Scheyern
Die Großkopferten an den Pranger gestellt

Scheyerer Bühne feiert Premiere mit "Die Schuidentafel" – Aufführungen sind so gut wie ausverkauft

15.10.2013 | Stand 02.12.2020, 23:33 Uhr

Gestörtes Idyll: Im aktuellen Stück der Scheyerer Bühne schmieden die Großkopferten den Plan, die Wirtin zu ruinieren - Foto: oh

Scheyern (PK) „Die Schuidentafel“, das neue Stück der Scheyerer Bühne über hinterlistige Zechpreller in einem oberbayerischen Dorf, hat Premiere gefeiert. Das Publikum war von dem Dreiakter begeistert.

Elfmal wird „Die Schuidentafel“ insgesamt aufgeführt. Doch wer das Stück sehen will, sollte sich sputen: Bis auf vereinzelte Restkarten sind schon so gut wie alle Vorstellungen ausverkauft.

Bei dem Stück handelt es sich um eine bayerische Komödie in drei Akten von Claudia Kanschat, wobei die Scheyerer Bühne nach der Heimatbühne der Autorin erst die zweite Theatergruppe ist, die das Stück öffentlich aufführt. Es spielt Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre, als die Frauen wenig zu sagen hatten im bayrischen Dorfleben. Die Frauen kümmern sich um Haushalt und Kinder, die Männer kümmern sich um Geschäft und Politik. Sepp Lederer, der Bürgermeister, glaubt daher leichtes Spiel zu haben, will er doch seiner Schwägerin Resl die alte Wirtschaft abluchsen. Mit einem raffinierten Trick: Er und seine Freunde zahlen ihre Zeche nicht mehr, um die Wirtin damit in finanzielle Schwierigkeiten zubringen. Doch dann kommt Anna, Resls Tochter, die sich nicht scheut, mit allen Mitteln gegen die Obrigkeit zu kämpfen, aus der Stadt zurück. Sie möchte ihr Elternhaus erhalten und bringt den Bürgermeister und seine Kumpanen zur Weißglut, indem sie beispielsweise die namensgebende „Schuidentafel“ öffentlich aushängt und so die Großkopferten des Ortes an den Pranger stellt.

Klischees gibt es viele in diesem Stück: die Unantastbarkeit der Männer in der Familie, die naive Frau als Heimchen am Herd, Korruption, Mauscheleien und falsche Freundschaften im bayerischen Dorf. Und all das angereichert mit der fürs Amateur-Volkstheater unabdingbaren Situationskomik.

Regie führt Siegfried Einödshofer. Sepp Gremminger spielt den autoritären und patriarchalischen Bürgermeister derart überzeugend, dass Marianne Seltmann als seine Ehefrau gar nicht anders kann als zu duckmäusern. Ramona Gremminger als emanzipierte junge Frau, unterstützt in ihrer Aufmüpfigkeit zunehmend vom Dorfpolizisten Philipp Kalthoff, der zunächst etwas naiv und dümmlich daher kommt, zunehmend aber seine Rolle als Schlichter und Gesetzeshüter im dörflichen Gefüge einnimmt. Gerhard Euringer als in der Gemeinde neu angekommener Pfarrer wirkt in einzelnen Szenen so authentisch, dass man sich von ihm durchaus die Beichte abnehmen lassen würde. Michaela und Johann Euringer als Ehepaar Kufer sowie Irma Schmutterer (Wirtin), Hermine Gamperl (Haushälterin des Pfarrers) und Yvonne Schweigler (Fräulein Hager) komplettieren das Ensemble auf der Bühne. Auch die fleißigen Hände hinter der Bühne sind nicht zu vergessen. So etwa für das Bühnenbild (Sepp Gremminger und Doris Kalthoff), für Kostüme (Doris Kalthoff), für Licht und Ton (Wilfried Kalthoff) und für die Requisite (Sarah Reisenauer) sowie die Souffleusen (Daniela Gantzkow, Emma Bucher).

Die engagierte Truppe der Scheyerer Bühne bietet auch heuer einmal mehr einen äußerst unterhaltsamen Theaterabend. Und wer für heuer keine Karten mehr ergattern konnte, dem sei angeraten, sich im nächsten Jahr unbedingt rechtzeitig darum zu bemühen.