Reichertshofen
"In der Privatwirtschaft wäre das Mobbing"

JWU-Vorsitzender Michael Franken übt auf Jahreshauptversammlung auch deutliche Kritik

15.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:58 Uhr
"Demokratie tut manchmal weh und ist nicht einfach", sagte JWU-Vorsitzender Michael Franken in Hinblick auf das zurückliegende Jahr. Er berichtete über Erfolge seiner Fraktion, übte aber auch Kritik am politischen Stil der Bürgerinitiative. −Foto: Vogl

Reichertshofen (PK) Hinter dem Markt Reichertshofen liegt politisch gesehen ein aufregendes Jahr. Die Zukunft der Paarhalle und der geplante Rathausneubau am Unteren Markt bewegten die Gemüter. Auch auf der JWU-Jahresversammlung im TSV-Vereinsheim waren beide Punkte ein Thema.

Als "völlig überzogene und ungerechte Aktion" bezeichnete JWU-Vorsitzender Michael Franken in seinem Bericht vor rund 20 Mitgliedern das Vorgehen der Bürgerinitiative in Sachen Paarhalle. Diese hatte sich für eine Generalsanierung der Halle eingesetzt und rund 1600 Unterschriften gesammelt - die ungültig waren. "Der Gemeinderat hatte das Thema Paarhalle bereits auf der Agenda", so Franken weiter. Das übliche Vorgehen wäre gewesen, in Sachen Paarhalle zuerst einen Antrag zu stellen, der danach im Gemeinderat behandelt worden wäre. Doch die Initiatoren hätten erst gar nicht das Gespräch mit dem Bürgermeister gesucht.

Wie bereits berichtet, hat der Gemeinderat mittlerweile mehrheitlich die Generalsanierung der Halle beschlossen. Für die Sanierung wären drei Millionen Euro kalkuliert worden, so Franken weiter. Der Rathauschef hätte zwar "Bauchweh" dabei gehabt, drei Millionen in die alte Tennishalle zu stecken. Mittlerweile hätte er mit dem Thema aber Frieden geschlossen. "Wenn meine Bürger das wollen, bin ich der Letzte, der das verhindert." Wie die Paarhalle weiter genutzt werden soll, darüber soll ein Nutzungsworkshop Aufschluss geben.

Kritik übte Franken auch am politischen Stil der treibenden Kräfte der Bürgerinitiative. "Das ist reine Stimmungsmache, hat mit Sachpolitik nichts zu tun. In der Privatwirtschaft würde man das Mobbing nennen." Die Initiative setzt sich aktuell wie berichtet für die Sanierung des Rathauses als Verwaltungsgebäude und gegen einen Rathausneubau am Unteren Markt ein. Zu dem Thema findet am 25. November ein Bürgerentscheid und Ratsbegehren statt. Franken hält es auch für schlechten politischen Stil, dass sich sein Amtsvorgänger gegen ihn und seine Amtsgeschäfte einsetzt. Franken: "Wenn sich reaktionäre Kräfte durchsetzen, ist das für einen Ort wie unseren sehr negativ." Der vom Gemeinderat beschlossene Rathausneubau am Unteren Markt und die Umwandlung des alten Schlosses in ein Kulturzentrum sei eine einmalige Chance: "Sonst sind wir wieder beim Stillstand von 1990."

Franken blickte auch auf die Erfolge des vergangenen Jahres zurück. Dazu zählte er unter anderem die Schaffung einer fünften Kindertagesstätte im Ort, weitere Gewerbeansiedlungen, die Schaffung weiterer Baugebiete in Neustockau und Winden, den Grundsatzbeschluss für eine neue Kita in den Ortsteilen (geplanter Baubeginn 2020), den weiteren Breitbandausbau im Ortsbereich sowie den geplanten Rathausneubau am Unteren Markt und die Umwandlung des Alten Schlosses in ein Kulturzentrum.

Für 2019 sei der Neubau der Bauhofhalle geplant, auch der Neubau des Radwegs in Ronnweg steht auf der Agenda. Die geplante Sanierung der Windener Kläranlage ("es läuft auf einen Neubau hinaus") wird 2019 ebenfalls Thema sein. Man wolle weiter das Marktzentrum stärken, die Baugebiete erweitern und weitere Gewerbegebiete an der A9 ausweisen. Die Sanierung der Straßen in der Ortsmitte soll ebenfalls angegangen werden.

Ein Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre Gemeinderatsarbeit - die JWU ist seit 2008 im Marktgemeinderat die größte Fraktion- stand ebenfalls auf der Agenda. Zusammenfassend sagte Franken: "Wir waren verdammt fleißig, haben uns an größere Projekte herangetraut und trauen es uns weiterhin. Unser Anspruch ist, die Themen anzugehen." Am Schluss bestätigte Franken auf Nachfrage, bei den Kommunalwahlen 2020 wieder als Bürgermeisterkandidat zur Verfügung zu stehen. Dafür gab es spontan Applaus.

Es konnten auch langjährige Mitglieder in Abwesenheit geehrt werden. Seit 25 Jahren sind Georg Kraklauer, Gitte Kraklauer, Helmut Stark, Hans Söltl und Josef Söltl bei der JWU, die aktuell 108 Mitglieder hat.

Verena Vogl