Pfaffenhofen
Mit EC-Karte des Freundes Konto leergeräumt

Richter sauer wegen "Lügengeschichten" der Angeklagten - Sieben Monate auf Bewährung

18.10.2018 | Stand 25.10.2023, 10:32 Uhr
Symbolbild Gericht −Foto: dpa

Pfaffenhofen (PK) Erst war das Geld weg und dann auch die Geliebte: Sie hatte an verschiedenen Geldautomaten mit der EC-Karte ihres Freundes dessen Konto leergeräumt und sich dann aus der gemeinsamen Wohnung grußlos verabschiedet.

Jetzt verurteilte sie das Amtsgericht wegen Betrugs zu sieben Monaten Haft auf Bewährung und 100 Sozialstunden. Ihre "Beute", 2500 Euro, wird eingezogen.

Amtsrichter Michael Herbert war bei seiner Urteilsbegründung ziemlich sauer: "Ich finde es ganz schön dreist, was Sie uns hier erzählen. Denken Sie, wir sind alle völlig bescheuert, dass wir Ihnen diese Lügengeschichten abkaufen? "

Ayla M. , Mitte 40, (alle Namen geändert) hatte, nachdem ihr Ex sie angezeigt hatte, bei der Polizei zu Protokoll gegeben, dass "ein Bekannter" ihr die Karte gegeben habe. Dann erklärte sie, dieser Bekannte sei beim Geldabheben stets dabei gewesen. Als der Richter ihr die Fotos vorlegt, die an den Geldautomaten automatisch von den Kunden geschossen werden und auf denen ausschließlich sie zu sehen ist, beteuerte sie, Tarik habe im Auto auf sie gewartet. Dass sein Konto abgezapft war, bemerkte der erst, als an einer Supermarktkasse seine EC-Karte zurückgewiesen wurde. Nein, sagt Tarik, er sei in den zwei Wochen, als Ayla sein Konto mal um 500, mal um 200 Euro erleichterte, niemals dabei gewesen. Ayla fällt ihm ins Wort: Sie hätte ja gar nicht allein zu den Banken hinfahren können. Zum Beispiel nach Freising. Ayla ist nicht zu bremsen, als Tarik im Zeugenstand seine Aussage macht. Immer wieder unterbricht sie ihn. Als sie sich auch nach mehrfacher Aufforderung nicht stoppen lässt, wendet sich der Richter an die Protokollführerin, damit sie notiert: 75 Euro Ordnungsgeld!

Das Gericht hat Zeugen geladen, die die Vorwürfe bestätigen und auch erklären, dass Ayla und Tarik zusammengelebt hätten. Ein Liebespaar. Nein, rechtfertigt sich die Angeklagte, "wir waren kein Paar. " Begründung: "Wir waren ja nicht verlobt. "

Der Richter baut ihr eine Brücke: "Wenn Sie die Tat gestehen, wirkt sich das mildernd auf das Urteil aus. " Ayla denkt nach und bleibt stumm. Michael Herbert hakt nach einer halben Minute Schweigen nach: "Wollen Sie was sagen oder nicht? " Ayla schaut aus dem Fenster und schweigt vor sich hin. Dann sagt sie: "Wie schon gesagt, ich habe nichts ohne seine Erlaubnis getan. "

Die Chance ist vertan, die Staatsanwältin, die "erhebliche Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Angeklagten" hat, sieht einen "gewerbsmäßigen Betrug". Sie habe ein Vertrauensverhältnis ausgenutzt und sich eine "dauerhafte Einnahmequelle" verschafft. Die ist dann nach 14 Tagen versiegt. Zehn Monate auf Bewährung fordert die Anklagevertreterin. In seinem Urteil geht der Richter um drei Monate runter, verdonnert sie aber, 100 Stunden Sozialarbeit abzuleisten. Keine Geldstrafe, "weil der Zeuge dann noch weniger von seinem Geld zurückbekommt". Die 2500 Euro werden bei ihr eingezogen. Wenn Aylas Konto die nicht hergeben, dann klingelt irgendwann der Gerichtsvollzieher bei ihr.

Albert Herchenbach