Scheyern
"Ein wunderbares Geschenk"

30.08.2011 | Stand 03.12.2020, 2:28 Uhr

Gratulation zum siebten Kind: Bürgermeister Albert Müller (von links), stellvertretender Landrat Toni Westner, Mama Carmen Schmidt (36), Jaden (4), Papa Markus Rieger (31) mit Nesthäkchen Haily, Luna (5), Fibijella (2), Marco (18), Melissa (12) und Emely (9). Im Vordergrund das vierbeinige Familienmitglied Paula (4) - Foto: Steininger

Scheyern (hsg) Jetzt sei aber Schluss, denn man habe „kein freies Zimmer mehr“, so Vater Markus Rieger zu seiner Euernbacher Patchwork-Familie, die vor drei Monaten mit Haily-Feodora ihre Kinderzahl auf sieben erhöht hat.

So präsentieren sich die fünf Mädels und zwei Jungen wie die berühmten Orgelpfeifen im Alter von drei Monaten bis zum 18-jährigen jungen Erwachsenen.

Letzterer heißt Marco-Santiago und stammt wie seine Schwestern Melissa-Loredana und Emely-Chiara aus der ersten Ehe von Mutter Carmen Schmidt, deren Mann und Vater der Drei verstorben ist. Später lernte die ehemalige Zahnarzt-Assistentin Carmen ihren Markus kennen und von da an sei man „unzertrennlich“, so Carmen Schmidt. Von den Kindern seiner Lebenspartnerin sei er „gut aufgenommen worden, Anpassungsprobleme gab es keine“, freut sich Vater Markus. Sie hätten ihn von Beginn an als ihren neuen Vater akzeptiert. Aus der Verbindung mit Markus Rieger, im Bereich der Gemeinde Scheyern für die Wasserversorgung tätig, stammen Luna-Cassiopaja, Jaden-San Diego, Fibijella-Serafina und Nesthäkchen Haily-Feodora.

Bei so einer großen Familie bedarf es natürlich im Tagesablauf einer gewissen Organisation. Größere Probleme gäbe es aber nicht, „sie meistert das super“ macht Markus seiner Carmen ein großes Kompliment, außerdem hätte Marco sich bereits mit 14 Jahren als helfender „Team-Manager“ bestens bewährt. Der ist deshalb den Umgang mit seinen kleineren Geschwistern gewohnt und kann sich ein Leben ohne diese Kinderschar gar nicht so richtig vorstellen, auch wenn es manchmal „schon stressig“ sei.

Jetzt allerdings müsse er mehr Zeit seiner Ausbildung widmen und so wachse Melissa immer mehr in seine Rolle hinein. Die wirkt sehr selbstbewusst mit ihren zwölf Jahren und hat auch schon konkrete Pläne für ihre Zukunft: Sie möchte Flugbegleiterin werden.

Sie habe einfach „tolle Kinder“, betont die stolze Mama, die fest zusammenhalten und mithelfen, anders wäre das auch gar nicht zu bewerkstelligen. Und jedes Kind sei ein gewolltes und wunderbares Geschenk, auch wenn eine derart große Kinderschar Verzicht in manchen Dingen bedeute. „Urlaub“ ist für die junge Familie ein Fremdwort, dafür reichen die Mittel nicht, aber den Kindern fehle es sonst an nichts und man lebe dafür intensiver, schöner, selbst mit allen Hochs und Tiefs, die sich bei so vielen kleinen und großen Individuen ergeben können. Individuell ist auch die Namensgebung der Kinder, die sei „bewusst außergewöhnlich“, wie eben eine Patchwork-Familie dieser Größenordnung auch. Das stoße so manches Mal auch auf Vorurteile seitens anderer Menschen, bei denen man mit sieben Kindern als „asozial“ gelte. Natürlich sei man ein bisschen „Überlebenskünstler“, aber „uns sind die Kinder nun mal das Wichtigste, und wir haben halt andere Wertmaßstäbe“, erklärt das junge Euernbacher Elternpaar übereinstimmend.

Natürlich freue man sich auch seitens der Gemeinde über einen derartigen Kindersegen, so Scheyerns Bürgermeister Albert Müller (WGS), der für die kleine Haily-Feodora die offizielle Patenschaftsurkunde von Bundespräsident Christian Wulff überreichte, verbunden mit einer Spende in Höhe von 500 Euro. Erst vor wenigen Wochen hatte der Bundespräsident die Patenschaft für das siebte Kind der Familie Berger aus Niederlauterbach übernommen (PK berichtete).

Bürgermeister Müller legte seitens der Gemeinde noch 250 Euro dazu und bedauerte gleichzeitig den im Gemeindegebiet zu verzeichnenden Geburtenrückgang. Er selbst hätte vier Brüder und väterlicherseits wären es sogar elf Kinder, „aber das waren halt andere Zeiten“.

Stellvertretend für den in Urlaub befindlichen Landrat Martin Wolf (CSU) überreichte sein Stellvertreter Toni Westner (CSU) Blumen für die Mama und Gutscheine im Wert von 100 Euro. Er selbst hätte noch zwei Geschwister und freue sich über jeden Nachwuchs, der zusammen mit anderen Kindern innerhalb einer Familie aufwachsen könne, das sei auch „eine Schule fürs Leben“.