Pfaffenhofen
Mal eben was in der Pause googeln?

Eine Aufweichung des Handy-Verbots in Schulen sieht man im Landkreis Pfaffenhofen skeptisch

19.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:13 Uhr
Spielen, Freunden schreiben oder mal schnell etwas googeln: Handys gehören auch für Schüler längst zum täglichen Leben. Sollten sie deshalb auch auf dem Pausenhof erlaubt werden? Viele Schulleiter im Landkreis stehen dem skeptisch gegenüber. −Foto: dpa/Archiv

Pfaffenhofen (PK) Ist das absolute Handyverbot in Schulen noch zeitgemäß? Künftig könnten bayerische Schulen womöglich freier entscheiden, wie sie damit umgehen. Doch im Landkreis Pfaffenhofen halten die meisten Schulleiter von einer Aufweichung des Verbots sehr wenig. Und bekommen sogar Rückenwind von den Schülern, die einer zu freien Handhabe auch skeptisch gegenüber stehen.

Die Gesetzeslage ist relativ klar, so Karin Olesch, Direktorin beim Pfaffenhofener Schulamt, das für die Grund- und Mittelschulen im Landkreis Pfaffenhofen zuständig ist. "Handys sind generell auf dem Schulgelände und im Gebäude auszuschalten." Lehrer dürfen den Schülern die Mobiltelefone vorübergehend abnehmen, wenn diese sich nicht daran halten. Ausnahmen sind aber möglich. "Es gibt da bei uns durchaus Schulen, die großzügiger sind." Olesch hält das generelle Verbot für nötig: "Der Unterricht muss störungsfrei ablaufen", sagt sie. Zumal die neuen Medien auch für Mobbing genutzt werden könnten. Solche Fälle gebe es schließlich auch im Landkreis. Auf der anderen Seite seien Eltern manchmal beunruhigt, wenn sie ihre Kinder nicht erreichen können. "Teilweise beschweren sich Eltern beim Schulamt, wenn ihren Kindern das Handy abgenommen wurde."

Das Thema wird auch auf höherer Ebene kontrovers diskutiert. Vor Kurzem gab es einen Runden Tisch mit Lehrern, Eltern und Schülern im bayerischen Kultusministerium, in dem diskutiert wurde, ob die Regeln künftig gelockert werden sollen, zum Beispiel, ob die Handynutzung in Pausen erlaubt werden soll. Das hat sich in dem Treffen jedenfalls als Trend herauskristallisiert. Die Entscheidung könnte dann an das Schulforum übertragen werden, in dem Schulleitung, Lehrer-, Eltern-, und Schülervertreter sitzen.

Im Landkreis Pfaffenhofen scheint es für Änderungen allerdings kaum Bedarf zu geben. An der Georg-Hipp-Realschule gelten strenge Regeln: "Während der Schulzeit und auf dem gesamten Schulgelände muss das Handy ausgeschaltet sein", so Schulleiter Reno Wohlschläger. Wird ein Schüler erwischt, wird das Handy konfisziert, "er kann es dann nach der sechsten Stunde abholen."

Trotzdem kam es schon zu Mobbing-Vorfällen, nämlich nachmittags nach der Schule. "Dem gehen wir aber auch nach", sagt der Schulleiter. Wenn er Screenshots sehe, suche er das Gespräch mit den Betroffenen, je nach Schwere kann es dann auch zu Verweisen kommen.

Für ihn steht fest, dass in seiner Schule Handys in den Pausen tabu bleiben. "Wir hätten sonst keinerlei Kontrolle mehr", so Wohlschläger.

Helene Haas, Leiterin der Pfaffenhofener Joseph-Maria-Lutz-Schule, hält Handys auf dem Schulgelände ebenfalls für überflüssig. "Wir als Lehrer sind gegen das Aufweichen eines Handy-Verbots". Das Handy reize die Kinder nur, Spiele zu machen. "Wir haben schließlich einen wunderbaren Pausenhof." Am Wolnzacher Hallertau-Gymnasium ist Schulleiter Christian Heller auch skeptisch, was die Aufweichung eines Handyverbots auf seinem Schulgelände angeht. "Es ist wohl leider so, dass man hier neue Wege gehen wird", sagt er. Die neuen Medien seien längst Teil der Gesellschaft. Ob allerdings jeder seiner Schüler verantwortungsbewusst sei, sein Handy in der Pause so zu benutzen, dass kein Einschreiten erforderlich sei, "da darf man schon Bedenken äußern". Seine Schule sei wie jede andere Schule schon Cybermobbing-Fällen nachgegangen, auch Lehrer seien beim Unterrichten gefilmt worden. Das seien natürlich Einzelfälle, trotzdem gibt es für Heller einen weiteren Grund, der gegen die Handynutzung spricht: In Studien sei immer wieder nachgewiesen worden, wie sehr das Smartphone ablenke.

Doch was sagen eigentlich die Betroffenen dazu? Der 17-jährige Schüler Davut Yürekten, der auch im Pfaffenhofener Jugendparlament sitzt, hält das Handy generell für "Fluch und Segen". Bei ihm auf der Pfaffenhofener Mittelschule gelte ein strenges Verbot, "aber jeder zieht es natürlich mal heimlich heraus". Zwar könne es auch sinnvoll sein, die Handynutzung zu erlauben, etwa, um die Eltern anzurufen. Aber das Smartphone sei eben auch ein Ablenkungsfaktor. "Ich habe deshalb eigentlich Verständnis für die strikte Handhabung."

Seine Jugendparlament-Kollegin seine Pia Huber vom Pfaffenhofener Schyren-Gymnasium findet das Handy-Verbot generell auch gar nicht schlecht. "Es sollte aber nicht zu streng durchgesetzt werden", sagt sie. "Wenn wir hier teilweise etwas googeln, wird es uns schon abgenommen." Damit meint Huber zum Beispiel Freistunden am Nachmittag. Da ist das Handy nicht erlaubt. Generell fährt das Pfaffenhofener Gymnasium aber eine vergleichsweise tolerante Linie. "Wir dulden die Handynutzung für alle Klassen in der Pause von 12.30 Uhr bis 13.30 Uhr", sagt der stellvertretende Schulleiter Markus Fiederer. So stehe es in der Schulordnung. Zu allen anderen Zeiten sei es außer zu Unterrichtszwecken verboten. Natürlich sei die Nutzung auch mit Gefahren verbunden, doch andererseits gehörten die neuen Medien zum Zeitgeist. Es gehe auch darum, den Schülern die Verantwortung für den Gebrauch zuzugestehen.

Schülerin Tabea Kretzschmar (18) vom Pfaffenhofener Schyren-Gymnasium beurteilt die Handy-Frage sehr differenziert. Nach Lust und Laune das Handy auf dem Schulgelände benutzen - das hält sie für alle Schüler eine schlechte Idee. "Ich finde, man sollte es erst ab der Oberstufe komplett erlauben", sagt die Jugendparlamentarierin. Denn Schüler der Oberstufe seien verantwortungsbewusst genug, damit umzugehen. Sie selbst nutzt ihr Handy, um zum Beispiel vor einer Stunde etwas nachzusehen oder um in der Pause Freunden zu schreiben. Generell spiele das Handy mittlerweile eine zu große Rolle im täglichen Leben, um es komplett aus dem Schulalltag zu verbannen. "Ich finde, unser Kulturministerium sollte sich deshalb der neuen Zeit anpassen."