Pfaffenhofen
Abschied von prägenden Figuren

Viele altgediente Kommunalpolitiker verlassen zum Monatswechsel den Kreistag

24.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:29 Uhr
Im Kreistag werden bald einige neue Gesichter zu sehen sein, einige altgediente Kommunalpolitiker werden sich dagegen teilweise nach Jahrzehnten der Zugehörigkeit verabschieden. −Foto: Landratsamt

Pfaffenhofen - 24 Kreisräte scheiden Ende des Monats aus dem Kreistag aus. Darunter sind einige Persönlichkeiten, die die Politik im Landkreis über Jahrzehnte geprägt haben. Besonders viel Erfahrung geht bei der CSU verloren, bei der SPD geht mehr als die Hälfte der derzeitigen Fraktion von Bord und andere Gruppen wechseln komplett das Personal. Ein Überblick über die Kreisräte, die sich verabschieden:

 

CSU: Dienstältester Kreisrat ist Pfaffenhofens Altbürgermeister Hans Prechter, der zwar weiter im Pfaffenhofener Stadtrat sitzt, aber nach 48 Jahren aus dem Kreistag ausscheidet. In den ersten Jahren nach seinem Start 1972 sei es nicht einfach gewesen, berichtet er, denn der Kreis habe nach der Gebietsreform erst zusammenwachsen und die neuen Kollegen hätten zusammenfinden müssen. Dennoch seien in den Folgejahren viele weitreichende Entscheidungen getroffen worden. "Herausragend war dabei sicherlich der Bau der Ilmtalklinik", sagt er.

Bei der vorangegangenen Kreistagswahl war die frühere Staatssekretärin Erika Görlitz noch die Stimmenkönigin, dieses Mal ist sie nicht mehr angetreten. Damit hat sie sich von allen politischen Mandaten zurückgezogen, ehrenamtlich will sie aber weiter mitmischen: Sie sei noch im CSU-Vorstand oder im Freundeskreis der Realschule Manching aktiv, sagt sie. Görlitz war 1984 erstmals in den Kreistag eingezogen, besonders in Erinnerung geblieben ist ihr ihre Zeit als stellvertretende Landrätin von 1996 bis 2001, in der sie sich vor allem um Sozialhilfeempfänger und Integration gekümmert habe, sagt sie. Für ihre Heimatgemeinde Manching wichtig gewesen sei das Engagement des Landkreises für das Kelten-Römer-Museum Manching und die Sanierung der Realschule.

Zum gleichen Kreistagsjahrgang wie Görlitz gehört der ehemalige Jetzendorfer Bürgermeister Richard Schnell, der vor allem ehemalige Kollegen, von denen er viel gelernt habe, in Erinnerung behält. "Ich bin ja als junger Bursche dazugekommen", sagt er. Bei den politischen Entscheidungen hat er die Debatte um den zweiten Gymnasiumsstandort im Landkreis in Erinnerung und als Lehrer vor allem die positive Grundeinstellung des Gremiums, wenn es um schulpolitische Entscheidungen ging.

Auch Altlandrat Rudi Engelhard stand nicht mehr auf der Liste und scheidet damit nach genau 20 Jahren aus dem Kreistag aus. Er will sich künftig noch mehr seinen Ehrenämtern widmen, wie er schon im März zu seinem 70. Geburtstag erklärte: "Es gibt viel Wichtiges zu tun - schön, wenn man damit kein Geld verdienen muss." Er kümmert sich als Jäger und Förster unter anderem um mehr als 200 Hektar Wald.

Die Geisenfelder CSU verliert mit Erich Deml, Hans Schranner und Martin Lachermeier gleich drei aktuelle Vertreter im Kreistag. Die ersten beiden scheiterten bei der Kommunalwahl knapp am Wiedereinzug, Lachermeier stand nicht mehr auf der Liste. Bitter war der Wahlabend für die ehemalige Bezirksrätin Barbara Breher, die sowohl aus dem Kreistag als auch aus dem Pfaffenhofener Stadtrat flog, und auch für Hans Wolf, der nicht nur das Rohrbacher Bürgermeisteramt verpasste, sondern auch sein Kreistagsmandat verlor. Nicht wieder angetreten war dagegen Brigitte Axthammer, die angekündigt hatte, Platz für Jüngere machen zu wollen. Xaver Dietz wechselte von der CSU als treibende Kraft zur Bürgerliste - und verpasste letztlich den Wiedereinzug.

SPD: Dass es von Listenplatz 19 nicht mehr für einen Platz im Kreistag reichen würde, damit hat Franz Rothmeier bereits gerechnet und so nimmt er sein Ausscheiden gelassen: "Jetzt dürfen die Jüngeren ran." Vor allem die erste seiner beiden Amtsperioden, in der er zweiter Landratsstellvertreter war, sei aufgrund der damaligen Suspendierung von Landrat Josef Schäch sehr arbeitsreich gewesen. Er wolle die Zeit aber nicht missen. Besonders gefreut habe ihn bei der jetzigen Wahl sein Ergebnis in seinem Heimatort Münchsmünster. Dort habe er die drittmeisten Stimmen geholt, ganz knapp hinter dem Zweiten, sagt er.

Florian Simbeck will sich nach seinem Ausscheiden aus dem Kreistag nach einer Amtszeit zwar weiter in der Kreis-SPD engagieren, nimmt seinen verpassten Wiedereinzug aber gelassen: Er habe so auch ein bisschen Zeit gewonnen. Ihn hat in der vergangenen Amtszeit vor allem das Waldprojekt für Kinder, die an der Schule nicht zurechtkommen, und das er mit dem Jugendhilfeausschuss besucht hat, sehr beeindruckt. Er hoffe, dass das so weiterlaufe.

Ebenfalls aus dem Kreistag scheiden die Vohburger Sabine Brunnhuber, Oliver Rechenauer und Hartmut Lederer aus - allesamt nach einer Amtsperiode. Während Lederer und Rechenauer ihre politische Arbeit im Vohburger Stadtrat fortsetzen können, ist Brunnhuber auch aus diesem Gremium knapp ausgeschieden. In beiden Fällen ist sie die erste SPD-Nachrückerin. Ebenfalls nur noch auf einer politischen Hochzeit tanzt künftig Marianne Kummerer-Beck, die aus dem Kreistag fliegt, aber weiter im Stadtrat in Pfaffenhofen sitzt.

FW: Die Freien Wähler hatten bisher zehn Männer im Kreistag, die auch auf den ersten zehn Listenplätzen wieder zur Wahl antraten und allesamt wieder in den Kreistag gekommen sind. Mit dem Scheyrer Bürgermeister Manfred Sterz, dem Wolnzacher Bürgermeisterkandidaten Simon Zimmermann und dem Nachrücker Max Knorr, der für den künftigen Landrat Albert Gürtner in den Kreistag einzieht, kommen drei weitere Mandatsträger hinzu - und es bleibt beim reinen FW-Männerverein.

AUL: Die Aktive Unabhängige Liste gibt es künftig nicht mehr und dennoch werden im neuen Kreistag einige der ehemaligen Fraktionsmitglieder weiter vertreten sein. Dann aber werden sie bei anderen Gruppierungen Platz nehmen - bei der Bürgerliste und der ÖDP. Nicht mehr dabei ist aber der scheidende Geisenfelder Bürgermeister Christian Staudter, der 18 Jahre auch im Kreistag saß und unter anderem daran mitgewirkt hat, dass die Ilmtalklinik nicht privatisiert wird. "Das war eine wichtige und gute Entscheidung", betont er. Zudem hebt er die gute Zusammenarbeit zwischen Kreis und Stadt Geisenfeld bei mehreren Großprojekten hervor, etwa beim Bau der Anton-Wolf-Halle. Künftig will er sich verstärkt in der von seiner Frau geführten Mukoviszidose-Hilfe engagieren und zu Hause stehen auch einige Arbeiten an, die er im politischen Ruhestand angehen will: Speicher, Keller, Garage - alles gehöre ausgemistet, sagt Staudter.

Claudia Jung ist nach zwei Amtsperioden nicht mehr zur Kreistagswahl angetreten und will sich künftig ehrenamtlich noch mehr um soziale Projekte wie die heilpädagogische Jugendwohngruppe Paulihof, für die sie Schirmherrin ist, kümmern. Sie habe über die Jahre festgestellt, dass das ohne parteipolitischen Stempel deutlich einfacher sei, sagt sie. Generell seien ihr soziale und gesundheitspolitische Themen immer am Herzen gelegen. So sei es ihr in ihrer Zeit im Kreistag besonders wichtig gewesen, für den Erhalt der Ilmtalklinik einzutreten. Die Gesundheit der Menschen müsse im Mittelpunkt stehen und nicht schwarze Zahlen, betont sie.

Grüne: Die Grünen haben ihre Sitzzahl im Kreistag von vier auf sieben erhöhen können, für Angelika Furtmayr hat es nach drei Amtszeiten aber dennoch nicht zum Wiedereinzug gereicht. Das allerdings ganz freiwillig, denn Furtmayr hatte sich sowohl auf der Pfaffenhofener Stadtrats- als auch auf der Kreistagsliste weit hinten aufstellen lassen. "18 Jahre im Kreistag und zwölf Jahre im Stadtrat - das reicht erst einmal", sagt sie. Im politischen Ruhestand sei sie deswegen aber nicht, sie wolle sich ein halbes oder ein Jahr Auszeit nehmen und auf den Job konzentrieren "und dann schlage ich wieder zu". In welcher Form, das wisse sie aber selbst noch nicht.

FDP: Die FDP tauscht ihr Personal im Kreistag komplett aus. Ihren Platz verlieren Ex-Landrat Josef Schäch, Fraktionschef Thomas Stockmaier und Wolfgang Moll. Während Schäch und Moll nicht mehr auf Kreistagslisten zu finden waren, hatte Stockmaier auf dem letzten Listenplatz nach 18 Jahren ebenfalls keine Ambitionen mehr auf einen Wiedereinzug. Ein Comeback in sechs Jahren schließt er zwar nicht aus. Er wolle aber aus beruflichen Gründen eine politische Auszeit nehmen, erklärt er. Zudem habe er kürzlich als Schöffenrichter ein neues Ehrenamt begonnen. Die Jahre im Kreistag bezeichnet Stockmaier als schöne Zeit, in der er einiges habe mitgestalten können, wenn es auch belastende Situationen wie die Amtsenthebung Schächs gegeben habe. "Das war schon starker Tobak", sagt er.

Schäch, der 1984 erstmals in den Kreistag eingezogen war, sagt, er habe eine Zeit lang überlegt, bei der Kommunalwahl für die Bürgerliste anzutreten. Letztlich sei man aber nicht zusammengekommen. Im Nachhinein bedaure er das aber nicht: Er freue sich nun, seine ganze Kraft für Wolnzach einbringen zu können. Dort hat er weiter einen Sitz im Gemeinderat.

ÖDP: Die Zahl der ÖDP-Mandatsträger im neuen Kreistag bleibt zwar gleich, für Siegfried Ebner aber hat es nicht mehr gereicht. Seinen Platz in der Fraktion nimmt künftig Josef Steinberger ein. Ebner nimmt sein persönliches Ausscheiden gelassen und freut sich über gewonnene Zeit: "Nach der Corona-Entschleunigung habe ich die politische Entschleunigung", sagt er. Enttäuscht war er nach der Wahl aber dennoch, "weil die Leute nicht verstanden haben, wie wichtig Arten- und Klimaschutz sind". Die ÖPD habe eigentlich mit einem Mandatszugewinn auf vier oder fünf Sitze gerechnet. Dann wäre auch Ebner als Viertplatzierter auf der ÖDP-Liste weiter im Kreistag vertreten.

PK