Scheyern
"Arche Noah" wird wieder aufgebaut

Nach Großbrand: Ursache und Schadenshöhe weiterhin unklar – Gutsverwalter geht es besser

11.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:22 Uhr
Bild der Zerstörung: Auch einen Tag nach dem Feuer am Scheyerer Prielhof stieg aus der Ruine der Arche-Noah-Scheune noch Rauch auf. −Foto: THW

Scheyern (PK) Noch immer steigt Rauch vom Scheyerer Prielhofgelände auf. Flammen lodern vereinzelt aus den Überresten der ehemaligen Getreidehalle, die in der Nacht auf Sonntag abgebrannt ist. Eine Handvoll Feuerwehrler schiebt Wache, die Brandfahnder der Kripo suchen nach Spuren.

Am Tag nach dem Großbrand ist etwas Ruhe eingekehrt am Ortsrand von Scheyern. Nur das Telefon in der Klosterverwaltung steht kaum still. Ständig kündigt sich Besuch an. Die Katastrophe will aufgearbeitet werden. Und der laufende Betrieb muss weitergehen. „Nur fünf Minuten, denn ich kann ja sowieso noch kaum etwas sagen“, meint Pater Lukas, der Cellerar des Klosters. Er wirkt zwar gefasst. Aber aufgewühlt sei er innerlich natürlich immer noch, fügt er an. „So etwas erlebt man schließlich nicht alle Tage. Zum Glück.“

Das Wichtigste vorneweg. „Wir hatten riesiges Glück“, sagt Pater Lukas. Es sei kein Mensch zu Schaden gekommen. Und die Feuerwehr habe derart gute Arbeit geleistet, dass die Nebengebäude – allen voran die alte Halle und nicht zuletzt der eigentliche Prielhof – völlig unversehrt seien. Wichtig sei das vor allem bei der benachbarten Halle gewesen. „Da sind Spritz- und Düngemittel drin, Chemikalien und etliche Maschinen. Da wäre der Schaden noch viel größer gewesen. „Und vor allem wäre es deutlich gefährlicher gewesen“, ergänzt der Cellerar. „Schließlich war in der abgebrannte Halle nicht viel drin außer Kartoffelkisten und Getreide.“

„Arche Noah“ haben die Benediktinerbrüder das zwischen 1910 und 1912 errichtete Gebäude bezeichnet. „Weil es sich von den Außenmaßen her an der Arche orientiert hat“, erklärt Pater Lukas. Etwa 70 Meter lang, knapp 20 Meter breit war der gewaltige Getreidespeicher, der in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg die alten Silos am Kloster ersetzt hat. „Für seine Zeit war das Gebäude sehr modern. Man konnte vorne reinfahren, das Getreide runterwerfen – und hinten wieder raus.“ Das Bauwerk an sich war groß und dunkel. Ein Lager halt. Ohne Fenster. „Vermutlich wie ein Kamin“, sagt der Cellerar. Kein Wunder, dass die Scheune lichterloh brannte und nicht mehr zu retten war, als sie einmal Feuer gefangen hatte. „Sie hatte keine Brandschutzwände. Damals hat man einfach nicht so gebaut“, sagt Pater Lukas. Dennoch sei die Arche Noah aus rein ästhetischer Sicht ein riesiger Verlust. „Sie war einfach schön anzusehen. Wir haben sie alle gemocht.“

Wie hoch der angerichtete Schaden genau ist, ist immer noch schwer einzuschätzen. Ein Traktor, ein Anhänger, sehr viel Getreide „und sonst nicht viel“ verbrannte in den Flammen. Zudem eine 70-KW-Photovoltaikanlage, die auf dem Dach installiert war. Peter Grießer, der Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern, tut sich deshalb schwer, eine konkrete Zahl zu nennen. Ein Schaden „im sechsstelligen Bereich“: Auch gestern blieb Grießer bei dieser relativ vagen Schätzung, noch liegt das Untersuchungsergebnis der Kripo-Brandfahnder nicht vor.

Ansonsten hielten sich die Neuigkeiten am Tag nach dem Brand in engen Grenzen. „Es gibt so viele Möglichkeiten, wie der Brand entstehen konnte. Und so genau konnten die Beamten die Ruine auch nicht durchsuchen, als dass sie gleich alle Spuren hätten sichern können“, vermutet Grießer. Eine genaue Einschätzung zur Brandursache könne er deshalb auch jetzt noch nicht abgeben.

Dafür hat Pater Lukas eine andere, zumindest gute Nachricht zu vermelden. Dem Gutsverwalter, der einen schweren Schock erlitten hatte, als die Nachricht vom Brand zu ihm durchdrang, geht es offenbar wieder besser. Und auch der Weg in die Zukunft scheint schon geebnet. „Wir müssen zwar noch vieles abklären, vor allem mit der Versicherung“, sagt der Cellerar. „Aber es steht auf alle Fälle fest, dass wir die Halle wieder aufbauen.“ Nur in welcher Form genau, das stehe zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt noch nicht fest. Die Mönche wollen zunächst überprüfen lassen, ob die noch stehenden Wände tragfähig seien oder die Ruine komplett abgerissen werden müsse. „Alles braucht seine Zeit“, sagt der Cellerar, der sich nicht vorstellen kann, dass heuer noch allzu viel vorwärts gehen wird. „Das wird auf alle Fälle 2015, ehe wir an den Neubau oder die Sanierung denken können.“

Bis dahin wird es eine logistische Herausforderung für den Pächter der ehemaligen Arche Noah, die anstehende Kartoffelernte zu überstehen. Irgendwo müsse ein Lagerplatz gefunden werden, der die abgebrannte Halle ersetzen kann. „Ganz einfach wird das nicht. Spontan fällt mir jedenfalls keine Lösung ein.“ Seit Anfang der 90er Jahre wird der ehemalige Meierhof des Klosters übrigens nicht mehr selbst von den Mönchen bewirtschaftet, sondern ist an die Helmholtz-Gesellschaft verpachtet. „Hier finden Forschungen statt, die neue Wege in der biologischen und ökologischen Landwirtschaft bahnen soll“, erklärt Pater Lukas. An dieser Grundausrichtung soll sich auch in Zukunft nichts ändern. „Wir werden ein Ausweichgebäude finden – und dann die Halle neu aufbauen.“