Scheyern
"Ich lasse keine Zeit mehr verstreichen"

DIE GEWÄHLTEN BÜRGERMEISTER: Manfred Sterz will nach Jahren der Planung nun seine Ideen realisieren

11.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:23 Uhr
Manfred Sterz bleibt weiterhin der Mann an der Spitze im Scheyrer Rathaus. Für ihn steht die zweite Amtszeit an - er will die großen Projekte auf seiner Agenda weiter vorantreiben und auch abschließen. −Foto: Lodermeyer

Scheyern - Vor sechs Jahren hatte Manfred Sterz seine Arbeit als Bürgermeister etwas außergewöhnlich begonnen. Denn die erste Gemeinderatssitzung samt Vereidigung terminierte er kurzerhand auf Donnerstagnachmittag. "Das war noch nie so", sagt Sterz. Denn in Scheyern war und ist es seit Menschengedenken üblich, dass der Gemeinderat am Dienstagabend zusammenkommt.

 

Für die zweite Sitzung hatte sich Sterz das dann auch zu Herzen genommen, wieder den üblichen Termin gebucht und "alles richtig gemacht", wie er selbst sagt. Auch seine zweite Amtszeit startet wieder außer der Reihe: "Die zweite Wahlperiode eröffnen wir in der Turnhalle." Denn im sonst üblichen Sitzungssaal im Rathaus lassen sich die Coronaregelungen nicht umsetzen, der Gemeinderat weicht an diesem Dienstag daher aus.

Trotz der aktuellen Lage soll es Scheyern nun in großen Schritten vorwärts gehen: In seiner zweiten Amtszeit will Manfred Sterz die umfangreichen Projekte wie die Ortsmitte, das Kasernenareal und auch das Euernbacher Gemeindehaus vorantreiben - und so weit möglich auch abschließen. "Die zweite Amtszeit ist für einen Bürgermeister die wichtigste", sagt der Freie-Wähler-Rathauschef. "In den ersten sechs Jahren kann man viel anstoßen - aber man hat noch nicht so viel zum Herzeigen", sagt Sterz, der sich heuer in Scheyern gegen insgesamt drei Konkurrenten durchgesetzt hat.

Das war auch ein Faktor, der die Wahl in der Gemeinde noch einmal spannender gemacht hat, denn imposante neue Gebäude konnte Sterz bis dahin nicht vorweisen. "Wir haben uns in den ersten Jahren der Infrastruktur gewidmet", erklärt er. Gemeindestraßen, Kanal und Wasser standen in der vergangenen Amtszeit auf der Agenda. "Darauf haben wir uns die ersten Jahre konzentriert. Das sind wichtige Maßnahmen, das wird jedoch als selbstverständlich angesehen. Aber wir haben nichts Neues gebaut." Zumindest eine bedeutende Schlüsselübergabe stand doch im Kalender: Die Kinderkrippe auf dem ehemaligen Kasernengelände wurde eingeweiht. Dazu kommt noch das beinahe fertige Euernbacher Dorfgemeinschaftshaus, hier laufen die Arbeiten planmäßig noch bis Anfang 2021. In dem Neubau sollen Schützen, Feuerwehr und ein Großteil des Dorflebens Platz finden. "Dieses Projekt bekommen viele Scheyrer vielleicht gar nicht mit", vermutet Sterz.

Als eine klare Sache war die Wiederwahl daher nicht zu sehen. Schließlich hatten neben Sterz noch Dieter Schwab (CSU/Bürgerblock), Wolfgang Inderwies (Wählergruppe Gemeinde Scheyern) und Josef Breitsameter (Grüne) ihren Hut in den Ring geworfen. Während Breitsameter als Vertreter einer neuen Gruppierung im Ort eher als Außenseiter ins Rennen ging, kämpften Inderwies und Schwab mit harten Bandagen. Der WGS-Kandidat hatte sich die Pläne zur neuen Ortsmitte als Thema ausgesucht und warf dem amtierenden Bürgermeister hier geschönte Kostenschätzungen vor. CSU/BB-Bewerber Schwab schaffte es letztlich in die Stichwahl und fuhr zu diesem Termin noch einmal schwere Geschütze auf. Sterz hingegen zeigte sich im Wahlkampf eher zurückhaltend, ohne große Angriffe gegen seine Mitbewerber.

Das Vorgehen der Konkurrenten allerdings sieht er nun - knapp zwei Monate später - gelassen. "Man greift in einer Wahl den Amtsinhaber an, weil man etwas anders machen will", zeigt er Verständnis für die Taktik der anderen Kandidaten. "Der Wahlkampf soll aber nicht ewig im Raum stehen. Als Bürgermeister bin ich da nicht nachtragend." Stattdessen setzt er darauf, dass für die unterlegenen Mitbewerber dennoch das gemeinsame Ziel - Scheyern nach vorne bringen - als verbindende Basis gilt. "Nach diesem Wahlkampf müssen wir erst einmal zusammenfinden. Aber am Ende zählt doch das Wohl für Scheyern, dafür werden wir an einem Strang ziehen", zeigt sich Sterz überzeugt.

In den kommenden sechs Jahren, so hofft Sterz, kommen die großen Projekte soweit möglich zum Abschluss. In der Ortsmitte steht das Denkmal der ehemaligen Waldbauernschule bereits frei, die Arbeiten für den Neubau und die Außenanlagen können beginnen. Die jahrelangen Planungen für dieses Vorhaben werden nun in die Tat umgesetzt. "Es ist ein Unterschied, ob man etwas plant, oder ob dann wirklich der Bagger da ist", sagt Sterz. "Als Bauherr wird man bei Vor-Ort-Entscheidungen ganz anders gefordert." Momentan wartet die Gemeinde noch auf die Baugenehmigung, bald stehen aber auch im Gemeinderat schon die nächsten Entscheidungen an beispielsweise zu Türen und Materialien. Trotz der aktuell schwierigen Situation wegen Corona ist klar: "Die Regierung stellt nach wie vor die Fördergelder bereit, es gibt keine Anzeichen, dass hier reduziert wird", sagt Sterz.

Direkt neben der Ortsmitte steht gleich ein weiteres Projekt an: Das ehemalige Caritas-Heim beschäftigt die Gemeinde seit einigen Monaten, denn das Gebäude entspricht nicht mehr den Anforderungen an ein Seniorenheim. Sterz steht hier auch weiterhin in engem Kontakt mit den Eigentümern.

Zum Supermarkt gibt es aktuell ebenfalls Gespräche - allerdings in einer neuen Richtung. Denn der jetzige Markt am Ortseingang ist Teil eines Fonds, der Kontakt zu den Verantwortlichen während der vergangenen Monate war hier schwierig. Inzwischen ist klar: Der Fonds ist weiter verkauft worden. "Das war das i-Tüpfelchen", sagt Sterz. Die Gemeinde zog daraus die Konsequenzen, die Gespräche mit dem Fonds sind daher gescheitert. Stattdessen will Sterz nun direkt mit Edeka und der Pächterin vor Ort eine Lösung suchen, es laufe wohl auf einen Neubau direkt neben dem jetzigen Markt hinaus. "Ich lasse keine Zeit mehr verstreichen, den Bürgern ist Nahversorgung wichtig", sagt Sterz.

Zur Seite steht Sterz bei diesen Projekten auch die Verwaltung, bei der Sterz auf Beständigkeit hofft. "Bei der Geschäftsleitung gab es in den vergangenen sechs Jahren drei Personen", sagt Sterz. Walter Seefried hatte sich in den Ruhestand verabschiedet, auf ihn folge Sabrina Jany-Neidl, die letztlich in Elternzeit ging. Nun hat Johanna Schnell das Ruder in der Hand. "Das kann man nicht unter den Tisch kehren", sagt Sterz. "Es ist in der Verwaltung durch die Wechsel nicht leicht gewesen. Da haben auch die übrigen Mitarbeiter viel aufgefangen." Der Bürgermeister hofft nun auf Kontinuität in der Verwaltung und auch auf gute Zusammenarbeit im Gemeinderat. Das Gremium wählt an diesem Dienstagabend auch die Stellvertreter, es soll wie bisher einen Zweiten und Dritten Bürgermeister geben. "Ich hätte unter den Stellvertretern gerne wieder eine Frau", sagt Sterz. In der vorherigen Amtszeit konnte er sich hier auf seine Parteikollegin Katja Limpert verlassen, die allerdings nicht mehr angetreten ist, und auch auf Alice Köstler-Hösl (Bürgerblock) bauen. Die Vorschläge zu den Stellvertreterposten, so Sterz, sollen sich außerdem an den Stimmenergebnissen der Kommunalwahl orientieren. "Da kann man in einem gewissen Sinne ja den Wählerwillen ablesen", sagt Sterz.

Die Sitzung an diesem Dienstag beginnt um 19.30 Uhr in der Turnhalle der Mittelschule. Auf der Agenda stehen neben den Formalien nach der Kommunalwahl - Vereidigung der neuen Gemeinderäte, Wahl der Bürgermeisterstellvertreter, Besetzung der Ausschüsse und Gremien - auch einige andere Themen. Die Brandschutzsanierung der Grundschulturnhalle beschäftigt das Gremium genauso wie einige Vergaben zum Dorfgemeinschaftshaus Euernbach. Auch der Bebauungsplan Ortskern Fernhag steht auf der Agenda. Noch einmal geht es zudem um die Stellplätze rund um die Ortsmitte.

PK