Geisenfeld
"Nur keine Panik"

Viele Auflagen: Geisenfelder Hopfenpflanzer gehen Kampf gegen Citrus Bark Cracking Viroid engagiert an

10.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:30 Uhr
Gefleckte Blätter und zu geringes Wachstum: Vom Citrus Bark Cracking Viroid befallene Hopfenstöcke bei Geisenfeld. −Foto: Ermert

Geisenfeld (GZ) Wer weiß, an welchen Stellen das Citrus Bark Cracking Viroid "zugeschlagen" hat, erkennt die in der Holledau heuer erstmals aufgetretene Hopfenkrankheit sofort: Die Blätter sind gefleckt, das Erscheinungsbild des gesamten Stockes wesentlich heller als bei gesunden Pflanzen - und noch dazu reicht die Rebe nicht mal im Ansatz bis hoch zu den Querdrähten.

Der befallene Hopfen ist verkümmert. Und auch wenn das Viroid für den Menschen im Grunde genommen unschädlich ist, so muss es doch unbedingt bekämpft und im Idealfall zügig ausgerottet werden. "Die Ernte ist unbrauchbar - und die betroffenen Pflanzen müssen eliminiert werden", sagt einer der betroffenen Pflanzer aus dem Geisenfelder Umland.

Nicht alle Landwirte wollen offen über das unangenehme Thema reden. Manche würden das Viroid am liebsten totschweigen. "Aber das rottet es ja auch nicht aus", entgegnet ein anderer, der zwar namentlich nicht genannt werden möchte, aber trotzdem ganz offen über die neue Hopfenkrankheit und den Umgang mit den befallenen Stöcken spricht. Schließlich sollen die Menschen erfahren, dass die Hopfenpflanzer das Viroid keineswegs auf die leichte Schulter nehmen, sondern es - trotz oder gerade wegen der vielen Auflagen - ausgesprochen engagiert bekämpfen. "Freilich haben wir Sorgen und wollen auf gar keinen Fall, dass es sich weiter ausbreitet", meint ein Landwirt. Und ein anderer hält das Thema schon jetzt für viel zu aufgebauscht. "Nur keine Panik", meint er. "Es ist alles nicht so schlimm - und wir können ganz gut damit umgehen. "

Es sind wenige hundert Hopfenstöcke, die rund um Geisenfeld befallen sind. "Von Abertausenden in den Hopfengärten, die wir bewirtschaften", fügt der Landwirt an. Ein spürbarer Ernteausfall und damit ein finanzieller Verlust sei also nicht zu erwarten. "Zumindest heuer nicht", ergänzt er. "Aber es darf sich eben nicht ausbreiten. " Um das sicherzustellen, hat die Landesanstalt für Landwirtschaft den betroffenen Landwirten zahlreiche Auflagen unterbreitet, die aber von diesen gerne befolgt werden. "Das ist schon ein gewaltiger Aufwand", meint einer. "Aber es ist ja in unserem Interesse, dass der Hopfen gesund bleibt. Also halten wir uns da natürlich dran. "

Das Viroid breitet sich nicht von alleine aus, sondern über den Pflanzensaft der befallenen Stöcke. "Wenn wir die befallenen Blätter und Reben häckseln und wieder raus auf die Felder fahren, verbreiten wir das Viroid", erzählt ein Pflanzer. Damit das nicht passiert, wird der kranke Hopfen separiert. "Wir ernten ihn ab - und zwar großzügig, also auch die noch gesunden Pflanzen drumherum", erzählt ein Landwirt. Dieser Hopfen wird nicht verarbeitet, sondern bleibt liegen und wird abgedeckt. "Die Hopfenforscher schauen sich das an - und der Haufen wird vernichtet. " Und sämtliche Maschinen, die mit dem befallenen Hopfen in Kontakt gekommen sind, müssen unmittelbar nach der Ernte intensiv gewaschen, gereinigt und desinfiziert werden. "Das gleiche gilt übrigens auch für unsere Arbeitskleidung", berichtet der Pflanzer weiter. "Das muss alles runter, gewaschen und desinfiziert werden, bevor wir wieder raus in den Hopfen können. "

Die befallenen Stöcke dürfen auch nicht in der Erde bleiben, um nächstes Jahr nicht wieder austreiben zu können. "Die müssen raus. Wir graben sie komplett aus - und sogar die Erde wird entsorgt", versichert der Landwirt. Volle zwei Jahre lang darf an dieser Stelle kein Hopfen mehr angebaut werden. Und erst wenn auch im weiteren Umfeld kein Hopfen mehr vom Citrus Bark Cracking Viroid befallen wird, kann wieder Normalität einkehren. "Vielleicht ist der Spuk nächstes Jahr schon vorbei", hofft ein Landwirt. "Wenn mal ein Sommer nicht so heiß wird, stehen die Chancen gut. Denn das Viroid braucht es ausgesprochen warm, um sich entwickeln zu können", sagt er. Hoffentlich lohne sich der Aufwand, ergänzt ein anderer. "In Slowenien, wo das Viroid zuerst auftrat, wütet es sehr. Da haben manche Pflanzer sogar ganz mit ihrer Arbeit aufhören müssen. "

Patrick Ermert