Hettenshausen
"Irgendwo müssen wir sparen"

Gemeinderat Hettenshausen einigt sich auf günstigere Massivbauweise statt Holz

16.11.2021 | Stand 23.09.2023, 21:50 Uhr
Das ehemalige Stroblanwesen im Hettenshausener Ortszentrum wird bereits entkernt. Hier sollen demnächst die Bagger rollen, um Platz zu machen für ein neues Dorfheim samt Ortsmitte. −Foto: Wassermann

Hettenshausen - Mit welcher Heizung soll das geplante Dorfheim betrieben werden? Wie soll die Fassade aussehen? Wird massiv oder mit Holz gebaut? Wie viele Personen dürfen sich künftig in den Räumen aufhalten? Diese Fragen sind am Montagabend auf der Agenda des Hettenshausener Gemeinderates gestanden.

Über allem schwebte das gefühlte Damoklesschwert der Kosten. "Irgendwo müssen wir sparen", sagte beispielsweise Armin Günter (UWG) im Verlauf der Diskussion. "Einer muss den Finger drauf haben und sich melden, wenn es über zwei Millionen Euro geht", forderte auch Volker Riehm (SPD) und Josef Stowasser (UWG) warnte vor Extrakosten bei Sonderwünschen. "Ich kann sagen, dass wir Projektkosten von 2,3 Millionen Euro erreichen werden", sagte Planer Markus Müller von den Gmeiner-Architekten. In der nächsten Sitzung will er die erwarteten Kosten vorlegen.

Wie Müller im Gemeinderat erklärte, seien zwei verschiedene Bauarten möglich: Erdgeschoss und erster Stock in Massivbauweise, dazu ein Sparrendach; oder lediglich das Erdgeschoss aus Ziegeln, Obergeschoss und Dach hingegen aus Holz. "Eine reine Holzbauweise ist aus Tragwerksgründen nicht möglich", erklärte Bürgermeister Wolfgang Hagl (UWG). Laut Müller wäre die Variante mit Holz im Obergeschoss um etwa 65000 Euro teurer als die Massivbauweise. "Aber in dieser Bauart steckt viel Gutes", sagte Müller und verwies auf Raumklima, nachwachsende Rohstoffe und die kürzere Bauzeit.

Für Josef Stowasser (UWG) war es allerdings "Schwachsinn", hier überhaupt über die Holzvariante nachzudenken. An anderen Punkten diskutiere der Gemeinderat über 100 Euro hin oder her, "und jetzt geht es um ganze 65000 Euro". Ähnlich sah es auch sein Parteikollege Armin Günter (UWG): "Wir reden von 65000 Euro. Massiv - fertig." Der Gemeinderat entschied sich einhellig für die Ziegelbauweise auch im Obergeschoss.

Für eine attraktivere Gestaltung des Obergeschosses - hier sollen die Schützen ein neues Zuhause finden - warb Müller. "Das ist ein Raum, der unglaublich viel könnte", sagte er. Daher könnte dieser Gebäudeteil außerhalb der Schießzeiten auch von anderen Gruppen genutzt werden - weshalb Müller einen Sichtdachstuhl vorschlug, der wiederum etwa 18000 Euro teurer wäre als ein verputzter Dachstuhl. Dieser Vorschlag ist noch nicht vom Tisch. Andreas Carmanns (UWG) warnte allerdings, dass Balken im Schießstand ein Problem werden könnten: "Es ist möglich, dass die Schützen dann nicht schießen dürfen", erinnerte er an entsprechende Regeln zu Abprallern.

Für die Fassade standen ebenfalls verschiedene Möglichkeiten zur Diskussion. Einmal eine komplette Putzfassade, wobei der erste Stock leicht nach vorne abgesetzt ist; oder eine Holzverkleidung für die oberen Stockwerke. Für die Holzvariante konnte sich im Gremium nicht wirklich jemand begeistern. Stowasser warnte zudem vor dem vorgeschlagenen Versatz in der Putzfassade: "Ecken kosten immer Geld." Claudia Abeltshauser (SPD) sah es anders und sagte: "Wir sparen schon viel Geld, da wir kein Holz nehmen. Dann können wir doch zumindest einen optischen Punkt setzen." Günter wiederum warnte: "Wir haben Geld eingespart und jetzt geben wir es so schnell wieder aus, dass uns schwindelig wird." Carmanns konnte der Diskussion wenig abgewinnen und schlug vor "einfach zum Pinsel zu greifen und wir malen einen Strich". Da Planer Müller von etwa 5000 Euro Mehrkosten für den Versatz ausgeht, stimmte der Gemeinderat schließlich für diese Variante in Putz, dagegen war Stowasser.

Im Bürgersaal dürfen sich später einmal maximal 99 Personen aufhalten, im ersten Stock jeweils 30 im Gebäudeteil mit Büro und Mutterkindgruppe sowie in den weiteren Räumen ebenfalls 30. Im Dachgeschoss sind ebenfalls maximal 30 Personen zugelassen. Dem stimmte der Gemeinderat einhellig zu.

Noch nicht final ist der mögliche Stauraum für den Theaterverein im Dachgeschoss. Denn je nach Platzierung der Technik und Türen bleibt ein Raum mit neun oder 14 Quadratmetern übrig. Auch die Frage, welche Fenster denn verbaut werden sollen, ist noch einmal zurückgestellt.

Nun warten die Gemeinderäte auf die nächste Sitzung, zu der genauere Kosten genannt werden sollen. Mit etwas Galgenhumor starteten Günter und Stowasser eine kleine "Wette": Günter rechnet am Ende mit insgesamt 2,7 Millionen Euro, Stowasser mit 3,3 Millionen Euro.

PK

Claudia Wassermann