnten, war uns schon klar, dass etwas ganz Schlimmes passiert ist", erzählt die Frau. Geistesgegenwärtig rief ihnen ein Nachbar zu, dass sie "sofort da raus" müssten. Durch ihr Haus, in dem sich die ersten Flammen ausbreiteten, trauten sie sich nicht mehr. Also rückte der Nachbar mit einer Leiter an - und brachte die beiden vom Balkon herab in Sicherheit. "Wir haben nur ein paar Schürfwunden, und bestimmt einen gewaltigen Schock", meinte der Mann. "Aber sonst geht es uns gut." Und seine Frau sagt nur: "So wie es aussieht, hatten wir einfach nur einen riesigen Schutzengel."

Zu hören war der Knall fast in ganz Rohrbach. Am anderen Ende des Hopfenwegs war die Detonation auch physisch noch zu spüren. Und sogar in der Waaler Straße waren die Menschen noch Stunden nach der Explosion aufgebracht. "Das hat geknallt, als wäre es direkt neben uns passiert", meinte zum Beispiel ein Anwohner der Perusastraße.

DK


Patrick Ermert