Schrobenhausen
Schwierige Saison für die Spargelbauern

Die große Erntemenge drückt die Preise in den Keller - Die Kunden merken fast nichts davon

25.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:21 Uhr
Die Spargelernte im Landkreis Pfaffenhofen sowie im Schrobenhausener Land fällt heuer besonders umfangreich aus. Das warme Aprilwetter ließ die Stangen wachsen wie schon lange nicht mehr. −Foto: Foto: SZ-Archiv

Schrobenhausen (PK) Soviel Spargel wie heuer gab es schon lange nicht mehr - da sind sich die Erzeuger im Schrobenhausener Land einig. Das Überangebot drückt auf die Preise, die bei Großabnehmern zu erzielen sind. Manche Spargelbauern sehen die Entwicklung mittlerweile kritisch. "Schuld sind wir selber", ist immer wieder zu hören.

Vor allem zwei Faktoren trugen dazu bei, dass der Markt in den vergangenen Wochen von Spargel aus heimischer Produktion geradezu überschwemmt wurde: das warme Frühjahr, insbesondere die überdurchschnittlich hohen Temperaturen in den Aprilnächten, und die Erweiterung der Spargelanbauflächen. Experten sind sich darin einig, dass die für diese Jahreszeit ungewöhnliche nächtliche Wärme das Wachstum der weißen Stangen extrem vorangetrieben hat.

Bei Spargel Schiebel in Pörnbach, der auf insgesamt rund 100 Hektar Spargel stückweise anbaut und erntet, hat man auf die extrem guten Bedingungen bereits reagiert. "Wir haben auf rund 30 Prozent unserer Felder deshalb die Ernte vorzeitig abgebrochen", sagt Marta Schiebel. Der Grund: Wenn bei den warmen Temperaturen immer mehr Spargel auf den Markt kommt, drückt das die Preise auf dem Großmarkt so sehr, dass es sich für die Spargelbauern nicht mehr rentiere, so Schiebel. Der Pörnbacher Betrieb verkauft rund 70 Prozent seiner Ware auf dem Großmarkt. Einige Male bekam Schiebel heuer schon zu spüren, was es heißt, wenn das weiße Gold den Markt überschwemmt. 1 bis 1,50 Euro für das Kilo bei manchen Sortierungen, "das bedeutet, dass wir am Ende draufzahlen". Denn schließlich müssen die Feldarbeiter genau wie die Verpacker und Sortierer bezahlt werden.

Schiebel glaubt, dass sich die Situation in den kommenden Jahren wiederholen könnte: "Die Spargel-Anbaufläche wächst generell, wenn dann oft die Sonne scheint, kommt es schnell zur Überproduktion." Für Schiebel ist das freilich kein besonders erstrebenswerter Umstand: "Die Preise sind schon ziemlich in die Tiefe gegangen", sagt sie. "Ich hoffe, das stabilisiert sich."

Auch Spargelbauer Andreas Sigllechner aus Hohenwart macht das Überangebot zu schaffen. "Es wird zuviel angebaut", stellt er fest. Und zwar auch in der Region. Die früher so starke Konkurrenz aus dem Ausland spiele mittlerweile keine Rolle mehr. "Der deutsche Markt macht sich selber kaputt", ist Sigllechner überzeugt.

"Es war viel zu viel Spargel auf dem Markt", sagt Josef Kling, der seinen Betrieb in Rettenbach seit 40 Jahren führt. "Es ist fast noch nie soviel gewachsen wie in diesem Jahr." Die Konkurrenz aus dem Ausland sei heuer nicht auf die Füße gekommen. Dazu war der deutsche Spargel zu billig", sagt er. Am Großmarkt in München seien die Preise phasenweise massiv eingebrochen.

"Wer heuer nur über den Großmarkt vermarktet hat, der hatte Probleme", erklärt Sigllechner, der seinen Spargel in erster Linie direkt an den Lebensmitteleinzelhandel liefert. "Das ist eine andere Partnerschaft", bewertet er die Zusammenarbeit mit den Lebensmittelhändlern. Auf diesem Vermarktungsweg habe man einen zwar niedrigeren, aber immer noch "sehr vernünftigen Preis" für das Spitzenprodukt Spargel erzielen können, so Sigllechner.

Wolfgang Tyroller, der einen großen Betrieb in der Högenau betreibt, spricht von einer "schwierigen Saison für die Spargelbauern" - zum einen wegen der stark gestiegenen Anbaumenge, zum anderen aber auch, weil diese große Erntemenge zu komprimiert auf dem Markt gekommen sei. Hinzu komme, dass durch die vielen Feiertage der Absatz über die Großhändler erschwert worden sei. Dabei werde heuer sehr guter Spargel geerntet. "Die Qualität stimmt", erklärt Tyroller.

So gut wie alle Spargelerzeuger im Schrobenhausener Land setzten als zweites Standbein auf die Direktvermarktung - entweder im Hofladen, an Ständen entlang der Straßen oder auf Wochenmärkten. Dort sind vor allem Spargelstangen der Güteklasse zwei oder andere kostengünstigere Sortierungen gefragt. Und dort lassen sich auch stabile Preise erzielen. Dass die Großhandelspreise im Keller liegen, hat nämlich kaum Auswirkungen auf das, was der Kunde am Spargelstand vor Ort zahlt.