Reichertshausen
Kompensation für stillgelegtes Milchwerk

Hilgertshausen erwägt Anschluss an Kläranlage "Oberes Ilmtal" womit diese wieder besser ausgelastet wäre

14.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:19 Uhr

Die Kläranlage in Reichertshausen ist momentan nur zur Hälfte ausgelastet. Nun erwägt die Gemeinde Hilgertshausen einen Anschluss an den Zweckverband "Oberes Ilmtal", um sich die Kosten für eine eigene Kläranlagenerweiterung zu sparen. - Foto: Straßer

Reichertshausen (PK) Das ehemalige Milchwerk in Reichertshausen hat vor sechs Jahren den Betrieb eingestellt - und seither ist die Kläranlage "Oberes Ilmtal" ziemlich unterbeschäftigt. Nun könnte sie bald wieder ausgelastet sein - falls sich Hilgertshausen und Tandern für den Anschluss entscheiden.

Ausgelegt ist die Kläranlage für 17 €…100 Einwohnergleichwerte (EWG). Doch im Moment werden hier nur die Abwässer von 5000 Reichertshausenern und 3000 Jetzendorfern gereinigt. In früheren Zeiten steuerte das Milchwerk ebenfalls mehrere Tausend EWGs bei - doch im Jahr 2010 ist mit der Schließung dieser Beitragszahler weggefallen. "Die Kosten teilen sich seither nur noch die Bürger aus den zwei beteiligten Gemeinden", erläutert Thomas Schmid, der Geschäftsleiter des Abwasserzweckverbands. "Ein weiterer Beitragszahler wäre schon recht", fügt er an. Schließlich würde der laufende Betrieb der Anlage auch nicht mehr kosten, wenn sie deutlich besser ausgelastet wäre.

Nun bahnt sich eine Lösung an: Die Gemeinde Hilgertshausen mitsamt ihres Ortsteils Tandern erwägt einen Anschluss an den Abwasserzweckverband. Die grundsätzliche Überlegung der Kommune war eigentlich die Umrüstung und Erweiterung ihrer bestehenden Kläranlage. Allerdings würde diese Maßnahme nach ersten Schätzungen über 3,5 Millionen Euro kosten. "So wie es aussieht, wäre es für Hilgertshausen wirtschaftlicher, wenn wir fusionieren würden", sagt Thomas Schmid. Daher haben sich die dortigen Gemeinderäte nun entschlossen, genau prüfen zu lassen, ob ein Anschluss an die Kläranlage in Reichertshausen eine sinnvolle Alternative darstellen könnte. Das Landratsamt Dachau hat der Gemeinde eine Frist bis zum Ende des ersten Quartals eingeräumt. Der Abwasserzweckverband "Oberes Ilmtal" lässt die eigene Anlage derzeit sowieso durch das Ingenieurbüro Wipfler überprüfen, weil eine neue wasserrechtliche Erlaubnis eingeholt werden muss. An den Kosten für die sogenannte Schmutzfrachtberechnung beteiligt sich Hilgertshausen nun mit 5400 Euro. Und in diesem Zug wird ersichtlich, ob der Anschluss gegenüber der Erweiterung dauerhaft kostengünstiger sei.

"Jetzt ist erst einmal Hilgertshausen am Zug", kommentiert Thomas Schmid den aktuellen Stand der Dinge. Nach den Berechnungen müsse der dortige Gemeinderat den Zusammenschluss erst einmal generell gutheißen. "Danach könnten wir in der Zweckverbandsversammlung über die genauen Modalitäten sprechen."

Die Verbandsräte aus Reichertshausen und Jetzendorf würden den Anschluss grundsätzlich begrüßen. Das Abwasser aus etwa 5000 Haushalten würde bei einem Anschluss von Hilgertshausen und Tandern in Reichertshausen zusätzlich geklärt werden. "Damit wären wir bei etwa 13 000 EWGs - und wir hätten immer noch genug Luft nach oben für zukünftiges Wachstum der beteiligten Gemeinden", resümiert Schmid. Der Anschluss würde seiner Ansicht nach für alle Seiten durchaus Sinn ergeben.

Möglichen Spekulationen, wonach durch den Neuzugang die Kanalgebühr für die bisherigen Hausanschlüsse deutlich günstiger werde, tritt der Geschäftsleiter dennoch vorbeugend entgegen. "Es stehen auch einige Investitionen an. Beispielsweise müssen wir an der Belüftung einiges abändern." Diese Zusatzkosten fließen ebenso in die sogenannte Globalberechnung ein, über die der künftige Beitrag festgesetzt wird. "Dadurch kann die Gebühr vorerst auch gleich bleiben. Aber mittelfristig würde sie durch den großen Zuwachs an Anschlüssen sicher sinken."