Geisenfeld
Willkommen in Jämijärvi

Zum Start der GZ-Serie über die Partnergemeinde geht es um den Tourismus in Westfinnland

14.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:24 Uhr
Paradies für Sonnenanbeter: "Yyteri" ist einer der längsten und schönsten Sandstrände in ganz Finnland - und hat auch für Kinder viel zu bieten. −Foto: Fotos: Zurek

Geisenfeld/Jämijärvi (GZ) Es ist Ferienzeit in Finnland. Während die Einheimischen das Weite suchen, ist die Region um Jämijärvi für Touristen eine Reise wert. Bietet sie ihm doch "Finnland en miniature". Sprich: Hier ist all das zu finden, was das Land ausmacht: Wälder, Seen, Meer, Fisch- und Elchspezialitäten sowie sympathische Menschen.

Die schulischen Sommerferien dauern in Finnland von Anfang Juni bis Mitte August - und auch die allermeisten Behörden fahren in dieser Zeit ganz konsequent auf absoluter Sparflamme. Die Finnen fahren gerne in Urlaub. Und zwar meist dorthin, wo es auch uns Deutsche meistens hinzieht - in den Süden Europas oder nach Übersee. Die traditionsreiche finnische "mökki", also das eigene Holzhäuschen auf dem Land, ist ein wenig aus der Mode gekommen. "Gerade die jungen Menschen wollen mehr von der Welt sehen, sich nicht an diesen einen Platz binden. Und so verfällt manches Gebäude, weil es nicht mehr regelmäßig gepflegt wird", erzählt Tuomo Leikkola ein Verwaltungsmitarbeiter aus Jämijärvi bei einer Kanufahrt auf dem Jyllinjoki, die zum absoluten Pflichtprogramm eines jeden Jämi-Besuchers zählt. Zu beiden Seiten des Flusses sieht man hier noch die besagten kleinen Refugien, manche liebevoll instand gehalten und sogar mit Kunstwerken geschmückt. Der Duft von Flammlachs zieht herüber aufs Wasser, gut gelaunte Grillfans winken.

Jämijärvi ist mit 184,5 Metern (gemessen am Berg Soininharju) die höchstgelegene Gemeinde Westfinnlands. Von ihren insgesamt 224 Quadratkilometern sind knapp 70 Prozent von Nadelwald bedeckt. Normalerweise ist der Wald ein regelrechtes Eldorado für Pilz- und Beerensammler. Diese bleiben heuer aber wegen der extremen Trockenheit weitgehend aus. Teil der zehn Quadratkilometer umfassenden Seenlandschaft ist der Jämijärvi, der mit seinen zwölf Kilometern Länge zum Namenspaten der Kommune wurde. Ob am Ufer ausspannen, angeln oder Kanufahren - fernab vom Lärm großer Städte findet die Seele ihre Ruhe. Im Winter locken hingegen Skilanglaufloipen und andere Abenteuer im Schnee die Menschen an. Die Gemeinde verfügt über eine idyllisch gelegene Ferienwohnanlage, umgeben von Attraktionen wie dem Skitunnel, einer Frisbee-Golf-Anlage und einem bei Kunstfliegern beliebten Fluggelände. Findige Gastgeber laden zur Überlandfahrt auf dem selbst gebauten Traktorhänger ein, zum Saunieren mitten im Wald oder auch zu einer Wanderung mit Kaltblut-Pferden.

Von Jämijärvi aus kann der Feriengast auch problemlos diverse Tagesausflüge starten - etwa ins benachbarte Ikaalinen, dem größten Kurort Finnlands und dem größten Kurbad Nordeuropas. Die 7000-Seelen-Gemeinde grenzt an den Seitseminen-Nationalpark. Anfang Juli wird der kleine Ort außerdem zum Treffpunkt für Volksmusikfreunde aus aller Welt: Beim Festival "Sata Häme Soi" steht zwar als finnisches Nationalinstrument das Akkordeon im Mittelpunkt, aber auch der bayerische Brummtopf hat hier schon die Massen begeistert: dank des Holledauer Dreigespanns um Willi Stallmeister, der mittlerweile verstorben ist und dem damals auch Martl Lengfelder und Martin Schertl angehörten.

Einen Abstecher wert ist zudem die für ihre Museen bekannte Stadt Tampere, an den Stromschnellen zwischen den Seen Näsijärvi und Pyhäjärvi gelegen. Nicht versäumen sollten Kunstinteressierte hier den Dom mit seinen etwas makabren Fresken.

Ebenfalls mit dem Auto gut zu erreichen ist Pori, eine 86000 Einwohner zählende Stadt, deren Architektur (unter anderem das Rathaus) ganz wesentlich vom Berliner Architekten Carl Ludwig Engel geprägt ist. Seit 1966 verwandelt das Pori Jazz Festival die Stadt alljährlich in eine Bühnenlandschaft, die schon Stevie Wonder, Miles Davis oder Kanye West erobert haben.

Wer das Meer mag, muss nicht zwingend in den Süden fliegen, sondern dem sei einer der längsten und schönsten Sandstrände Suomis empfohlen: "Yyteri" lädt zum Beach-Volleyball, Golfen, Sonnen (das kann man hier im Sommer über 20 Stunden am Tag) oder Schwimmen. Gerade im Herbst ist der Strandabschnitt bei geübten Surfern beliebt. Nicht weit davon entfernt liegt die Halbinsel Reposaari, deren felsige Küste ein Paradies für Watvögel und Möwen ist. Hier liegt auch der älteste Segelhafen Finnlands.

Maggie Zurek