Pfaffenhofen
Junge Vögel besser in Ruhe lassen

Pfaffenhofener Verein warnt vor Handaufzucht

26.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:06 Uhr

Pfaffenhofen - Jeden Tag erreichen den Vogelliebhaber- und Vogelschutzverein Pfaffenhofen besorgte Anrufe, man habe im Garten oder beim Spazierengehen ein hilfloses, aus dem Nest gefallenes Vögelchen gefunden.

Aber was tun?

Fast immer handelt es sich dabei um Nestflüchter, erklärt der Verein in einer Mitteilung. Denn die zuerst geschlüpften Jungvögel verlassen oftmals das Nest, noch bevor sie richtig fliegen können oder fallen aus dem Nest. Sie jammern dann bitterlich, ein ganz natürliches Betteln nach Futter. Es ist aber ein natürlicher Instinkt, dass sie sich nach dem ersten Ausflug in der Nestnähe verteilen. Das schützt sie davor, dass sie alle auf einmal von natürlichen Feinden entdeckt werden. Durch Lock- und Bettelrufe bleiben diese "Ästlinge" mit den Eltern in Verbindung und werden von diesen auch weitergefüttert.

"Wer so ein kleines Vögelchen findet, sollte es in Ruhe lassen", rät der Vogelliebhaber- und Vogelschutzverein. Vielleicht könne man die Tiere in eine geschützte Hecke setzen, nicht allzu weit vom Fundort entfernt. Bedenken, die Elterntiere würden die Jungvögel nach dem Anfassen verstoßen, sind völlig unbegründet. Im Gegensatz zu vielen Säugetieren haben Vögel einen schwach entwickelten Geruchssinn und können deshalb den Geruch des Menschen nicht wahrnehmen, so der Verein.

Sind die aus dem Nest gefallenen Jungvögel noch sehr klein und nackt, ist die Aussicht, dass sie von den Eltern weiter versorgt werden, relativ gering. Aber auch ein Aufzuchtsversuch in Menschenobhut ist kaum erfolgreicher. Also soll man die Jungen lieber der Natur überlassen, rät der Verein. Jungtiere mit einem weitgehend entwickelten Gefieder hingegen kommen meist auch außerhalb des Nestes bereits in der Freiheit zurecht, die Überlebenschancen sind jedenfalls weit größer als bei einem Aufzuchtsversuch. Vielfach scheitert die Handaufzucht schon an der Kenntnis, welche Nahrung der Nestling braucht - und wer hat schon Gelegenheit, ihm alle 15 Minuten einen aufgeschnittenen Wurm oder artgerechtes Futter zu geben, von der notwenigen Wärme ganz abgesehen.

In den Nachzuchtberichten der Verbände wird stets berichtet, dass die Vögel zahlenmäßig nicht zunehmen. So hat ein Meisenpaar jährlich etwa 16 Junge - nach der Brutsaison müssten etwa 18 Meisen herumfliegen. Viele überleben nasskaltes Wetter nicht, von vergifteten Blattläusen, die überall in der Natur bekämpft werden, ganz zu schweigen. Einige holen sich die Elster und Krähe, allen voran auch die Eichhörnchen und ein paar fängt auch mal eine Katze. Ein von der Katze erwischter und entkommender Vogel hat wegen deren Bakterien keinerlei Überlebenschance, so der Verein.

"Denken Sie bitte auch daran, den Vögeln in der heißen Jahreszeit an geschützter Stelle ein Badewasser aufzustellen und erfreuen Sie sich an deren Badespaß", heißt es noch in der Mitteilung.

PK