Reichertshofen
Lob für Reichertshofen

Bund-Naturschutz-Ortschef David Seifert ist zufrieden mit dem Fortschritt bei Blühstreifen am Straßenrand

11.11.2019 | Stand 02.12.2020, 12:39 Uhr
Heimische Arten wie Malven oder Löwenmaul blühen seit vergangenem Sommer entlang einiger Straßen in Reichertshofen. −Foto: Seifert

Reichertshofen (PK) Teile der bisher eintönig grünen Randstreifen entlang der Reichertshofener Straßen blühen seit diesem Jahr wieder bunt und bieten vielen Tieren ein Zuhause.   "Jetzt sieht es zumindest teilweise wieder ein bisschen so aus, wie es früher mal normal war?, sagt der Vorsitzende der Ortsgruppe des Bund Naturschutz, David Seifert laut einer Pressemitteilung des BN.

Zwar gab es früher auch kleinteilige Landwirtschaft und weniger Verkehr, so Seifert, sodass Landwirte ihre Schafe die Seitenstreifen abgrasen ließen. Doch durch das Mahd-Management per Maschine funktioniert es in Reichertshofen auch ganz gut. "Der Dank gebührt Bauhofleiter Christian Röckl und seinen Mitarbeitern, welche die Seitenstreifen zu dauerhaften, blühenden Wiesenstreifen umgewandelt haben und diese nun nicht mehr mulchen, sondern mit einem speziellen Gerät Mähen und das Mähgut abtragen", sagt Seifert. Das Mähen sei wichtig, damit die Fläche mager bleibe, erklärt Seifert. "Unsere einheimischen Wiesenpflanzen wachsen nur auf mageren Böden dauerhaft. Würde man die Flächen mulchen und das Mähgut liegen lassen, wäre es bald vorbei mit der Blütenpracht. Wenn wir also etwas für den Artenschutz tun wollen, so müssen wir umdenken", so der Naturschützer.

Um mehr Menschen für den Artenschutz zu begeistern betreibt der 34-Jährige in Puch einen Schaugarten, angelehnt an die Arbeitsweise der traditionellen Landwirtschaft, den "Hortus Statera". David Seifert veranstaltet jeden Monat eine Führung. Dabei können Interessierte erfahren, worauf es ankommt beim Artenschutz und wie die Landwirte früher dafür sorgten, dass unsere Kulturlandschaft artenreich war und was heute dafür getan werden kann.

Bauhofchef Röckl besuchte laut der Mitteilung im Frühjahr diesen Garten, der für den Schutz der einheimischen Artenvielfalt angelegt wurde. Danach setzte er seine Erfahrungen in die Tat um, auf den gemeindeeigenen Flächen in Reichertshofen entstanden Blühstreifen.

Auch der Gemeinderat von Pörnbach schaute sich im Frühjahr vor Ort an, wie eine traditionelle Blumenwiese aussieht und was für die Pflege zu beachten ist. Auch in Pörnbach laufen erste Versuche mehr Artenvielfalt zu gestalten. Auch hier geht es nicht alleine. Ohne die Unterstützung aus dem Gemeinderat wäre dies auch nicht möglich, meint Seifert. 

Wichtig sei beim Anlegen der Fläche auch die Wahl des richtigen Saatgutes gewesen. Verwendet wurde gebietsheimisches Saatgut mit einheimischen Pflanzen. Neben Lichtnelken stehen auf der Fläche Saatwucherblume, verschiedene Malvenarten, Großes Löwenmaul, Wegwarten und weitere heimische Arten. Damit es schön aussieht, im ersten Jahr noch Ringelblumen. "Ich bin sicher, in den nächsten Jahren wird die Fläche noch wertvoller, zahlreiche Königskerzen machen sich schon startklar für das kommende Jahr", so Seifert. Er ist überzeugt, würden alle Weg- und Feldränder so gepflegt, wäre richtig viel getan für die heimische Artenvielfalt. Den Flächenfraß mache es zwar nicht wieder gut, doch so seien zumindest die Flächen genutzt, die bislang nutzlos waren.

Weiter gehen könnte es im nächsten Jahr mit noch mehr Flächen die dem Artenschutz gerecht gepflegt werden. Die Ingolstädter Straße in Baar-Ebenhausen hätte hier Potenzial, ähnlich angelegt zu werden wie die Blühwiesen entlang der Bahnstrecke zwischen Baar-Ebenhausen und Reichertshofen. Entlang der Bahnstrecke sieht man was möglich ist in der Gemeinde von Bürgermeister Ludwig Wayand (CSU).

Die Regenrückhaltebecken der Gemeinden stellen hier laut Seifert ebenfalls noch großes Potenzial dar. Gründächer und Fassadenbegrünungen könne die Gemeinde ins Visier nehmen.

Potenzial gebe es auch bei der Zusammenarbeit mit Landwirten. So könnten diese schlecht zu bewirtschaftende Flächen, die wenig Ertrag brächten, an einen noch zu gründenden Flächen-Pflegeverbandes verpachten. Dieser würde die Flächen fachgerecht im Sinne des Naturschutzes pflegen. So entstünde eine Win-Win-Situation, meint David Seifert. Der Landschafts-Pflegeverband sei aktuell ohnehin Thema in den Gemeinden des Landkreises.