Wolnzach
Keine Zitrusreste in den Hopfen

Pflanzenschutzexperte Euringer über das Citrus-Bark-Cracking-Viroid

17.01.2020 | Stand 02.12.2020, 12:10 Uhr
  −Foto: LfL Freising

Wolnzach - Kurz vor der Hopfenernte hat im Sommer vergangenen Jahres eine Nachricht für Aufruhr und Schlagzeilen gesorgt: In Einzelfällen wurde in Hopfengärten das Citrus-Bark-Cracking-Viroid nach- gewiesen, das extrem infektiös ist.

Auswirkungen hat das Viroid nach Auskunft von Fachleuten auf den Pflanzenwuchs, später auch auf den Ertrag, die Pflanze könne absterben. Gefahr für Mensch, Tier und Umwelt bestünde jedoch nicht. Welche Erkenntnisse die Fachleute aus dem Befall ziehen, das erläutert Simon Euringer (Foto), Pflanzenschutzexperte am Hopfenforschungsinstitut, unserer Zeitung.

Welche Erkenntnisse wurden seit dem Ausbruch über das Zitrusviroid gesammelt?

Simon Euringer: Das Citrus-Bark-Cracking-Viroid kommt ursprünglich in Zitrusfrüchten vor und ist dort von den Behörden nicht als Quarantäne-Schaderreger eingestuft. Es wird daher kein intensives Monitoring bei Einfuhren durchgeführt, eine unbeabsichtigte Einfuhr kann nicht ausgeschlossen werden. Damit kommt das CBCVd allgegenwärtig in der Nahrungskette vor, eine Verschleppung in Hopfengärten ist damit grundsätzlich weiterhin möglich.

Was wurde genau wie lange untersucht?


Euringer: Das intensive Monitoring wurde sofort nach der Entdeckung im Juli 2019 begonnen. Mit der Ernte des Hopfens endet die mögliche Probennahme. Es wurden zusätzlich Verdachtsfälle an anderer Stelle untersucht, diese waren ohne Befund.

Gibt es noch unerforschte Dinge über das Viroid und wenn ja, welche?


Euringer: Die exakte Herkunft und der Infektionsweg wurden untersucht, bisher ist keine zuverlässige Aussage auf Basis nachvollziehbarer Fakten möglich. Die zukünftige Entwicklung des CBCVd ist Bestandteil intensiver Versuche, eine Temperatur-Abhängigkeit und damit ein Zusammenhang mit dem Klimawandel ist naheliegend.

Welche Vorkehrungen gegen das Viroid sollten in der kommenden Saison getroffen werden?


Euringer: Im Wesentlichen sind drei Dinge wichtig: erstens ausschließlich nachweislich gesundes Pflanzgut zu verwenden, zweitens besondere Sorgfalt beim Maschineneinsatz in verschiedenen Betrieben, um unbeabsichtigte Verschleppungen zu verhindern und drittens keine Zitrusreste, also alle Zitrusfrüchte, in die Hopfengärten. Das sollte auch für Spaziergänger gelten.

Wie hoch schätzen Sie das Risiko, dass es wieder zu einem Ausbruch kommt?


Euringer: Das Risiko ist nicht abzuschätzen. Wenn sich im Laufe der Untersuchung heraus stellen sollte, dass Pflanzgut die Quelle für das Viroid war, ist dieses sehr gut zu unterbinden.

Gab es Ausgleichzahlungen an die betroffenen Landwirte?


Euringer: Nein, es gab keinerlei Ausgleichszahlungen.

Wie geht es für die betroffenen Landwirte und ihre befallenen Hopfengärten weiter? Dürfen diese nun heuer weiter bewirtschaftet werden?


Euringer: Die Befallsflächen sind weiterhin gesperrt.

Die Fragen stellteDesirée Brenner.

WZ