Pfaffenhofen
"Musik sprengt Grenzen"

22.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:02 Uhr

Fährt öfter mal durch die Holledau: Hans-Jürgen Buchner kommt mit seiner Band Haindling im Januar für ein Konzert nach Pfaffenhofen. - Foto: Kick Film

Seit 35 Jahren steht die Band Haindling auf der Bühne. Im Rahmen ihrer Jubiläumstour spielt sie am 28. Januar auch in Pfaffenhofen. Mit Frontmann Hans-Jürgen Buchner (72) haben wir über Inspiration, echte Musiker und Elton John gesprochen.

Herr Buchner, am 28. Januar spielen Sie im Rahmen Ihrer Jubiläumstour auch ein Konzert in Pfaffenhofen. Was verbinden Sie mit dieser Stadt?

Hans-Jürgen Buchner: Ich bin gelernter Keramiker und habe vor vielen Jahren einmal einen Kachelofen für Claus Hipp gemacht. Und Pfaffenhofen liegt in der schönen Holledau, wo ich des Öfteren vorbeifahre, wenn ich von Regensburg nach München unterwegs bin.

 

Was erwartet das Publikum beim Konzert?

Buchner: Es ist ein Querschnitt von früher bis jetzt. Die Menschen können sich auf Musiker freuen, die Multiinstrumentalisten sind, jedes Lied ist also anders besetzt. Wir freuen uns einfach drauf, zusammen mit dem Publikum unsere Musik feiern zu können.

 

Seit 35 Jahren stehen Sie mit Ihrer Band Haindling schon auf der Bühne. Hat man nach einer so langen Zeit schon alles erlebt, oder gibt es noch unerfüllte Träume und Ziele?

Buchner: Ich habe mir nie Pläne gemacht. Es ist alles von alleine gekommen. Pläne zu machen oder sich ehrgeizige Ziele zu setzen kann sehr anstrengend sein, dem gehe ich lieber aus dem Weg. Bisher hat alles immer wunderbar ohne große Anstrengung funktioniert. Ich mache einfach meine Musik und freue mich darüber, dass mir immer wieder neue Sachen einfallen.

 

Woher nehmen Sie die Inspiration für Ihre Musik?

Buchner: Woher die Inspirationen kommen, ist unterschiedlich. Da mir der Umweltschutz sehr wichtig ist, kommt es häufiger vor, dass ich ihn in meinen Texten thematisiere. Oft denke ich auch über einen Schmarrn nach, über den ich dann lachen muss. Das ist auch eine Inspiration. Es ist einfach das tägliche Leben, auch viel aus der Presse oder der Politik.

 

Welche Wirkung hat Musik auf den Menschen? Was löst sie bei ihnen aus?

Buchner: Mir kommt es mit der Musik so vor, als wäre sie neben der Sprache die zweite Ausdrucksweise der Menschen. Wir können auch froh sein, dass die Menschen vor uns so viele Instrumente erfunden haben, derer wir uns jetzt bedienen können. Musik ist einfach eine zweite Ebene. Ich kann zum Beispiel jemandem, der meine Sprache eigentlich gar nicht versteht, durch die Musik wohltuende, flippige oder auch sämtliche andere Gefühle vermitteln. Wie sagt man so schön: Musik sprengt einfach Grenzen.

 

Sie und Ihre Bandmitglieder werden oft als "noch echte Musiker" beschrieben. Was macht einen echten Musiker aus? Gibt es die heute überhaupt noch?

Buchner: Die Musiklandschaft hat sich geändert, auch weil es mittlerweile sehr viele DJs gibt. Es ist einfach komisch, wie sie vor ihrer Kiste weit über dem Publikum thronen und irgendwelche seltsamen Bewegungen machen und ein paar Tausend Leute zu ihnen hinaufblicken, wie sie da ihre Knöpfe bedienen. Ja es ist Musik, aber dass man dabei immer den DJ anschauen muss, verstehe ich nicht. Man arbeitet heute viel mit vorgefertigten Rhythmen, die aus dem Keyboard per Knopfdruck kommen. Das ist mit einem echten Saxofon oder einer echten Trompete nicht vergleichbar. Man sieht es auch an der Körpersprache und den Bewegungen eines Musikers, der mit einem echten Instrument spielt, denn da macht der Mensch die Töne, nicht der Knopf.

 

Sind Sie nach so viel Erfahrungen noch nervös, wenn Sie auf die Bühne gehen?

Buchner: Wenn das Programm gut passt, dann freue ich mich einfach und ich bin nicht aufgeregt. Am schlimmsten ist es aber, wenn ich in der Heimat spiele, weil man dann meint, dass man an anderen Maßstäben gemessen wird. Man weiß nicht, wer alles im Publikum sitzt, wen man begrüßen muss und so weiter. In der Fremde fühle ich mich musikalisch einfach ungezwungen.

 

Gab es Momente in Ihrem Leben, die Sie musikalisch nachhaltig geprägt haben?

Buchner: Ich hatte in der Verwandtschaft einen Opernsänger, und bei Familientreffen wurde dann gesungen und am Flügel gespielt. Musiker wie James Taylor, Elton John, Joni Mitchell haben mich auch sehr geprägt. Aber die größte Rolle hat Kevin Coyne gespielt, den ich vor etwa 40 Jahren in Wien kennengelernt habe. Das hat mir so sehr gefallen, wie er auf der Bühne seine Gefühle mit seinem ganzen Körper rausgelassen hat. Da dachte ich mir: So wie er englisch singt, möchte ich bairisch singen. Ohne ihn würde es mich als Musiker nicht geben.

 

Sie haben schon Filmmusik geschrieben und komponiert, darunter für "Bayern - sagenhaft" von Joseph Vilsmaier. Welche Unterschiede gibt es dabei im Vergleich zu einem regulären Studioalbum von Haindling?

Buchner: Es entsteht Musik, die man sonst nicht machen würde. Der Unterschied liegt darin: Man bekommt den Film und muss sich dann für die verschiedenen Charaktere, Szenen oder Landschaften eine Musik einfallen lassen. Was wegfällt, ist der Text, ich kann mich also musikalisch ausbreiten. Es geht einfach nach Gefühl. Ich schaue mir eine Szene an, dann fällt mir etwas ein und dann setze ich mich an den Flügel. Oder der Regisseur kommt zu mir und wir besprechen eine Szene und er sagt mir, wann es melancholisch, spannend oder dergleichen ist. Bei der Filmmusik habe ich eine bestimmte Aufgabe, die ich bei einem Album nicht habe. Vorteil ist, dass dabei auch Melodien und Klänge entstehen, die ich für meine eigene Musik verwenden kann. Eine Win-win-Situation sozusagen.

 

Sie singen bewusst auf Bairisch. Was ist denn typisch Bairisch?

Buchner: Ich bin froh, dass ich einer bin, der die Sprache noch spricht, weil sie am Aussterben ist. Typisch Bairisch ist einfach das Lebensgefühl, das ich hier habe, die Menschen und die Landschaft. Wobei Letztere durch die ganzen Umbauten, Flächenversiegelung und Breitbandausbau allmählich verschwindet. Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass Bayern nur noch als Bauland für alle möglichen Dinge missbraucht wird. Da bin ich schwer dagegen.

 

Welchen Rat würden Sie jungen Musikern mit auf den Weg geben?

Buchner: Leidenschaft und Besessenheit sind das Wichtigste. Wenn einer diese Eigenschaften hat, dann wird es auch was. Und man muss Dinge einfach machen. Neuland betreten, auch wenn es noch so schwierig ist. Denn etwas zu machen, was andere vor einem schon gemacht haben, ist ein Schmarrn.

 

Das Gespräch führte

Katrin Kretzmann.

 

Haindling

Die Geschichte der Band Haindling begann damit, dass der gelernte Töpfermeister Hans-Jürgen Buchner bei der Arbeit nebenbei Musik hören wollte. Doch er hatte einen anderen Musikgeschmack als den zur damaligen Zeit üblichen. So begann er, seine Musik selbst zu komponieren. 1982 erschien seine erste Platte und als sich diese unter dem Namen seines Heimatortes Haindling, der zur niederbayerischen Stadt Geiselhöring im Landkreis Straubing-Bogen gehört, in den Medien etablierte und darüber hinaus den Deutschen Schallplattenpreis gewann, gründete er kurz darauf die Band Haindling. Die Musik ist eine Mischung aus Pop mit starken Einschlägen von Jazz und bayerischer Volksmusik mit überwiegend bairischen Texten. Buchners Interesse für exotische Instrumente führt zu weiteren Einflüssen beispielsweise aus afrikanischen, tibetischen und chinesischen Klangwelten. Zu den Klassikern von Haindling gehören Lieder wie „Paula“, „Lang scho nimmer g'sehn“ oder „Irgendwie und sowieso“. Zur aktuellen Besetzung der Band gehören neben Hans-Jürgen Buchner Michael Braun, Michael Ruff, Peter Enderlein, Wolfgang Gleixner und Reinhold Hoffmann. Karten für das Konzert am 28. Januar (Einlass um 18 Uhr, Beginn um 19 Uhr) in der Mehrzweckhalle in Niederscheyern gibt es bei allen Geschäftsstellen des DONAUKURIER und seinen Heimatzeitungen sowie im Internet unter www.eventim.de. PK.