Jetzendorf
Jetzendorf rüstet sich für Ansturm

Zum größten eintägigen Jahrmarkt Bayerns werden am Mittwoch bis zu 20000 Besucher erwartet

12.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:22 Uhr
In der Standlstraße geht es Jahr für Jahr eng her. −Foto: Fotos: Ostermair

Jetzendorf (PK) Jetzendorf ist schon im Frautag-Fieber, denn in diesem Ort findet an Mariä Himmelfahrt (Mittwoch, 15.August) der größte eintägige Jahrmarkt Bayerns statt. Von der Ortseinfahrt von Petershausen her bis zur Prieler Kreuzung bieten hier alljährlich rund 220 Händler und Fieranten auf einer knapp zwei Kilometer langen Standlstraße auf beiden Seiten der Ortsdurchfahrt vieles an, was das Herz eines Jahrmarktbesuchers begehrt.

Weil man heuer wieder mit 15000 bis 20000 Besuchern rechnet, haben sich Bürgermeister Manfred Betzin und Marktmeister Stefan Schmid wegen des Sicherheitskonzepts für den Frautag schon vor Wochen mit den Verantwortlichen von Feuerwehr, Polizei und BRK zusammengesetzt, um nach optimalen Lösungen zu suchen. Neu werden heuer die mobilen Einfahrsperren an den Ortseingängen sein, was Parkplätze angeht, bleibt es bei der bisherigen Regelung. Wie von Marktmeister Schmid zu erfahren war, kommen die Fieranten auch heuer wieder von weit her. Für den Frautag-Markt, der um 8 Uhr beginnt und um 18 Uhr endet, haben sich Händler angemeldet, die bis aus dem Ruhrgebiet, aus Sachsen und Baden-Württemberg kommen. Nach wie vor hat der Frautag für Kinder Magnetwirkung, denn an kaum einem anderen Markt gibt es mehr Spielzeug, Süßigkeiten und Eis. Wegen des neu angelegten Dorfplatzes muss heuer die Schiffschaukel aber auf dem Rathaus-Parkplatz aufgestellt werden. Kinderkarussell und Wurfbude sind aber am gewohnten Platz zu finden.

Der Markt, der ja von Jahr zu Jahr größer wird, hat sich längst schon in die Indersdorfer Straße hinein bis zum Schlossstadel ausgedehnt. Wie jedes Jahr werden auch heuer die Bierburgen beim Metzger-Martl, beim Ottilinger, am Postwirt-Biergarten und im Hof der Familie Öttl schon in den Vormittagstunden gefragt sein. Der TSV Jetzendorf führt im Beck-Hof seinen Flohmarkt durch, der schon am Vortag um 16.30 Uhr mit einem Nachtflohmarkt beginnt. Auch der Tennisclub wird beim Gamperl wieder eine Weinlaube einrichten. Neu kommt bei den Bewirtungsstätten die Metzgerei Häuserer hinzu, die an der Aichacher Straße zu Bier und Weißwürsten sowie zum Mittagessen einlädt. Während in den Biergärten und Wirtschaften spätestens um Mitternacht die Lichter ausgehen, geht es bei der Disco erst am Abend richtig los. Hier darf Nähe Maibaum bis 3 Uhr früh gefeiert werden.

Wenn man den Frautag in der heutigen Zeit näher betrachtet, ist es auf den ersten Blick schwer nachvollziehbar, dass dieses Mega-Fest kirchlichen Ursprung hat. Blättert man aber in der Dorfchronik, so stellt man schnell fest, das am 15.August 1713, dem Mariä-Himmelfahrtstag, auf Anregung des damaligen Jetzendorfer Schlossherrn Ferdinand Franz von Stromer alles seinen Anfang nahm. An diesem Tag hat der Abt von Scheyern in Begleitung des gut vertretenen Adels und einer großen Schar von weiteren Gläubigen in der Pfarrkirche eine Statue der Altöttinger Muttergottes geweiht. Da zu diesem Zeitpunkt in Jetzendorf noch keine Bruderschaft ansässig war, entschloss man sich, eine "Erz-Bruderschaft unserer Lieben Frau von Altötting" dort einzuführen. Jahrzehnte hindurch kamen aus den umliegenden Orten viele Marienverehrer, ja sogar ganze Pilgerprozessionen, immer an Mariä Himmelfahrt um das Bruderschaftsfest in Jetzendorf zu feiern. So wurden die Probleme mit der Verköstigung der vielen Wallfahrer immer größer, diese sehr religiösen Menschen empfingen ja alle an diesem Tag die Beichte und die heilige Kommunion. Zum Empfang der Kommunion musste man früher nüchtern sein, durfte also ab Mitternacht nichts gegessen und getrunken haben. Zunächst übernahmen die einheimischen Geschäftsleute und die Wirte am Ort die Bewirtung der vielen Gläubigen. Allmählich aber sahen auch wandernde Händler hier eine gute Gelegenheit zum Geldverdienen, zumal die bäuerlichen Dienstboten an diesem Tag meist auch schon ihr "Erntegeld" ausbezahlt erhielten. So entwickelte sich im Laufe der Zeit der größte Eintagesmarkt Bayerns, auf den die Jetzendorfer stolz sind.

Auch in der modernen Zeit darf am Frautag das Religiöse nicht zu kurz kommen. So feiert man auch heuer um 10 Uhr in der Pfarrkirche den Festgottesdienst mit Kräutersegnung. Um 15 Uhr lädt Pfarrvikar Florian Regner zu einer Kirchenführung ein und um 18 Uhr findet eine feierliche Vesper statt. Heuer denken viele Jetzendorfer an den früheren, langjährigen Pfarrer Theo Spreng , der vor 25 Jahren, am Frautag 1993 verstarb. 26 Jahre hatte er in Jetzendorf seelsorgerisch gewirkt. Als Reisepfarrer ging Spreng in die Geschichte Jetzendorfs ein, denn die Reisen mit Angehörigen aus seiner Pfarrei lagen ihm im Blut. So will man Pfarrer Spreng auch bei den Gebeten zum Frautag besonders gedenken.
 

Josef Ostermair