Pfaffenhofen
Eine Fusion unter Genossen

Volksbank-Raiffeisenbank Bayern-Mitte und Hallertauer Volksbank wollen sich zusammenschließen

07.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:43 Uhr

−Foto: Severin Straßer

Pfaffenhofen/Ingolstadt (PK) Zwischen der Hallertauer Volksbank und der Volksbank-Raiffeisenbank Bayern-Mitte bahnt sich eine Fusion an. Das bestätigen Vertreter beider Banken.

Die Aufsichtsgremien beider Geldhäuser haben vor wenigen Wochen die Vorstände beauftragt, Verschmelzungsverhandlungen mit dem Ziel einer Fusion zu führen, geben die Banken in einer gemeinsamen Presseerklärung bekannt. Mittlerweile sind die Hallertauer Volksbank und die Volksbank-Raiffeisenbank Bayern-Mitte in Sondierungsgespräche eingestiegen.

Die Gespräche seien sehr sehr positiv, effektiv und zielführend verlaufen, bestätigen die beiden Vorstände der Hallertauer Volksbank, Thomas Lange und Andreas Streb. Über die wesentlichen Eckpunkte sei man sich einig. "Wir wollen unsere Kräfte bündeln. Gemeinsam bewältigen wir die ständig steigenden regulatorischen Anforderungen und die seit Jahren anhaltende Niedrigzinsphase leichter", erläutert Streb. "Eine große Bank schafft den idealen Rahmen für eine noch höhere Spezialisierung." Sein Vorstandskollege Lange ergänzt: "Der Zusammenschluss verspricht uns Synergieeffekte. Investitionen in die Technik sind zum Beispiel für eine große Bank deutlich günstiger als für zwei einzelne Häuser."

Die Höhe der maximal ausgereichten Kredite hänge von der Bilanzsumme einer Bank ab. Jedes Bankhaus für sich könne so an Grenzen stoßen. Anfang Februar hatten die Vorstände der Hallertauer Volksbank bereits verkündet, dass eine Fusion nur noch eine Frage der Zeit sei. "Die Wahrscheinlichkeit einer Fusion steigt ständig", sagte Lange im Interview. Seitdem hat es intensive Gespräche gegeben, die Fusionspläne sind konkreter geworden, die Vertreter der Verbandsversammlung und die Mitarbeiter wurden schon über die Gespräche informiert. Die neue Bank hätte eine Bilanzsumme von knapp vier Milliarden Euro, die Standorte würden sich gut ergänzen: Von Weißenburg im Norden bis Moosburg im Süden und von Pappenheim im Westen bis Langquaid im Osten gibt es Filialen. Lediglich in Pfaffenhofen und Kösching sind auch heute schon beide Banken vertreten; dort wird jeweils eine Filiale geschlossen werden. Welche das ist, soll erst noch entschieden werden. Das Konzept sehe vor, dass alle Standorte bis auf Weiteres erhalten bleiben sollen.

Stimmen die Vertreter der beiden Häuser in den jeweiligen Versammlungen im Juni der Fusion zu, würde mit einer Bilanzsumme von knapp vier Milliarden Euro die drittgrößte bayerische Genossenschaftsbank entstehen. Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben, einen Personalabbau wollte ein Sprecher aber dennoch nicht ausschließen. Die Mitarbeiter hätten die Ankündigung "eigentlich positiv aufgenommen", sagt ein Banker.

Die Aufsichtsräte beider Banken halten sich noch bedeckt. "Es wird dahin gehen, dass wir Fusionsgespräche aufnehmen", sagt Ernst Petz, Aufsichtsratsvorsitzender der Hallertauer Volksbank. "Ich sehe das sehr positiv. Beide Banken sind in der Region tief verwurzelt." Er betont aber auch, dass die endgültige Entscheidung bei den Vertreterversammlungen liegt. "Das ist das endgültige Gremium. Da haben auch Aufsichtsrat und Vorstand keinen Einfluss." Peter Heinzlmair, Aufsichtsratsvorsitzender der Volksbank-Raiffeisenbank Bayern-Mitte sagte, seiner Meinung nach gehe alles in die richtige Richtung. "Wir lassen uns nicht auseinanderdividieren."

Was bei den Verhandlungen alles schief gehen kann, zeigt das Beispiel Sparkasse. Vor zwei Jahren planten die Sparkassen Pfaffenhofen, Ingolstadt und Eichstätt den Zusammenschluss zu einem Geldinstitut mit sechs Milliarden Euro Bilanzsumme und 1300 Mitarbeitern. Doch nach langem politischen Ringen scheiterte die Bankenhochzeit schließlich: Thomas Herker (SPD), der Bürgermeister Pfaffenhofens, das mit 40 Prozent an der dortigen Sparkasse beteiligt ist, stieg Ende Januar aus den Fusionsverhandlungen aus. Hauptstreitpunkt war damals die künftige Aufteilung des Gewerbesteueraufkommens auf die beteiligten Kommunen. Mitte Februar beschloss der Pfaffenhofener Stadtrat einstimmig den Ausstieg aus den Verhandlungen. Wenige Tage später entschied dann auch der Verwaltungsrat der Sparkasse mit ihren 17 Niederlassungen, die Fusionspläne nicht weiter zu verfolgen. Eichstätt und Ingolstadt zogen die Fusion letztlich ohne Pfaffenhofen durch: Die Verwaltungsräte der Geldhäuser stimmen jeweils für einen Zusammenschluss, mittlerweile ist die Fusion vollzogen. In Pfaffenhofen hingegen ist das Thema vom Tisch, von wirtschaftlichen Zwängen war da keine Rede mehr.

AUF EINEN BLICK

Hallertauer Volksbank

Bilanzsumme: 1,37 Milliarden Euro

Betreutes Kundenvolumen: 2,92 Milliarden Euro

Filialen: 17

Zusätzliche Geldautomaten: 1 in Langenbruck, 1 gemeinsamer im Ingolstadt Village

Personal: 286

Genossenschaftsmitglieder: 31 426

 

Volksbank Bayern Mitte

Bilanzsumme: 2,58 Milliarden Euro.

Betreutes Kundenvolumen: 5,03 Milliarden Euro.

Filialen: 36

Zusätzliche Geldautomaten: 11 plus der gemeinsam betriebene im Ingolstadt Village

Personal: 557

Genossenschaftsmitglieder: 55 714

PK