Geisenfeld
Tummelplatz für seltene Arten

Kiesweiher bei Ilmendorf entwickelt sich zu Naturschutz-Idyll - Ziegen als vierbeinige Gehilfen

14.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:24 Uhr
Gelungene Renaturierung mit nassen und trockenen Bereichen: Der Kiesweiher am Ortseingang von Ilmendorf bietet jetzt Lebensraum für seltene Arten. −Foto: Zurek

Ilmendorf (GZ) Für so manchen neugierigen Hingucker sorgt derzeit der Weiher am Ortseingang von Ilmendorf. Wo vor nicht allzu langer Zeit noch die Bagger Kies schürften, entsteht im Zuge der Renaturierung ein Idyll, das schon jetzt Lebensraum für seltene Arten bietet.

Wer sich in die Nähe des Areals begibt, wird vom verärgerten "Kiewitt" der Kiebitze begrüßt, die hier ihre Kinderstube aufgeschlagen haben. Gut versteckt brüten sie auf einer der künstlich angelegten, sandigen Inseln. Gleich nebenan tummeln sich etliche Flussregenpfeifer, von denen ebenfalls mindestens ein Paar Nachwuchs großzieht. Ihr klares Pfeifen dringt indes deutlich ans Ohr. Kundige Beobachter haben unlängst als Rarität einen Bluthänfling und Flussuferläufer gesichtet. Zudem haben sich vor einigen Wochen hier - wohl auf dem Durchzug - drei Kampfläufer gestärkt. Das Besondere daran: bei den genannten Arten handelt es sich um solche, die in der Roten Liste der Brutvögel in Deutschland als gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht geführt werden. "Aus naturschutzfachlicher Sicht kann bestätigt werden, dass sich das Gebiet um die Flurnummer 601/Ilmendorf gut entwickelt hat", heißt es dazu ganz offiziell aus der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes.
"Ohne den Rat und die tatkräftige Unterstützung von Siegfried Plank - von unseren Mitarbeitern liebevoll Vogel-Opa genannt - und Angela Grau würde dieses Projekt sicher nicht mit so viel neu angesiedelter Artenvielfalt belohnt", erklärt Kieswerksbetreiber Ludwig Schielein dankbar für das Fachwissen, das die beiden Naturschutzwächter des Landkreises während der rund fünf Jahre Planungs- und Bearbeitungszeit eingebracht haben.
Zum umfangreichen Konzept, das mit nassen und trockenen Bereichen, wassergefüllten Senken und schilffreien Arealen eine möglichst große Vielfalt bietet, gehört auch ein stark abgeflachtes Ufer, das im Grenzbereich der Wasserstands-Schwankungen liegt, "so dass die periodischen Überflutungen die Vegetation in Schach halten", erklärt Plank. Entstanden ist so ein idealer Nahrungsraum für Watvögel (sogenannte Limikolen). Wurzeltellerhaufen schaffen überdies potenzielle Verstecke für Reptilien und die angesäten autochthonen (also heimischen) Wiesenpflanzen - je 50 Arten für trockene beziehungsweise feuchte Standorte - sorgen für vielfältige Habitate.
Als vierbeinige Naturschutzgehilfen dienen die von Michael Lachermeier bereitgestellten Ziegen. Mit ihren hungrigen Mäulern verhindern sie eine Verbuschung und Wiederbewaldung der Uferbereiche, in deren Schilfgürtel unlängst ein seltenes Blaukehlchen gesichtet wurde.
"Bereits 2016 haben wir erstmals auf Anraten von Siegfired Plank ein Brutfloß für Flussseeschwalben auf einem weiter südlich gelegenen Weiher installiert, das seither jährlich bebrütet wird", freut sich Schielein. Der Unternehmer hofft, dass im Zuge des geplanten Leader-Projektes weitere Flächen für den Naturschutz aufbereitet werden dürfen und so im Bereich zwischen dem Kieswerk beim Wasserskiweiher und der Einmündung nach Ilmendorf "ein traumhaftes Schutzgebiet für Flora und Fauna entstehen kann."

Maggie Zurek