Schweitenkirchen
Im Dialog mit der Sonne

Wiederweihe der rundum sanierten Schweitenkirchener Mehrzweckhalle am Pfingstsonntag

02.06.2017 | Stand 02.12.2020, 18:00 Uhr

Foto: DK

Schweitenkirchen (PK) Eingebettet in den Hang vor Schweitenkirchen, als Stahlkonstrukt, das vom Zusammenspiel der geometrischen Figuren lebt, hat die Mehrzweckhalle die Fachwelt schon bei ihrem Bau im Jahr 1983 überzeugen können. Am Sonntag erstrahlt sie bei ihrer Wiederweihe in neuem Glanz.

Als Sporthalle für Schule, Vereine und festliche Veranstaltungen wie das Volksfest hatte der Münchner Architekt Alexander Pagenstecher vor 35 Jahren einen Bau zu entwerfen, der für die Gemeinde möglichst geringe Folgekosten nach sich ziehen sollte. Was er daraufhin zu Papier brachte, gilt bis heute als vorbildlich. "Mit Rücksicht auf Landschaft und Maßstab der angrenzenden Häuser ist der Bau zur Hälfte in die Erde und mit seinem rückwärtigen Teil in einen Hang eingesenkt", schrieb Pagenstecher in einem Beitrag, der 1985 in der damals führenden Architekturzeitschrift "Werk, Bauen + Wohnen" (WBW) erschienen ist. "Wer den Beitrag heute liest, sieht die Halle mit anderen Augen", meint Bürgermeister Albert Vogler (CSU). Und Rita Obereisenbuchner, die in den vergangenen anderthalb Jahren mit der Rundumsanierung betraut war, bekommt beim Erzählen sogar leuchtende Augen. "Die Halle steht architektonisch fast in einer Reihe mit olympischen Sportstätten." Und mit diesem Anspruch ist die Pfaffenhofener Architektin auch an die Renovierung herangegangen. Zusammen mit den Glasmann-Ingenieuren und mit gehörigem Respekt vor der Arbeit ihres Kollegen Pagenstecher, der die Längsseiten der Halle gegeneinander neigte und damit das Bauvolumen optisch noch weiter reduzierte. "Die Südwand ist ganz verglast und bildet mit ihrer Neigung von 45 Grad optimale Verhältnisse für ein solares Heizsystem", heißt es im WBW-Beitrag von 1985 weiter. Die passive Sonnenenergie macht das Heizen der Halle - abgesehen von den Nebenräumen - fast das ganze Jahr hindurch überflüssig. Sonnenkollektoren zwischen der doppelt verglasten Südwand wärmen das Duschwasser. Energetisch also ein Vorzeigebauwerk. Im Dialog mit der Sonne. Und das vor über drei Jahrzehnten.

Als Obereisenbuchner den Auftrag erhielt, die Halle auf Vordermann zu bringen, war ihr das anfangs in dem Maß gar nicht klar. Nach dem ersten Einarbeiten hat sie die Tragweite ihres Schaffens allerdings schnell umrissen. "Wir haben als einfache Brandschutzsanierung begonnen", erzählt sie. "Aber schnell gemerkt, was für ein Juwel wir hier in die Hand nehmen und neu schleifen." Schließlich hat die Halle im Rahmen des deutschen Stahlbaupreises sogar eine Auszeichnung erhalten.

Wie unansehnlich die Halle vor der Sanierung war, hat natürlich auch Rita Obereisenbuchner gesehen. "Grüner Kunststoff ist ein Baustoff, der nach längerer Zeit sehr unansehnlich wirkt", räumt sie ein. An der Tragfähigkeit und der Brillanz des Stahlkonstrukts änderte das aber nichts. "Hinter vielen Verkleidungen, die wir entfernten, haben böse Überraschungen auf uns gewartet", erzählt sie. Durchgerostete Wasserleitungen, vermoderte Baustoffe, unansehnliche Details. Auch daher sind die Kosten auf etwa 2,5 Millionen Euro gestiegen. "Das liegt aber zumindest im Rahmen", sagt Bürgermeister Vogler.

Obereisenbuchner und Projektleiterin Marianne Weichenrieder setzen auf weiches, warmes Holz als Kontrast zum harten Stahl. "Das spielt prima zusammen - ein Zusammenspiel aus Alt und Neu, zwischen eleganter Gestalt und robuster Tragfähigkeit", sagt die Planerin. Die Wiederweihe erfolgt im Rahmen des Pfingstvolksfestes. Am Sonntag hält Dekan Alexander Weber den Gottesdienst ab 10 Uhr in der Halle. Am Ende folgen die Weihe und Grußworte, etwa von Vogler und Obereisenbuchner.