Geisenfeld
Mariä Segen für jedes Haus

KDFB Geisenfeld pflegt seit 33 Jahren den Brauch des "Frauentragens"

01.12.2021 | Stand 05.12.2021, 3:34 Uhr
Als erste von 21 Gastgeberinnen nahm am vergangenen Sonntag, im Rahmen des Familiengottesdienstes, Margit Pflügl die Madonna aus den Händen von Stadtpfarrer Andreas Ring in Empfang. −Foto: Zurek

Geisenfeld - Der erste Schnee ist gefallen, der Advent eingeläutet und mit dem Anzünden der ersten Kerze auf dem Kranz wird auch die Erinnerung an die Herbergssuche der Heiligen Familie wach. In Geisenfeld hält man diese Geschichte auf ganz besondere Weise lebendig: Hier begibt sich - stellvertretend für die Muttergottes - eine kleine Skulptur symbolisch auf die Reise. Im Rahmen des sogenannten Frauentragens wird sie täglich von einer neuen Familie willkommen geheißen.

Im Rahmen des Familiengottesdienstes in der Stadtpfarrkirche wurde das Marienbildnis am 1. Advent feierlich ausgesendet, verbunden mit der von Stadtpfarrer Andreas Ring formulierten Botschaft: "Ihr Sohn will auch bei uns ankommen". Der Geistliche legte das hölzerne Figürchen vertrauensvoll in die Hände von Margit Pflügl, die erste von 21 Gastgeberinnen. "Die Muttergottes wird bei mir auf dem Wohnzimmertisch stehen, sozusagen mittendrin im Leben", freut sich die Kassierin des örtlichen Frauenbundes auf das abendliche Gebet mit Maria, neben der die Adventskerze ihr warmes Licht verbreiten wird - als Vorgriff auf die tröstende Botschaft der Weihnacht.

"O, Jungfrau Maria, von Herzen gern! Tritt ein mit unserem lieben Herrn! Du bist voll der Gnaden, sei uns gegrüßt, und gelobt sei dein Sohn, unser Herr Jesus Christ!" - Mit diesen Worten wird die Madonna in so manchem Haus empfangen. Bisweilen singt man ihr Adventslieder. In jedem Fall aber wird ihr ein besonderer Platz zugedacht und eine Andacht gewidmet.

Die Ursprünge dieser Tradition reichen wohl bis ins 17. Jahrhundert zurück. In Geisenfeld wurde er, wie Angela Unterburger als eine der beiden Vorsitzenden des örtlichen Frauenbunds weiß, 1988 von der damaligen Amtsinhaberin Wally Leitner wiederbelebt - unterstützt von Monsignore Anton Klinger und Pfarrer Karl Lingl. Vor einem Jahr hat das Bayerische Fernsehen das Geisenfelder Frauentragen (abgeleitet vom Ehrentitel Mariens "Unsere liebe Frau") in einem Beitrag über alte Adventsbräuche gewürdigt.

Die hiesige "Maria von der guten Hoffnung" ist eine Kopie der bekannten Marienskulptur aus dem Wallfahrtsort Bogenberg in Niederbayern. Dass sie sichtbar ein Kind unter dem Herzen trägt, macht diese Madonna so besonders. "Es zeigt ihre Verletzlichkeit", so Irmi Beck, die neben Unterburger der KDFB-Doppelspitze angehört. Für sie ist die Aussendung jedes Mal ein "magischer Moment", verbunden mit der Hoffnung, dass der Segen der Gottesmutter, wie im Adventsgottesdienst in Gebeten geäußert, nicht nur jenen zuteil wird, die ihr bei sich zuhause einen Platz in der guten Stube bereithalten.

"Es ist, als würde die Skulptur lebendig werden, als würde da wirklich jemand mit am Tisch sitzen", beschreibt Unterburger das Gefühl der Herbergsgeber. Diese spürbare Nähe des Göttlichen mache achtsam und gebe Zuversicht, sind sie und ihre Amtskollegin überzeugt. Damit das Figürchen seine Reise unbeschadet übersteht, bis es am vierten Advent wieder in der Annenkapelle der Stadtpfarrkirche seinen Ehrenplatz einnimmt, haben die Damen des KDFB ihm einen schmucken Schrein geschenkt. Auch das ein Zeichen der Achtsamkeit und der Würdigung.

zur