Reichertshausen
Erfolg im dritten Anlauf

<DK-XY_trifft>DIE GEWÄHLTEN BÜRGERMEISTER: </DK-XY_trifft>Erwin Renauer (UWG) übernimmt in Reichertshausen den Chefsessel

21.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:30 Uhr
Erwin Renauer kennt das Reichertshausener Rathaus bereits gut: Seit 2002 sitzt er im Gemeinderat, dreimal kandidierte er als Bürgermeister - heuer hat der UWG-Kandidat die Wahl für sich entscheiden können. −Foto: Steininger

Reichertshausen - "Aller guten Dinge sind drei", sagt der Volksmund, und das trifft sprichwörtlich zu auf die Kandidatur von Erwin Renauer (59) für den Stuhl des Ersten Bürgermeisters in Reichertshausen. Auf dem sitzt er künftig nach seinem dritten Anlauf, was für seine Beharrlichkeit spricht.

 

Vor zwei Wahlperioden im Jahr 2008 unterlag Renauer als UWG-Kandidat seinem Konkurrenten Reinhard Heinrich (CSU) mit 28,8 Prozent gegenüber 51,9 Prozent. Sechs Jahre später lautete das Ergebnis 33,4 Prozent für Renauer und 54,2 Prozent für Heinrich - und wiederum eine Wahlperiode später kehrten sich die Werte um: In der Stichwahl schaffte Renauer 58,8 Prozent, sein Konkurrent um das Bürgermeisteramt, Andreas Hepting (CSU), 35,6 Prozent.

18 Jahre sitzt Renauer inzwischen im Gemeinderat, davon die vergangenen neun Jahre als Zweiter Bürgermeister. Er kennt also die Probleme und Möglichkeiten der Gemeinde bis ins Detail, was ihm bei seinen künftigen Aufgaben sicherlich zugute kommt. Das fällt ihm umso leichter, weil er als "Sonntagskind" geboren wurde: Am 25. September 1960 erblickte er in Erding das Licht der Welt. Nach Hauptschul- und Realschuljahren mit Abschluss in Erding legte er in Freising an der Fachoberschule im Bereich Technik sein Fachabitur ab. Darauf folgte ein duales Studium an der damaligen Bayerischen Beamten-Fachhochschule im Bereich Finanzen. 13 Jahre arbeitete Renauer im Innen- wie auch im Außendienst zum Teil als Betriebsprüfer, und als im Jahr 2008 Reinhard Heinrich Bürgermeister wurde, übernahm Renauer in der Gemeinde für zwei Jahre das Amt des Geschäftsleiters und Kämmerers in Personalunion. Dann schloss sich eine Tätigkeit als Bundesbetriebsprüfer für das Bundeszentralamt für Steuern in Bonn im Außendienst und per Homeoffice an. Nachfolgend ging Renauer für drei Jahre in den vorzeitigen Ruhestand, bis er im vergangenen Jahr wieder reaktiviert wurde und den aktiven Dienst bei seinem letzten Arbeitgeber aufnahm, "der am 30. April mit einer sechsjährigen Beurlaubung für sein neues Amt endet", so Renauer. Danach hat er sein 65. Lebensjahr erreicht, will sich aber für eine weitere Periode zur Wahl stellen "und nur, wenn das nicht klappt, den normalen Ruhestand in Anspruch nehmen".

Renauer lebt seit seiner Heirat 1984 in Reichertshausen. Seine Ehefrau Brigitte, gebürtig in Pischelsdorf, lernte er im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeiten im Finanzamt München kennen. Die ersten Jahre wohnte das Paar in Oberpaindorf, bis sie im Jahr 2001 zusammen mit den Kindern ihr Einfamilienhaus in der Reichertshausener Ludwig-Ganghofer-Straße bezogen. Die ältere Tochter Julia (30) ist als Grundschullehrerin in Petershausen tätig, Christina (28) folgt den Fußstapfen ihrer Eltern und arbeitet im Außendienst der Finanzverwaltung München.

Erwin Renauer ist in der Gemeinde tief verwurzelt. Er ist Mitglied beim TSV Reichertshausen wie auch in der SpVgg Steinkirchen, im Tennisclub, bei den Langwaider Wildschützen, in den örtlichen Krieger- und Soldatenvereinen und ist Gründungsmitglied der Jugendblaskapelle Reichertshausen wie auch des Bürgerbusvereins und, nicht zuletzt, Vorsitzender und Gründungsmitglied der UWG Reichertshausen.

Seine Hobbys sind das Schafkopfen mit Freunden, Tanzen mit seiner Frau Brigitte, gelegentlich Reiten oder das Kanufahren auf der Altmühl. Seine Nebentätigkeit als Komparse in namhaften TV-Serien will er ruhen lassen, es sei denn, man biete ihm eine "superschöne Rolle als Kleindarsteller an", die er nicht abschlagen würde, "aber alles nur, wenn es die Zeit erlaubt", fügt er hinzu.

Seine politische Karriere begann er bei der CSU und JU im Jahr 1982 in Erding und hatte verschiedene Parteiämter inne, unter anderem war er JU-Kreisvorsitzender in Pfaffenhofen und CSU-Ortsvorsitzender in Reichertshausen. Nach 25 Jahren aber trat er im Jahr 2007 aus der CSU aus, weil er als Bürgermeisterkandidat gegen Heinrich kandidierte und parallel auch schon seit 1990 Mitglied der UWG war. Im Gemeinderat ist Renauer seit dem Jahr 2002. Zuerst kandidierte er auf der CSU-Liste und wechselte im Laufe der Wahlperiode zur UWG-Fraktion.

Für seine künftige Aufgabe stehen laut Renauer einige Veränderungen auf der To-do-Liste. Er wünscht sich eine engere Zusammenarbeit der einzelnen Gruppierungen im Gemeinderat, die Einführung eines digitalen Rats-Informationssystems, das den Räten eine bessere Vorbereitung auf die Sitzungen ermöglichen soll. Eine offensivere Informationspolitik soll betroffene Bürger bereits im Vorfeld mit einbeziehen und Meinungstendenzen innerhalb des Gemeinderats ausloten, mit kürzeren Sitzungszeiten als deren Folge.

Beibehalten will Renauer auch künftig die bewährten oder traditionellen Veranstaltungen in Reichertshausen, erhalten und wenn möglich steigern will er die Attraktivität der Gemeinde, da Gewerbegebiete schon rein topographisch wenig Chancen böten. Auch in Sachen Kultur will die Gemeinde ihr erfolgreiches Konzept fortsetzen, auch mit weiteren Highlights in der Ilmtalhalle.

Bezogen auf die Zusammensetzung des kommenden Gemeinderats mit zwei neuen Vertreterinnen der Grünen werde es mit dann fünf Fraktionen schwieriger werden, einen Konsens zu erzielen. Die Prioritäten der Grünen werden sich verstärkt auf Umweltthemen konzentrieren, "da spricht ja nichts dagegen", so Renauer.

Bezüglich seiner künftigen Vertreter habe er erste Gespräche geführt, "Vorschläge gibt es aber noch keine", hält sich Renauer bedeckt. Er wünscht sich "einen Konsens ohne Kampfabstimmung wie vor sechs Jahren". Er wünsche sich auf jeden Fall einen Dritten Bürgermeister, die derzeitigen Ausschüsse will er beibehalten, aus dem beschließenden Bauausschuss aber soll seiner Meinung nach wieder ein beratender Ausschuss werden. "Mal abwarten, ob sich das bewährt", meint er.

Die konstituierende Sitzung mit Bürgermeistervereidigung und geheimer Wahl der Stellvertreter findet Anfang Mai in einer öffentlichen Sitzung statt. Ob in der Aula oder in der Ilmtalhalle, wird noch bekannt gegeben. Aber auch für die weiteren Sitzungen ist wegen möglicher Coronaviren der Sitzungssaal im Rathaus zu eng, auch sind die Mitarbeiter des Rathauses wie ebenso die Besucher vor gegenseitiger Ansteckung zu schützen. "Von einer Normalisierung des Alltags sind wir noch weit entfernt", befürchtet Renauer.

PK