Jetzendorf
Verkehrsprobleme und Weinflaschen

Auf der Jetzendorfer Bürgerversammlung stellen sich die Besucher hinter Manfred Betzin

28.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:11 Uhr
Brechend voll war der Ottilinger-Saal bei der Jetzendorfer Bürgerversammlung. −Foto: Josef Ostermair, Ostermair, Josef, Markt Indersdorf

Jetzendorf (PK) 150 Besucher auf einer Bürgerversammlung und das an einem Sonntagabend, sowas hat Seltenheitswert. In dem brechend vollen Ottilinger-Saal erwarteten die Jetzendorfer natürlich ein paar Worte von Bürgermeister Manfred Betzin zu dessen Anklage wegen Vorteilsnahme bezüglich ein paar Flaschen Wein, was ja am 11. Dezember vor dem Amtsgericht in Pfaffenhofen verhandelt wird.

 


Betzin hat nach seinem Rechenschaftsbericht über das Gemeindegeschehen auch deutlich gemacht, dass er sich keiner Schuld bewusst ist. Wichtig ist dem Gemeindechef, dass er von keinem aus seiner Gemeinde "hingehängt" wurde, sondern das Einschalten der Staatsanwaltschaft auf Ermittlungen gegen ein Ingenieurbüro im Landshuter Raum zurückgeht.

Sogar Anton Hirschau, der bei früheren Bürgerversammlungen die Jetzendorfer Gemeindepolitik oft schwer kritisierte, stellte sich voll hinter Betzin und forderte die Gemeindebürger auf, zum Verhandlungstermin nach Pfaffenhofen zu kommen, und so dem Bürgermeister den Rücken zu stärken. Hirschau würde auch erwarten, dass da auch Landrat Martin Wolf, der Landtagsabgeordnete Karl Straub und der Bundestagsabgeordnete Erich Irlstorfer, "praktisch alle Brüder aus der Partei mit dem C voran", am Amtsgericht Betzin unterstützen. Dass es im Saal keinen Besucher gab, der an Betzins Unschuld zweifelt, bewies der donnernde Beifall für den Bürgermeister.

Hirschau hatte aber auch noch andere Reizthemen parat. So schimpfte er über die Hundehaufen im Gemeindegebiet, die eine Anhebung der Hundesteuer auf bis zu 1000 Euro rechtfertigen würden. Die Hundebesitzerin Marianne Huber aber hielt entgegen, dass Hirschau nicht alle Hundebesitzer unter Generalverdacht stellen dürfe. So sieht das auch der Bürgermeister, der allerdings erwartet, dass die zur Verfügung gestellten Tüten für den Hundekot nicht im Gebüsch landen.

Wie so oft bei Bürgerversammlungen war auch diesmal der Verkehr ein Thema. So beklagte Bernd Gollwitzer, dass im Siedlungsgebiet Jetzendorf-Süd viele Verkehrsteilnehmer das hier angeordnete Tempo 30 ignorieren würden. Es sei fast ein Wunder, dass in diesem kinderreichen Gebiet bisher kein Kind Opfer rücksichtsloser Autofahrer wurde. Gollwitzer fordert von der Gemeinde Maßnahmen, die Autos bremsen. Zu diesem Thema meldete sich auch Johannes Schreiber, der darauf hinwies, dass bereits 122 Unterschriften von Anwohnern vorliegen, also 99 Prozent der Befragten in diesem Siedlungsbereich Maßnahmen zur Einhaltung von Tempo 30 fordern. Der Bürgermeister zeigte Verständnis, bat aber auch zu bedenken, dass in Siedlungen kein Durchgangsverkehr gegeben sei, also oft auch die Leute, die hier wohnen, zu schnell fahren. Er sicherte zu, die Geschwindigkeitsmessanlage aufzustellen, wies aber gleichzeitig darauf hin, dass bei der letzten Messung Tempo 30 nur in wenigen Fällen überschritten wurde. Zudem würden verkehrsrechtliche Auflagen der Gemeinde für weiteren Maßnahmen Einhalt gebieten.

Ein Verkehrsproblem für Kinder, die zu Fuß über die Staatsstraße zum Kinderhaus Regenbogen gelangen, sprach Uli Weick an. Laut Betzin sei diese ungute Situation bekannt, "andererseits muss man hier auch mit dem Verkehrsfluss vorsichtig umgehen".

Dass er in der Gemeinde ein vernünftiges Umweltschutz-Konzept vermisst, erklärte André Klimsch, der sich für Blühwiesen aussprach. "Konkrete Maßnahmen sind mir wichtiger als ein Konzept", widersprach Betzin und wies dabei auf die beschlossene Hackschnitzelheizung für die Schule und das Nahwärmenetz hin. Weitere Maßnahmen zum Schutz der Umwelt seien die drei PV-Anlagen der Gemeinde. Jetzendorf sei auch dabei, stromsparende Pumpen für die Wasserversorgung einzusetzen und die Straßenbeleuchtung auf LED umzurüsten. Ein Projekt mit der Jetzendorfer Forstverwaltung münde in einer Baumpflanzaktion mit möglichen Baumpatenschaften. Von der Landwirtschaft könne man nicht erwarten, dass die sich von heute auf morgen umstellt.

Theresia Fritsch fragte, ob es sein müsse, dass ein Handymasten mitten im Ort steht. Hier gehe es laut Bürgermeister aber um einen genehmigungsfreien Masten auf Privatgrund. Dass in anderen Gemeindeteilen solche Masten vielleicht für einen besseren Empfang gewünscht wären, war dagegen den Klagen von Sepp Mooseder aus Habertshausen zu entnehmen.
 

 

Josef Ostermair