Geisenfeld
Mit Witz, Kreativität und Durchhaltevermögen

Gospel Connection verstummt auch in der Krise nicht - Teilnahme an CHORona-Aktion des BR

07.05.2021 | Stand 23.09.2023, 18:26 Uhr
Große Abstände und alle Türen weit geöffnet: Während einer kurze Phase im vergangenen Jahr konnten die Chormitglieder der Gospel Connection wenigstens in Kleingruppen gemeinsam singen. Seit einem halben Jahr sind aber nun ausschließlich virtuelle Proben möglich. −Foto: Gospel Connection

Geisenfeld - Mit Brief und Siegel zu den "mit Abstand" besten Chören Bayerns darf sich - gewissermaßen den Infektionsschutzregeln sei Dank - die Gospel Connection zählen. Die ökumenische Sangesgemeinschaft hat bei der CHORona-Aktion des Bayerischen Rundfunks mitgemacht und dafür eine Urkunde erhalten, die ihr "Witz, Kreativität und Durchhaltevermögen" bescheinigt. Musikredakteur Oswald Beaujean hatte den Teilnehmenden jeweils in einem Schreiben dafür gedankt, dass sie in der Krise "nicht verstummt sind". Seine Ermunterung an alle Probanden: "Bleibt so aktiv, laut und bunt. Das macht euch einzigartig."

Bei den Mitgliedern des Ensembles hat das Schreiben große Freude ausgelöst. "Wir sind ja keine Profisänger, umso schöner ist es, dass unser Einsatz ebenso honoriert wurde wie der einer starken Konkurrenz", bekennt Ann-Kathrin Müller. Seit 2017 leitet sie den 2014 von Diakon Sebastian Schäfer als Gemeinschaftsprojekt der Katholischen Pfarrei St. Emmeram und der Evangelischen Gemeinde Vohburg gegründeten Chor, der in normalen Zeiten rund 40 Mitstreiter zählt.

Vor dem ersten Lockdown gehörten Auftritte in Gottesdiensten ebenso zu ihren Fixpunkten im Terminkalender wie die Mitgestaltung von Pfarr- oder Gemeindefesten, Hochzeiten und Taufen. Seit März 2020 ist all das ebenso gestrichen wie Präsenzproben. "Wir haben uns lediglich ein paar Mal an der frischen Luft zum Üben getroffen, als das kurzzeitig erlaubt war", so die Schulmusikerin. Ihre Arbeit als Chorleiterin lebe ja davon, dass sie den Gesamtklang hören und korrigierend eingreifen könne. "Total schade" findet es die 23-Jährige daher, dass derzeit nur noch virtuelle Proben möglich sind.

Obwohl sie selber gerade über ihrer Doktorarbeit in Musikwissenschaften brütet, hat sie sich einiges einfallen lassen, die Gospel Connection dennoch zusammen zu halten. "Im ersten Lockdown hab ich einen Song für uns geschrieben, den wir in Einzelstimmen eingespielt und dann zusammengeschnitten haben", so die Komponistin, die nicht nur für den Chor schon einige Werke zu Papier gebracht hat. War die Premiere des Chorvideos noch einstimmig und mit Standbildern versehen, so wurde der zweite Einsatz in Gestalt eines Traditionals bereits professioneller gestaltet - als vierstimmige Mehrspuraufnahme. Genau die ging dann an den BR.

Ein kleiner Lichtblick ist für die Organistin aus Geisenfeld, dass sie im Gottesdienst endlich wieder - wenn auch alleine - singen darf. "Kirchenlieder leben ja wesentlich vom Text, und einfach nur fünfmal die gleiche Melodie ohne Gesang zu intonieren, das war schon langweilig", meint sie lachend.

Einer, der das gemeinsame Singen mit "physischer Präsenz" ebenso "extrem vermisst", ist Steffen Lutz. "Einen echten Menschen und die Komplexität der Kommunikation kannst du nicht virtuell nachbilden", so der Ingenieur, der als Gründungsmitglied der Gospel Connection kaum eine Probe verpasst hat und nun dem "harten Kern" derer angehört, die alle 14 Tage konsequent an den Online-Übungsstunden teilnehmen.

"Damit können wir wenigstens die Stimmbildung vertiefen und schon mal einzelne Stimmlagen einüben - für einen hoffentlich bald wieder möglichen Einsatz vor Publikum", erklärt der 56-Jährige, der in der Gruppe als Solist, Notenwart und "Kommunikations-Manager" aktiv ist. In einer ersten Phase, so gesteht Steffen, der in der evangelischen Kirche das Amt eines Prädikanten innehat, hätten alle noch gehofft, "die Coronakrise wird bald vorbei sein". Mit Ersatzproben am Computer habe man sich da noch gar nicht beschäftigen wollen. In einer zweiten Phase seien die sommerlichen Out-Door-Proben ein gewisser Ersatz gewesen. Erst im November mit dem zweiten Lockdown sei man dann neue Wege gegangen und habe auf digitale Möglichkeiten gesetzt.

Der Nachteil solcher Meetings: Die Dirigentin steht vorne, singt und spielt Passagen vor, die Choristen singen diese einzeln zuhause nach und hören dabei nur sich selber. "Da fehlt einfach der Gesamtklang", bedauert Lutz, der es zudem schade findet, dass im Umgang mit digitalen Medien nicht so versierte Mitglieder von solchen Proben" ja quasi ausgeschlossen sind". Andererseits seien andere infolge von Homeoffice und Videomeetings des Digitalen schon überdrüssig. Umso mehr hofft er, dass spätestens im Sommer auch in gesanglicher Hinsicht "wieder die komplette Vielfalt zwischenmenschlicher Kommunikation lebendig werden darf".

Bis dahin können sich treue Zuhörer der Gospel-Connection die "CHORona-Werke" auf der Website "evangelisch-digital" im Bereich des "Kirchenraum Ingolstadt" anhören. Fans werden zudem einige Sänger und Sängerinnen im "Hope Choir" der Creativen Kirche entdecken. Sie "ersingen" bei diesem online-Projekt unter dem Motto "We can do better" Spenden zugunsten von Brot für die Welt.

GZ

Maggie Zurek