Pfaffenhofen
Wenn Mama weint, passt das Kleid

Mit über 100 Gästen am Laufsteg hat Sabine Fünfer ihr Brautmodengeschäft in Pfaffenhofen eröffnet

12.11.2018 | Stand 25.10.2023, 10:33 Uhr
Das richtige Kleid für den wichtigsten Tag: Sechs Frauen haben bei der Eröffnung des Brautmodengeschäfts von Sabine Fünfer Kleider auf dem Laufsteg vorgeführt. −Foto: Herchenbach

Pfaffenhofen (PK) "Pfaffenhofen hat viel zu bieten, beinahe alles - außer einem eigenen Brautmodeladen", bedauerte Sabine Fünfer.

Jetzt hat sie sich ihren Traum erfüllt: Zur Eröffnung ihres Geschäfts in der Weiherer Straße 5 kamen weit über 100 Gäste, Freunde, aber auch Neugierige aus ihrer Zielgruppe, die kurz davor stehen, "Ja" zu sagen.

Die 30-Jährige versteht sich als Hallertauer Kindl. Sie ist in Reichertshofen geboren, hat mit einem Master-Studienabschluss in der Software-Branche gearbeitet, sattelte dann um und entdeckte in einem Augsburger Brautmodengeschäft, in dem sie anschließend arbeitete, ihre bis dahin verborgene Leidenschaft: junge Frauen am wichtigsten Tag ihres Lebens mit dem perfekten Outfit glücklich zu machen.

Wie, das zeigten sechs Models in einem Saal im Obergeschoss ihres Geschäfts. Auf dem Laufsteg präsentierten sie unter dem Applaus des Publikums, das sich teils wehmütig an die eigene Hochzeit erinnerte, teils ihr noch entgegenfiebert, die aktuellen Trends. In Kurzform: Weiß ist mega-out, angesagt ist Ivory, ein hauchzartes Beige, aber auch Blush, ein angedeutetes Rosa, oder ein cremiges Nude. 2019 geht's in Richtung Prinzessin, viel Spitze und Tüll, eng anliegendes Oberteil, ein großer Reifrock; pompös, aber nicht kitschig. Wer's lieber schlicht mag, fällt allerdings auch nicht aus der Mode. Genau so im Trend ist hochgeschlossen. Und nicht zu übersehen: Capes kommen wieder.

Das alles hat seinen Preis. Bei 1000 Euro fängt's an mit Luft nach oben. Im Schnitt, sagt Sabine Fünfer, die ihr Geschäft nach ihrem Mädchennamen "Landgraf" genannt hat, geben Bräute um die 1500 Euro für ein Kleid aus. Viel Geld, und deshalb nimmt sie sich auch viel Zeit für ihre Kundschaft. Drei Stunden veranschlagt sie für Beratung, Auswahl, Anprobe, zu der die jungen Frauen natürlich auch gern die beste Freundin und die Mutter mitbringen sollen. "Wenn Mama weint", weiß Sabine Fünfer, "dann passt das Kleid. " Jedenfalls vom Stil, an der Passform muss regelmäßig nachgearbeitet werden. Deshalb hat sie sich mit einer Pfaffenhofener Schneiderin zusammengetan, die das Kleid dann in den perfekten Sitz bringt. Das alles ist im Preis schon mit drin.

Rechnet sich ein Brautmodeladen in einer Stadt mit gerade mal 26 000 Einwohnern? Auf jeden Fall, sagt Fünfer. "Die Mädels fahren für ein Kleid gern auch mal 60, 70 Kilometer weit. " Mit einem führenden Ausstatter hat sie einen Gebietsschutz für die Region zwischen München und Ingolstadt, Donauwörth und Landshut vereinbart. Dessen Kleider gibt's dann nur in Pfaffenhofen. Konkurrenz durch Online-Shopping? In der Branche vernachlässigenswert. Wie sollte Mama weinen, wenn das Töchterchen ein Paket aufmacht!

Viel Aufwand für einen einzigen Tag. Aber heute kann es nicht aufwendig genug sein. "Eine Hochzeit", weiß Sabine Fünfer, "ist keine kein intimes Familienfest mehr, sondern ein Event, das anderthalb bis zwei Jahre zuvor geplant wird. " Und dementsprechend kostet: 30 000 Euro lassen sich Brautpaare auch aus Kreisen, in denen das Geld nicht auf den Bäumen wächst, gern mal kosten. Noch einen Trend lässt sich nicht aufhalten: die freie Trauung. "Brautkleid und Kirche", erklärt Fünfer, "ist inzwischen total entkoppelt. "

Und wenn dann alles passt und sich nur der Bräutigam im Nachhinein als Fehlinvestition erweist? Das, sagt Fünfer, sei ihr noch nicht vorgekommen.

Albert Herchenbach